Schlangen im Paradies
Speichellecker abqualifiziert hatte. Das kommt davon, wenn man hochnäsig ist, dachte er verdrießlich. Seine Antwort war entsprechend wohlabgewogen. «Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen, und finde Sie sehr scharfsichtig.»
«Unerwartet scharfsichtig?» fragte Craig schwach lächelnd.
Bartlett ließ sich nicht ködern. «Allmählich wird mir bei der Sache auch etwas wohler. Vielleicht können wir eine Verteidigung aufbauen, die in den Köpfen der Geschworenen zumindest gewisse Zweifel erweckt. Haben Sie sich um die Detektei ge-kümmert?»
«Ja. Wir haben zwei Privatdetektive angesetzt, soviel wie möglich über die Dame Ross in Erfahrung zu bringen. Ein dritter beschattet sie auf Schritt und Tritt. Mag übertrieben sein, aber man kann ja nie wissen.»
«Nichts, was weiterhilft, ist übertrieben.» Bartlett ging zur Tür.»Ihnen ist zweifellos klar, daß Ted Winters mich zum Teufel wünscht, vermutlich aus dem gleichen Grund, aus dem er Ihnen an die Kehle springt. Wir beide wollen, daß er den Gerichtssaal als freier Mann verläßt. Eine Verteidigungslinie, die ich vor diesem Abend nicht erwogen habe, dient dem Zweck, die Jury zu überzeugen, daß er und Cheryl sich kurz vor Leila LaSalles Tod wieder zusammengetan haben und daß die Millionen, die er in das Theaterstück investierte, Leilas Abfindung darstellten.»
Bartlett öffnete die Tür und blickte kurz über die Schulter zu-rück. «Überschlafen Sie’s und kommen Sie morgen früh zu mir mit einem fertigen Schlachtplan.»
Er hielt inne und fügte nach einer Pause hinzu: «Aber wir müssen Teddy dazu überreden, daß er mit uns am gleichen Strick zieht.»
Als Syd in seinen Bungalow zurückkehrte, fand er eine Nachricht vor, daß eine telefonische Voranmeldung für ihn vorliege. Er hatte sofort eine untrügliche Ahnung – das mußte Bob Koenig sein.
Der Präsident der World Motion Pictures war bekannt für seine Marotte, nächtliche Gespräche zum Billigtarif zu führen. Das konnte nur eins bedeuten: Die Entscheidung über Cheryl und die Rolle der Amanda war gefallen. Ihm brach der kalte Schweiß aus.
Mit einer Hand angelte er nach einer Zigarette, mit der anderen nach dem Telefonhörer, und während er «Syd Melnick» in die Muschel blaffte, klemmte er den Hörer mit der Schulter fest, um die Zigarette anzuzünden.
«Fein, daß du mich heute abend noch erreicht hast, Syd. Ich hatte ein Gespräch für sechs Uhr früh angemeldet.»
«Da war ich auch wach gewesen. Wer kann schon schlafen in dieser Branche?»
«Ich schlafe wie ein Murmeltier, Syd. Ich hab ein paar Fragen.»
Er sah Bob vor sich, lässig zurückgelehnt in dem lederbezo-genen Drehstuhl zu Hause in seiner Bibliothek. Mitgefühlsbe-tonten Entscheidungen wäre Bob nie an die Spitze gelangt. Cheryls Probeaufnahmen waren großartig ausgefallen, erinnerte sich Syd hoffnungsvoll. Aber worum ging’s denn? «Schieß los», sagte er, bemüht, entspannt und locker zu klingen.
«Wir schwanken immer noch zwischen Cheryl und Margo Dresher. Du weißt ja selber, wie mühsam es ist, eine Serie zu lancieren. Margo hat den größeren Namen. Cheryl war gut, verdammt gut sogar – wahrscheinlich besser als Margo. Allerdings werde ich abstreiten, das je gesagt zu haben. Aber Cheryl hat seit Jahren nichts Spektakuläres aufzuweisen, und das Fiasko am Broadway kam in der Konferenz immer wieder aufs Tapet.»
Das Theaterstück. Schon wieder dieses verdammte Stück. Syd sah Leilas Gesicht deutlich vor sich, vergegenwärtigte sich, wie sie ihn im Elaine angebrüllt hatte. Damals kannte er nur den einen Wunsch, sie niederzuschlagen, diese zynische, spottende Stimme auszulöschen, für immer …
«Das Stück war als Zugnummer für Leila gedacht. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür, Cheryl da reingehetzt zu haben.»
«Das haben wir doch schon alles durchgekaut, Syd. Ich will ganz offen zu dir sein. Letztes Jahr hatte Margo ein kleines Dro-genproblem, alle Kolumnisten haben darüber berichtet. Das Publikum kriegt allmählich die Schnauze voll von Stars, die ihr halbes Leben mit Entziehungskuren in irgendwelchen Sanatori-en verbringen. Ich möchte eine klare Antwort – gibt es irgendwas bei Cheryl, das uns in Verlegenheit bringen könnte, wenn wir uns für sie entscheiden?»
Syd umklammerte den Hörer. Cheryl war im Vorteil. Der plötzliche Hoffnungsstrahl ließ sein Herz stürmisch klopfen. Er bekam schweißnasse Hände. «Bob, ich schwöre dir …»
«Heilige Eide schwört mir jeder. Wie
Weitere Kostenlose Bücher