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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sie hat eine lebhafte Phantasie und bildete sich ein, das seien Sie im Handgemenge mit Leila. Sie ist reif fürs Irrenhaus.»
    Sie gingen ins Cannery, in dem sich auch jetzt, gegen Ende des Sommers, die Gäste drängten, doch Craig hatte telefonisch Plätze reserviert, und sie bekamen einen Fenstertisch mit Rund-blick auf den Hafen von Monterey. Cheryl rutschte neben Ted, legte ihm die Hand aufs Knie. «Wie in den alten Zeiten», flü-
    sterte sie. Sie trug ein rückenfreies Oberteil aus Lamé und dazu passende hautenge Hosen. Als sie durch das Lokal geschritten war, hatten sich alle die Köpfe nach ihr verrenkt und den effekt-vollen Auftritt mit anerkennendem Gemurmel begleitet.
    In den vergangenen Monaten hatte Cheryl ihn wiederholt angerufen, doch er hatte nie zurückgerufen. Jetzt, als ihre warmen Finger unablässig sein Knie streichelten, fragte sich Ted, ob er nicht ein Narr sei, das nicht zu nehmen, was ihm so bereitwillig angeboten wurde. Cheryl würde alles sagen, was er verlangte und was zu seiner Verteidigung beitragen könnte. Doch zu welchem Preis?

    Syd, Bartlett und Craig waren sichtlich erleichtert, Cypress Point entronnen zu sein. «Warten Sie erst mal das Essen ab», wandte sich Syd an Henry. «Da lernen Sie echte Meeresfrüchte kennen und schätzen.»
    Der Kellner erschien. Bartlett bestellte einen Whisky. Sein Aufzug war untadelig: champagnerfarbenes Jackett, dazu ein farblich genau abgestimmtes Sporthemd und zimtfarbene Hosen, beides eindeutig maßgefertigt. Das dichte, überaus sorgfältig frisierte Haar und das faltenlose gebräunte Gesicht erzielten eine eindrucksvolle Kontrastwirkung. Ted stellte ihn sich vor, wie er die Geschworenen abwechselnd belehrte, umwarb, beschimpfte.
    Ein ausgekochter Effekthascher. Offensichtlich betrieb er das mit Erfolg. Doch wie würde sich das konkret auf die Höhe der Haftstrafe auswirken? Er wollte einen Wodka Martini bestellen, entschloß sich aber dann zu einem Bier. Jetzt mußte er seine fünf Sinne beieinanderhaben.
    Es war erst sieben, noch früh fürs Dinner. Aber er hatte darauf bestanden. Craig und Syd unterhielten sich angeregt. Syd machte einen fast fröhlichen Eindruck. Zeugenaussage im Sonderan-gebot, dachte Ted. Leila als delirierende Alkoholikerin hinstel-len. Das könnte total danebengehen, Leute, und dann bin ich derjenige, der dafür bezahlt.
    Craig erkundigte sich nach Syds Agentur, bedauerte ihn wegen des Geldes, das er an Leilas Stück verloren hatte. «Wir MC
    sind dabei auch baden gegangen», meinte er. Er sah zu Cheryl hinüber und lächelte herzlich.»Und wir finden das einfach toll von dir, Cheryl, daß du versucht hast, das Schiff vorm Kentern zu bewahren, das war einsame Spitze.»
    Trag doch um Himmels willen nicht so dick auf! Ted biß sich auf die Lippen, um Craig nicht anzuschreien. Doch die anderen lächelten breit. Er war der Fremdkörper in der Gruppe, der un-bequeme Außenseiter. Er spürte die Blicke der übrigen Gäste, die sich auf seinen Tisch, auf ihn richteten. Genauso hätte er ihre gedämpften Kommentare wiedergeben können: «Nächste Woche beginnt sein Prozeß.» … «Denken Sie, daß er’s getan hat?»
    … «Mit seinem Geld schafft er’s vermutlich, rausgepaukt zu werden. So läuft’s doch immer.»
    Nicht unbedingt.
    Gereizt blickte Ted auf die Bucht. Im Hafen lagen viele Schif-fe – große, kleine, Segelboote, Motorjachten. Seine Mutter war mit ihm hierhergefahren, sooft sie konnte. Es war der einzige Ort, an dem sie sich je glücklich gefühlt hatte.
    «Die Familie von Teds Mutter stammte aus Monterey», sagte Craig, zu Henry Bartlett gewandt.
    Wieder stieg in Ted die heftige Gereiztheit hoch, die Craig in ihm auszulösen begonnen hatte. Seit wann? Hatte es in Hawaii angefangen? Schon vorher? Lies nicht meine Gedanken. Sprich nicht für mich. Ich habe das satt. Leila fragte ihn oft, ob es ihm denn nicht zuviel würde, wenn sich die Bulldogge ständig an seine Fersen heftete.
    Die Drinks kamen. Bartlett riß das Gespräch an sich. «Wie Sie wissen, sind Sie alle als potentielle Zeugen der Verteidigung registriert. Offenbar können Sie zu der Szene im Elaine aussagen. Das gleiche gilt für zweihundert weitere Personen. Im Zeugenstand hätte ich jedoch gern Ihre Unterstützung, um für die Geschworenen ein vollständigeres Bild von Leila zu zeichnen.
    Sie alle kennen das Image, das sie in der Öffentlichkeit hatte.
    Aber Sie wissen auch, daß sie eine zutiefst unsichere Frau war, die kein Selbstvertrauen hatte,

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