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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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immer und immer wieder provoziert hätte. Stimmte das?
    Hatte Min recht – daß es niemals Leilas Wunsch gewesen wä-
    re, Ted für den Rest seines Lebens hinter Gittern zu sehen? Und warum klang Min so überzeugt von Teds Schuld? Vor zwei Tagen hatte sie noch steif und fest behauptet, es müsse ein Unfall gewesen sein.
    Elizabeth schlang die Arme um ihre Knie und bettete den Kopf in den Händen.
    «Ich weiß nicht, was ich tun soll», flüsterte sie. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so verlassen gefühlt.
    Um sieben hörte sie von ferne, wie die «Cocktail»-Stunde eingeläutet wurde. Sie beschloß, sich das Dinner in den Bungalow bringen zu lassen. Sie hätte es nicht ertragen, sich drüben unter die Leute zu mischen, belanglose Höflichkeiten auszutau-schen, während Sammys Sarg im Leichenschauhaus zur Überführung nach Ohio bereitstand, während Alvirah Meehan im Monterey Hospital um ihr Leben kämpfte. Zwei Abende zuvor hatte sie noch am gleichen Tisch mit Alvirah Meehan gesessen.
    Zwei Abende zuvor war Sammy hier in diesem Zimmer mit ihr zusammengewesen. Wer würde das nächste Opfer sein?
    Um Viertel vor acht rief Min an: «Elizabeth, alles fragt nach dir. Bist du in Ordnung?»
    «Natürlich. Ich brauche bloß etwas Ruhe.»
    «Bist du auch bestimmt nicht krank? Du ahnst gar nicht, wie besorgt vor allem Ted ist.»
    Überlaß das Min. Sie gibt nie auf. «Mir geht’s wirklich gut, Min. Könntest du mir das Essen rüberbringen lassen? Ich möch-te mich ein bißchen ausruhen und später noch schwimmen gehen. Mach dir keine Sorgen meinetwegen.»

    Sie legte auf, wanderte ruhelos im Zimmer auf und ab, wäre am liebsten sofort ins Schwimmbecken gesprungen.
    In aqua sanitas – so lautete die Inschrift. Dieses eine Mal hatte Helmut recht. Das Wasser würde besänftigend auf sie wirken, sie auf andere Gedanken bringen.

    12
    Er griff gerade nach der Druckluftflasche, als es laut an die Tür klopfte. Ungestüm riß er die Maske vom Gesicht und befreite die Arme aus dem lästigen Taucheranzug. Er stopfte Druckluftflasche und Taucherbrille in den Wandschrank, eilte dann ins Bad und drehte die Dusche an.
    Wieder wurde ungeduldig an die Tür gehämmert. Er zwängte sich aus dem Taucheranzug, warf ihn hinter die Couch und langte nach dem Bademantel.
    Um einen verärgerten Ton bemüht, rief er: «Ja doch, ich komm ja schon!» und öffnete die Tür.
    Sie wurde aufgestoßen. «Warum dauert das so lange? Wir müssen miteinander reden.»

    Es war fast zehn Uhr, als er endlich zum Schwimmbecken gehen konnte. Er kam gerade zurecht, um Elizabeth auf dem Rückweg zu ihrem Bungalow zu sehen. In seiner Hast streifte er einen Stuhl am Rand der Terrasse. Sie drehte sich um, und ihm blieb kaum noch Zeit, sich in den Schutz der Sträucher zurückzuzie-hen.
    Er mußte es auf den nächsten Abend verschieben. Es bestand immer noch die Chance, sie hier zu erwischen. Wenn nicht, mußte eben ein anderer Unfall arrangiert werden.
    Wie Alvirah Meehan hatte auch sie die Witterung aufgenommen und führte Scott Alshorne auf die richtige Spur.

    Das kratzende Geräusch. Ein Stuhl, der über den Fliesenboden der Terrasse scharrt. Es war kühl geworden, aber es herrschte völlige Windstille. Sie hatte sich rasch umgedreht und ganz kurz geglaubt, etwas sich bewegen zu sehen. Doch das war unsinnig.
    Wozu sollte sich jemand im Schatten der Bäume verstecken?

    Trotzdem beschleunigte Elizabeth ihre Schritte und war froh, als sie wieder im Bungalow war und die Tür abgeschlossen hatte.
    Sie rief im Krankenhaus an. Mrs. Meehans Zustand war unver-
    ändert.
    Es dauerte lange, bis sie endlich einschlief. Was war ihr entgangen? Irgendein Satz, eine Bemerkung, bei der sie hätte ein-haken müssen …

    Sie suchte jemand … Sie war in einem leeren Gebäude mit langen, dunklen Fluren … Ihr Körper schmerzte vor Verlangen …
    Sie streckte die Arme aus … Sie sah eine Treppe … Sie eilte die Stufen hinab … Da war er. Er kehrte ihr den Rücken zu. Sie schlang die Arme um ihn. Er drehte sich um, zog sie an sich, hielt sie fest. Sein Mund lag auf dem ihren. «Ted, ich liebe dich, ich liebe dich», sagte sie, wieder und wieder …
    Irgendwie gelang es ihr, aus dem Traum zu erwachen. Den Rest der Nacht lag sie, unglücklich und verzweifelt, in dem Bett, das Leila und Ted so oft miteinander geteilt hatten – in der festen Absicht, nicht zu schlafen.
    Nicht zu träumen.

    Donnerstag, 3. September

    Das Wort zum Tage:
    Die Macht der Schönheit lebt

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