Schlangen im Paradies
erwarten, daß ein anderer deine schmutzige Wäsche vom Boden aufhebt.»
«Aber die Wäsche ist von feinster Qualität.»
Sein Gesicht in ihr Haar vergraben. Der Duft nach ihrem gewohnten Zwanzig-Dollar-Eau-de-Cologne. «Spar dir dein Geld.
Ich kann kein teures Parfüm tragen. Das betäubt mich.»
Unter der eiskalten Dusche ließ der dumpfe, pochende Kopfschmerz nach. Einigermaßen erfrischt, wickelte sich Ted in den Bademantel, klingelte dem Zimmermädchen und bestellte Eistee. So gern er sich ins Freie gesetzt hätte, fand er es doch zu riskant. Er wollte nicht mit irgendwelchen Passanten ins Gespräch kommen. Cheryl. Es sähe ihr ähnlich, ganz «zufällig»
vorbeizugehen. Du lieber Himmel, würde sie ihre flüchtige Af-färe denn nie vergessen? Sie war schön, amüsant und von einer gewissen wohltuenden, ungeschminkten Direktheit – zugegeben.
Doch auch ohne den bevorstehenden, Prozeß führte da kein Weg zurück.
Er setzte sich auf die Couch, von wo er den Blick aufs Meer hatte, und beobachtete die Seemöwen, die über der schäumenden Brandung kreisten – außerhalb der Gefahrenzone, so daß sie weder vom Sog noch von den Wellen erfaßt und gegen die Steil-felsen geschleudert werden konnten.
Er konnte die bohrenden Gedanken an den Prozeß nicht ver-scheuchen und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Ungeduldig erhob er sich und stieß die Tür zur Seitenterrasse auf. Ende August begann es sich um diese Tageszeit meist angenehm abzukühlen. Er stützte sich auf die Brüstung.
Wann war ihm erstmals klargeworden, daß es mit ihm und Leila auf die Dauer nicht gutgehen konnte? Ihr tiefverwurzeltes Mißtrauen Männern gegenüber war unerträglich geworden. Hatte er deshalb Craigs Rat verworfen und die Million in ihr Stück investiert? Unterbewußt hatte er sich dabei einen durchschla-genden Erfolg erhofft, der sie voll beanspruchen und so die Entscheidung herbeiführen würde, daß sie die gesellschaftlichen Verpflichtungen oder seinen Wunsch nach Familie nicht akzeptieren könne. Leila war Schauspielerin und das hundertprozen-tig. Sie sprach zwar davon, daß sie ein Kind haben wollte, aber das waren Worte, eine überzeugend dargestellte Rolle. In Wahrheit hatte sie ihre mütterlichen Instinkte vollauf befriedigt, als sie Elizabeth großzog.
Die Sonne begann allmählich über dem Pazifik zu sinken. Die Luft war erfüllt vom Zirpen der Grillen. Abend. Dinner. Er konnte den Ausdruck auf den um den Tisch versammelten Gesichtern vor sich sehen. Min und Helmut: geheucheltes Lächeln, sorgenvolle Augen. Craig, der versuchte, in seinen Gedanken zu lesen. Syd, der eine gewisse trotzige Nervosität um sich verbreitete. Wieviel schuldete Syd den falschen Leuten für das Geld, das er in die Produktion gesteckt hatte? Wieviel erhoffte er sich zu leihen? Wieviel war seine Zeugenaussage wert? Cheryl: ganz verführerischer Zauber. Alvirah Meehan: ständig an der verdammten Rosette nestelnd, neugierig funkelnde Augen. Henry, der Elizabeth durch die gläserne Trennwand beobachtete. Elizabeth, die sie alle mit kaltem, verächtlichem Gesicht fixierte.
Ted blickte nach unten. Der Bungalow lag an einem Abhang, und unter der vorspringenden Seitenveranda ging es drei Meter in die Tiefe. Er starrte auf die rotblühenden Sträucher hinab. Vor seinem inneren Auge formten sich Bilder, und er stürzte wieder nach drinnen.
Er zitterte noch immer, als das Zimmermädchen den Eistee brachte. Ohne auf die zarte Satinsteppdecke zu achten, warf er sich auf das stabile, überbreite Bett. Wenn doch nur das Dinner, wenn doch nur die Nacht mit all ihren Begleiterscheinungen schon vorbei wäre …
Ein verkrampftes Lächeln umspielte seine Lippen. Weshalb hatte er es so eilig, den Abend hinter sich zu bringen? Wie mochte wohl ein Dinner im Gefängnis verlaufen, fragte er sich.
Um das festzustellen, würden ihm mehr als genug Abende zur Verfügung stehen.
6
Dora traf nachmittags um halb drei in Cypress Point Spa ein, stellte den Koffer in ihrem Zimmer ab und ging geradewegs zu ihrem Schreibtisch im Empfangsbüro.
Min hatte ihr erlaubt, die Beutel mit der unbeantworteten Fanpost im Abstellraum neben der Registratur aufzubewahren.
Normalerweise nahm Dora jeweils eine Handvoll Briefe heraus und verstaute sie in der untersten Schublade ihres Schreibtisches. Sie wußte, daß der Anblick von Leilas Post auf Min wie ein rotes Tuch wirkte. Doch jetzt war es ihr gleichgültig, ob sie Min reizte. Sie hatte für den Rest des Tages frei und
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