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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wie die Ertrinkende an einen Strohhalm. Und jetzt zählte sie die Stunden, bis sie nach New York und in ihr Apartment zurückkehren konnte. Ihr war, als habe sie tatsächlich kein Zuhause.
    Würde der Prozeß sich als Katharsis erweisen? Würde das Bewußtsein, zur Bestrafung von Leilas Mörder beigetragen zu haben, eine befreiende Wirkung auf sie ausüben, so daß sie Kontakt zu anderen suchen, ein neues eigenes Leben anfangen konnte? «Entschuldigung.» Ein junges Paar ging hinter ihr. Sie erkannte ihn – ein Tennisspieler der Spitzenklasse. Wie lange hatte sie den beiden schon den Weg versperrt?
    «Tut mir leid. Ich muß wohl geträumt haben.» Sie trat beiseite, und die beiden konnten nun unbehindert, Hand in Hand, un-verbindlich lächelnd, vorbei. Sie folgte ihnen langsam bis zum Ende des Weges, die Verandatreppe hinauf. Ein Kellner bot ihr einen Drink an. Sie nahm ihn entgegen und stellte sich ganz hinten an die Brüstung. Für nichtiges Gespräch fehlte ihr der Sinn.
    Min und Helmut machten die Runde bei den Gästen mit der Gewandtheit alterprobter Party-Veranstalter. Min, im flattern-den Kaftan aus gelbem Satin, dazu lange Diamant-Ohrgehänge, zeigte sich in strahlender Siegerlaune. Zu ihrer nicht geringen Überraschung stellte Elizabeth fest, daß Min eigentlich recht schlank war. Es lag an ihrer Vollbusigkeit und dem hochfah-renden Gehabe, daß sie einen derart imposanten Eindruck erweckte.
    Helmut war wie immer tadellos gekleidet – marineblaues Sei-denjackett und hellgraue Flanellhosen. Er verströmte Charme, beugte sich über Damenhände, lächelte, zog eine makellos geschwungene Braue hoch – der vollendete Gentleman.
    Aber warum haßte er Leila?

    An diesem Abend waren die Speisesäle pfirsichfarben dekoriert: pfirsichfarbene Tischdecken und Servietten, Tafelaufsätze mit pfirsichfarbenen Rosen, Lenox-Porzellan mit zartem Dessin in Pfirsichfarben und Gold. Mins Tisch war für vier Personen gedeckt. Im Näherkommen bemerkte Elizabeth, wie der Oberkell-ner Min zum Telefon dirigierte.
    Sie kehrte offensichtlich verärgert zurück. Trotzdem schien die Freude, mit der sie Elizabeth begrüßte, echt zu sein. «Endlich ein bißchen Zeit für ein kurzes Zusammensein, Elizabeth.
    Ich hatte gehofft, Sammy und dir eine freudige Überraschung zu bereiten. Sammy ist zeitig zurückgekommen, Offenbar hat sie meine Nachricht nicht gefunden und wußte daher nicht, daß du hier bist. Ich habe sie eingeladen, mit uns zu essen, aber sie hat mir eben am Telefon gesagt, daß sie sich nicht besonders fühlt.
    Ich hab ihr erklärt, daß du jetzt im Speisesaal bist. Sie kommt dann nach dem Dinner in deinen Bungalow.»
    «Ist sie krank?» erkundigte sich Elizabeth besorgt.
    «Sie hat eine lange Fahrt hinter sich. Trotzdem sollte sie was essen. Ich wünschte, sie hätte sich dazu aufgerafft.» Min wollte eindeutig jede weitere Diskussion unterbinden.
    Elizabeth beobachtete Min, wie sie mit geübtem Blick alles scharf überwachte. Wehe dem Kellner, der sich auch nur die geringste Unkorrektheit zuschulden kommen ließ, der mit dem Geschirr klapperte oder etwas verschüttete oder an den Stuhl eines Gastes anstieß. Ihr fiel ein, daß es Min gar nicht ähnlich sah, Sammy an ihren Tisch zu bitten. War es denkbar, daß Min hinter ihrem Wunsch, auf Sammy zu warten, einen besonderen Grund vermutete und den erfahren wollte?

    Und war es möglich, daß Sammy diese Klippe geschickt um-schifft hatte?
    «Bitte entschuldigen Sie die Verspätung.» Alvirah Meehan zog den Stuhl unter dem Tisch hervor, ehe der Kellner ihr dabei helfen konnte. «Die Kosmetikerin hat mich extra für den Abend zurechtgemacht, nachdem ich mich angezogen hatte», verkündete sie strahlend. «Na, wie gefällt’s Ihnen?»
    Alvirah trug einen beigefarbenen Kaftan mit rundem Halsaus-schnitt und brauner Perlstickerei, der sehr kostspielig aussah.
    «Den hab ich in der Boutique gekauft», erklärte sie. «Sie haben da wirklich hübsche Sachen. Und ich hab alles, was mir die Kosmetikerin empfohlen hat, mitgenommen. Sie war so hilfsbe-reit.»
    Als Helmut am Tisch erschien, beobachtete Elizabeth innerlich erheitert Mins Gesicht. Man wurde ausdrücklich eingeladen, sich zu Min und Helmut zu setzen – eine feine Nuance, die Mrs.
    Meehan weder kennen noch verstehen konnte. Min könnte ihr das erklären und sie an einem anderen Tisch plazieren. Andererseits bewohnte Mrs. Meehan den teuersten Bungalow, kaufte offensichtlich alles, was ihr vor die Augen kam, so daß es

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