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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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das Sie nicht mal interessieren würde», erwiderte Cheryl. «Lassen Sie mich die Sache überschlafen.»
    Craig verlangte die Rechnung. «Ich habe das Gefühl, dieses Gespräch ist reine Zeitverschwendung.»

    Um halb zehn brachte die Limousine sie wieder zurück. «Ted soll mich zu meinem Bungalow begleiten.» Cheryls Stimme hatte jetzt einen scharfen Beiklang.
    «Ich begleite dich», protestierte Syd.
    «Nein, Ted kommt mit», beharrte Cheryl.
    Sie lehnte sich eng an ihn, als sie den Weg zu ihrem Bungalow entlanggingen. Aus dem Hauptgebäude strebten schon die ersten Gäste ihren Quartieren zu. «War das nicht ein hübscher Abend für uns beide?» murmelte Cheryl.
    «Cheryl, ist dieses Gerede von einem ‹Beweis› wieder mal eins von deinen Spielchen?» Ted strich ihr die schwarze Mähne aus dem Gesicht.
    «Ich mag’s, wenn du mein Haar berührst.» Sie waren bei ihrem Bungalow angelangt. «Komm rein, Darling.»
    «Nein. Ich wünsche dir eine gute Nacht.»
    Sie zog seinen Kopf zu sich herunter, bis ihre Lippen sich fast berührten. Hatte sie ihren alkoholisierten Zustand nur vorge-täuscht? fragte er sich. «Darling», flüsterte sie erregt, «begreifst du denn nicht, daß ich dir dazu verhelfen kann, den Gerichtssaal als freier Mann zu verlassen?»

    Craig und Bartlett verabschiedeten sich von Syd und machten sich auf den Weg zu ihrem Bungalow. Henry Bartlett war sichtlich zufrieden. «Anscheinend ist Teddy endlich ein Licht aufgegangen. Es ist wichtig für ihn, die Kleine beim Prozeß auf seiner Seite zu haben. Was hat sie mit diesem Hokuspokus gemeint, daß Ted sich für eine andere interessiert?»
    «Wunschdenken. Wahrscheinlich möchte sie sich um die Rolle bewerben.»
    «Verstehe. Wenn er schlau ist, akzeptiert er’s.»
    Sie langten bei Craigs Bungalow an. «Ich würde gern noch auf einen Sprung reinkommen», erklärte Bartlett. «Eine gute Gelegenheit, sich unter vier Augen zu unterhalten.» Drinnen sah er sich um und konstatierte: «Wieder was ganz anderes.»
    «Auf Mins Wertskala rangiert dies unter männlich-rustikal», erläuterte Craig. «Sie hat nichts ausgespart – massive Kiefern-holztische, überall Bohlenbelag. Das Bett sogar mit spartani-schem Lattenrost. Sie hat mich ganz automatisch in dieser Kategorie untergebracht. Vermutlich bin ich in ihrem Unterbewußtsein als schlichter, unkomplizierter Typ eingeordnet.»
    «Und sind Sie’s?»
    «Ich denke nicht. Und selbst wenn ich’s wäre, bevorzuge ich doch Betten in Übergröße und Sprungfedernmatratzen, man muß sich nämlich mächtig abstrampeln, um sich aus der armse-ligen Gegend hochzuboxen, wo mein Alter sein Delikatessenge-schäft hatte …»
    Bartlett musterte ihn eingehend. «Bulldogge» war eine passende Beschreibung für ihn, befand er. Rotblondes Haar, indiffe-rentes Aussehen, Wangen, die lauter Wülste bilden würden, wenn er nicht sein Gewicht hielt. Ein solider Bürger. Jemand, den man gern auf seiner Seite hatte. «Ein Glück für Ted, daß er Sie hat», meinte er. «Ich glaube, er weiß das gar nicht zu schätzen.»
    «Da irren Sie sich aber. Er ist jetzt darauf angewiesen, daß ich ihn in der Firma vertrete, und das ärgert ihn. Um das abzureagie-ren, verlagert er seinen Groll über diese Situation auf mich, den vermeintlichen Sündenbock. Das Problem liegt darin, daß eben diese meine Stellvertreterexistenz ein Symbol für seine vertrack-te Lage ist.»
    Craig ging zum Wandschrank und nahm einen Koffer heraus.
    «Ich habe auch meinen Privatvorrat mitgebracht.» Er schenkte den Courvoisier ein, reichte Bartlett ein Glas und setzte sich auf die Couch, beugte sich vor, drehte das Glas in der Hand. «Ich erzähle jetzt ein typisches Beispiel. Meine Kusine hatte einen Unfall und lag annähernd ein Jahr im Krankenhaus. Ihre Mutter brachte sich förmlich um, während sie die Kinder betreute. Und wissen Sie was? Meine Kusine war eifersüchtig auf ihre Mutter.
    Sie sagte, ihre Mutter hätte nun die Freude an den Kindern, während doch eigentlich sie bei ihnen sein müßte. Das gleiche Lied wie bei Ted und mir. Sobald meine Kusine aus dem Krankenhaus entlassen wurde, sang sie wahre Lobeshymnen auf ihre Mutter, die alles so fabelhaft gemacht hätte. Wenn Ted freigesprochen wird, läuft zwischen uns alles wieder normal. Und eins kann ich Ihnen versichern – seine Wutausbrüche über mich ergehen zu lassen, ist mir wesentlich lieber, als in seinen Schuhen zu stecken.»
    Bartlett erkannte, daß er Craig Babcock vorschnell als aufge-blasenen

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