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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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noch in mir fort.
    DRYDEN

    Lieber Gast von Cypress Point!
    Einen frohen guten Morgen wünsche ich Ihnen. Ich hoffe, Sie genießen bei der Lektüre dieser Zeilen einen unserer köstlichen Fruchtsäfte zum Frühschoppen. Wie manchen von Ihnen bekannt, werden sämtliche Orangen und Grapefruits eigens für uns gezogen.
    Haben Sie diese Woche schon in unserer Boutique einge-kauft? Wenn nicht, müssen Sie sich unbedingt die soeben einge-troffenen atemberaubenden Kreationen für Damen und Herren ansehen. Selbstverständlich nur Modelle. Jeder unserer Gäste ist einzigartig.
    Ein Hinweis zur Gesundheit. Inzwischen spüren Sie vielleicht Muskeln, deren Vorhandensein Sie längst vergessen hatten.
    Denken Sie daran: Körperbewegung ist niemals gleichbedeutend mit Schmerz. Ein leichtes Unbehagen zeigt Ihnen, daß Sie das Stadium des Überdehnens erreichen. Und achten Sie darauf, daß die Knie stets gelockert bleiben.
    Sehen Sie optimal aus? Freud und Leid haben in Ihrem Gesicht Spuren hinterlassen, winzige Fältchen, die Kollagen jedoch wie mit Zauberhand zu glätten vermag. Denken Sie daran, daß Ihnen dieser Weg jederzeit offensteht.
    Seien Sie heiter. Seien Sie ruhig. Seien Sie fröhlich. Und ver-leben Sie einen hübschen Tag.
    Baron und Baronin von Schreiber

    1
    Um sechs stand Ted auf und machte sich zum Jogging fertig.
    Der Morgen war kühl und klar, doch tagsüber würde es wieder heiß werden. Er hatte kein festes Ziel, sondern überließ es dem Zufall, wohin ihn seine Füße tragen würden. Daß er sich nach zwanzig Minuten vor dem Haus seines Großvaters in Carmel befand, überraschte ihn keineswegs. Damals war es weiß, der jetzige Besitzer hatte es moosgrün streichen lassen –recht attraktiv, doch ihm war die weiße Farbe lieber, die in der Nachmittagssonne so unvergleichlich leuchtete. Der Strand hier gehörte zu seinen frühesten Erinnerungen. Seine Mutter half ihm, eine Sandburg zu bauen, lachend, das dunkle Haar flatternd, voller Glück, hier zu sein anstatt in New York, voller Dankbarkeit für die Atempause. Dieser gemeine Kerl, den er Vater nannte! Die infame Art, wie er sie lächerlich gemacht, wie er sie nachgeäfft hatte, die Brutalität. Warum? Woher stammte diese grausame Ader? Oder war es einfach der Alkohol, durch den das Rohe und Böse in seinem Vater zum Vorschein kam, bis er soviel trank, daß ihm die wilde Ader zur zweiten Natur wurde, daß sich seine Persönlichkeit auf Schnapsflasche und Fäuste reduzierte? Und hatte er, Ted, diese brutale Ader geerbt?
    Ted stand am Strand, starrte zum Haus hinüber, sah seine Mutter und Großmutter auf der Veranda, sah seine Großeltern beim Begräbnis seiner Mutter, hörte seinen Großvater sagen:
    «Wir hätten sie dazu bringen müssen, ihn zu verlassen.»
    Seine Großmutter flüsterte: «Sie wäre nie von ihm weggegan-gen – dann hätte sie ja auf Ted verzichten müssen.»
    War es seine Schuld? Die Frage hatte er sich als Kind immer wieder gestellt. Und er stellte sie sich noch heute. Es gab keine Antwort darauf.
    Jemand beobachtete ihn vom Fenster aus. Rasch joggte er weiter am Strand entlang.

    Bartlett und Craig erwarteten ihn in seinem Bungalow. Sie hatten bereits gefrühstückt. Er bestellte sich telefonisch Saft, Toast, Kaffee. «Ich komme gleich wieder», entschuldigte er sich, duschte und zog Shorts und ein T-Shirt an. Das Frühstück für ihn war inzwischen gebracht worden. «Prompte Bedienung, nicht wahr? Min versteht sich wirklich darauf, einen solchen Betrieb zu leiten! Wäre eine gute Idee gewesen, eine Option zu erwerben und solche Kurzentren in neuen Hotels einzurichten.»
    Keine Antwort. Die beiden saßen am Tisch, beobachteten ihn, wußten anscheinend, daß er einen Kommentar weder erwartete noch wünschte. Er leerte das Glas Orangensaft in einem Zug und schenkte sich Kaffee ein. «Ich werde den Vormittag über trainieren. Die letzte Gelegenheit, wir fliegen morgen nach New York. Craig, du berufst bitte den Vorstand zu einer Sondersit-zung für Samstagvormittag ein. Ich trete von meinem Amt als Direktor und Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zurück und ernenne dich zu meinem Nachfolger.»
    Seine Miene duldete keinen Widerspruch. Er wandte sich an Bartlett und blickte ihn eisig an. «Ich habe beschlossen, mich für schuldig zu erklären, Henry. Geben Sie mir ein Resümee, mit was für einem Urteil ich im besten und im schlimmsten Fall zu rechnen habe.»

    2
    Elizabeth lag noch im Bett, als Vicky ihr das Frühstück brachte.
    Sie stellte

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