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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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    ßerst unklug wäre, sie zu beleidigen. Min rang sich ein gequältes Lächeln ab. «Sie sehen bezaubernd aus», teilte sie Alvirah mit.
    «Morgen helfe ich Ihnen persönlich bei der weiteren Auswahl.»
    «Das ist sehr nett von Ihnen.» Alvirah spielte an ihrer Rosette und wandte sich Helmut zu. «Ich muß Ihnen sagen, Baron, daß ich Ihr Inserat noch mal gelesen habe – Sie wissen schon, das eingerahmte, das in jedem Bungalow hängt.»
    «Ja?»
    Elizabeth fragte sich, ob sie es sich bloß einbildete, daß Helmut plötzlich auf der Hut zu sein schien.
    «Also ich muß Ihnen sagen, daß jedes Wort über Cypress Point stimmt. Sie erinnern sich doch an den bewußten Satz?
    ‹Am Ende einer hier verbrachten Woche fühlen Sie sich frei und sorglos wie ein Schmetterling, der auf einer Wolke dahinsegelt.›»
    «Ja, so was Ähnliches steht in dem Inserat.»
    «Aber Sie haben doch den Text geschrieben – haben Sie mir das denn nicht vorhin erzählt?»
    «Ich habe daran mitgewirkt, sagte ich. Wir beschäftigen eine Werbeagentur.»
    «Unsinn, Helmut. Mrs. Meehan stimmt offensichtlich mit dem Text der Anzeige überein. Ja, Mrs. Meehan, mein Mann ist überaus kreativ. Den täglichen Rundbrief an die Gäste verfaßt er selber, und als wir vor zehn Jahren das Hotel zum Kurzentrum umgebaut haben, konnte er den vorgelegten Anzeigenentwurf einfach nicht akzeptieren und hat ihn selber umgeschrieben.
    Dieses Inserat hat viele Preise bekommen, deshalb haben wir in sämtlichen Räumen einen gerahmten Abzug hängen.»
    «Bestimmt hat das bedeutende Leute veranlaßt hierherzukommen», meinte Alvirah. «Wie gern wär ich da ’ne Fliege an der Wand gewesen, um alle zu belauschen …» Sie strahlte Helmut an. «Oder ein Schmetterling, der auf einer Wolke dahinsegelt.»
    Sie verzehrten die kalorienarme Mousse, als es Elizabeth dämmerte, wie geschickt Mrs. Meehan die beiden ausgeholt hatte. Sie hatten ihr Geschichten erzählt, die Elizabeth nie zuvor gehört hatte, von einem exzentrischen Millionär, der am Eröffnungstag auf dem Fahrrad angekommen war, während sein Rolls-Royce ihm in gebührendem Abstand das Geleit gab; oder von einem Charterflugzeug, das ein Ölscheich beauftragt hatte, die wertvollen Juwelen zu holen, die eine seiner vier Frauen auf einem Tisch am Schwimmbecken liegengelassen hatte.
    Als sie aufstehen wollten, stellte Alvirah ihre letzte Frage:
    «Welches war der aufregendste Gast, den Sie jemals hatten?»
    Ohne Zögern, ohne einander auch nur anzusehen, antworteten sie: «Leila LaSalle.»

    Aus einem unerklärlichen Grund lief es Elizabeth kalt über den Rücken.

    Elizabeth überging den Kaffee und das anschließende musikalische Programm und eilte in ihren Bungalow zurück, um Sammy anzurufen. Als sie sich in ihrem Zimmer nicht meldete, wählte Elizabeth die Büronummer.
    Sammys Stimme klang erregt, drängend: «Elizabeth, ich bin ja fast in Ohnmacht gefallen, als ich von Min hörte, daß Sie hier sind. Nein, mir fehlt gar nichts, ich komme gleich rüber.»
    Zehn Minuten später riß Elizabeth die Tür auf und umarmte diese zerbrechliche Frau, die mit ihr zusammen Leilas letzte Lebensjahre begleitet und stets unerschütterliche Loyalität be-wiesen hatte.
    Als sie sich auf den beiden Sofas gegenübersaßen, musterten sie sich gegenseitig. Elizabeth stellte erschrocken fest, wie sehr sich Dora verändert hatte. «Ich weiß», erklärte diese schief lä-
    chelnd, «ein umwerfender Anblick bin ich nicht gerade.»
    «Sie sehen wirklich nicht gut aus, Sammy», entgegnete Elizabeth. «Wie geht’s Ihnen denn nun ehrlich?»
    Dora zuckte die Achseln. «Ich fühle mich immer noch so schuldbewußt. Sie waren unterwegs und konnten nicht mitkriegen, wie Leila sich von Tag zu Tag veränderte. Ich dagegen konnte es mit eigenen Augen sehen, wenn sie mich im Krankenhaus besuchte.
    Irgend etwas machte sie kaputt, aber sie sprach nicht darüber. Ich hätte mich mit Ihnen in Verbindung setzen müssen. Ich habe sie schmählich im Stich gelassen. Und jetzt habe ich das Gefühl, er-gründen zu müssen, was passiert ist. Vorher finde ich keine Ruhe.»
    Elizabeth kamen die Tränen. «Jetzt haben Sie mich doch tatsächlich zum Weinen gebracht. Das ganze erste Jahr hatte ich ständig eine dunkle Brille dabei. Ich brauchte sie als Schutz, weil ich nie wissen konnte, wann sich die Tränenschleusen öffneten. Meine Trauerausrüstung nannte ich sie.»

    Sie faltete die Hände. «Sagen Sie mir eins, Sammy – besteht auch nur die entfernte

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