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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die ständig die Angst zu versagen verfolgte.»
    «Eine Verteidigung nach dem Muster Marilyn Monroe», meinte Syd. «Bei all den wilden Gerüchten über Marilyns Tod wurde allgemein bereitwillig akzeptiert, daß sie Selbstmord begangen hat.»
    «Genau.» Bartlett bedachte Syd mit einem freundlichen Lä-
    cheln. «Nun erhebt sich die Frage nach dem Motiv. Erzählen Sie mir von dem Stück, Syd.»

    Syd zuckte die Achseln. «Das war ihr auf den Leib geschrieben. Die ideale Rolle. Sie war ganz vernarrt in das Manuskript.
    Die Proben liefen anfangs wie geschmiert. Ich sagte immer zu ihr, wir könnten glatt in einer Woche eröffnen. Und dann passierte irgendwas. Sie erschien um neun Uhr früh im Theater –
    betrunken. Von da an ging’s bergab.»
    «Lampenfieber?»
    «Das haben viele. Helen Hayes erbrach vor jeder Vorstellung.
    Sobald Jimmy Stewart einen Film abgedreht hatte, war er fel-senfest davon überzeugt, daß ihm kein Mensch je wieder einen neuen anbieten würde. Leila übergab sich und machte sich Sorgen. So ist eben das Showgeschäft.»
    «Genau das möchte ich im Zeugenstand nicht hören», erklärte Henry scharf. «Ich beabsichtige, das Bild einer Frau mit Alko-holproblemen zu zeichnen, die eine schwere Depression durch-machte.»
    Ein Teenager tauchte hinter Cheryl auf. «Könnte ich bitte ein Autogramm haben?» Er knallte ihr eine Speisekarte hin.
    «Selbstverständlich.» Cheryl signierte strahlend.
    «Stimmt es, daß Sie in dieser neuen Serie die Amanda spielen?»
    «Ich denke schon. Halten Sie mir jedenfalls die Daumen.»
    Cheryl sonnte sich in der Bewunderung, die ihr dieser Teenager entgegenbrachte.
    «Sie als Amanda, das wäre einfach super. Und vielen Dank auch.»
    «Hätten wir das doch bloß auf Band, dann könnten wir’s Bob Koenig schicken», bemerkte Syd sarkastisch.
    «Wann erfährst du es?» erkundigte sich Craig.
    «Vermutlich in den nächsten Tagen.»
    Craig erhob sein Glas. «Auf Amanda.»
    Cheryl ignorierte ihn und wandte sich zu Ted. «Willst du denn darauf nicht trinken?»

    Er erhob sein Glas. «Selbstverständlich.» Das meinte er ernst.
    Die unverhüllte Hoffnung in ihren Augen hatte etwas merkwürdig Rührendes. Leila hatte Cheryl immer in den Schatten gestellt. Warum waren sie bei der Farce von den guten Freundinnen geblieben? Lag es daran, daß Cheryls unablässiges Streben, Leila zu überflügeln, für diese eine Herausforderung bedeutet hatte, einen ständigen willkommenen Ansporn, ihr Bestes zu geben?
    Cheryls Lippen streiften seine Wange. Er zuckte nicht zurück.
    Beim Kaffee stützte Cheryl die Ellbogen auf den Tisch und dann den Kopf in die Hände. Ihre vom Champagner leicht ver-nebelten Augen schienen verheißungsvoll zu glühen. Mit etwas heiserer Stimme tuschelte sie Bartlett zu: «Und wenn Leila nun geglaubt hätte, daß Ted sie wegen einer anderen Frau fallenlassen wollte? Inwieweit würde das die Selbstmordtheorie unterstützen?»
    «Ich war an keiner anderen Frau interessiert», konterte Ted.
    «Darling, hier handelt es sich doch nicht um die Stunde der Wahrheit. Du hältst jetzt besser den Mund», wies ihn Cheryl zurecht. «Beantworten Sie meine Frage, Henry.»
    «Wenn wir einen Beweis dafür hätten, daß Ted sich für eine andere interessierte und daß Leila davon wußte, wäre damit ein Grund für ihre Verzweiflung gegeben. Wir würden die These des Anklägers erschüttern, Ted habe Leila getötet, weil sie ihn zurückgewiesen hatte. Wollen Sie mir damit sagen, es sei zwischen Ihnen und Ted etwas gelaufen, bevor Leila starb?» fragte Bartlett hoffnungsvoll.
    «Das beantworte ich», fuhr Ted ihn an. «Mit einem klaren Nein.»
    «Ihr habt nicht richtig zugehört», beschwerte sich Cheryl.
    «Ich sagte, ich hätte vielleicht einen Beweis dafür, daß Leila dachte, Ted wolle sie wegen einer anderen fallenlassen.»
    «Du weißt ja nicht, was du sprichst, Cheryl. Ich schlage vor, du hältst jetzt den Mund», empfahl Syd. «Laßt uns gehen. Du hast entschieden zuviel getrunken.»
    «Du hast recht», entgegnete Cheryl liebenswürdig. «Das passiert nicht gerade oft, Syd, mein Lieber, aber diesmal hast du wirklich recht.»
    «Einen Moment noch», unterbrach sie Bartlett. «Falls Sie nicht irgendein Spielchen spielen, Cheryl, sollten Sie lieber Ihre Karten auf den Tisch legen, Alles, was Aufschluß gibt über Leilas Gemütsverfassung, über ihren Geisteszustand, ist für Teds Verteidigung von elementarer Bedeutung. Was bezeichnen Sie als ‹Beweis›?»
    «Vielleicht etwas,

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