Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
nicht genug. Kein Wunder, dass er so schlecht aussieht.“
Mitten auf dem Weg zwischen Topf und Teller fing Samuel Erins Kelle ab. „Der wird sich schon melden, wenn er Hunger bekommt.“
Was hatten alle nur plötzlich mit Raven? Laurens riss sich nicht um seine Anwesenheit. Seinetwegen konnte er sich sonst wo verkriechen.
Erin wand Samuel schnaubend den Henkel der Suppenkelle aus der Hand. Auf einmal verschwand die Strenge aus ihrem Gesicht. „Ich mache mir Sorgen um ihn. Er ist in letzter Zeit so fahrig und launisch, neulich hat er mich sogar angeschrien.“
Samuel hob erstaunt die Brauen. „Dich? Nie!“
„Doch! Und krank aussehen tut er auch. Ihm fehlt etwas. Ich weiß es.“
„Unsinn. Weder ich noch er waren jemals krank. Zu irgendetwas muss dieses Schlangen-Gen ja taugen, das uns Vater verpasst hat.“
Krank? Laurens fiel die in Schärfe getränkte Kartoffel von der Gabel. Sie hatten kein Gummi benutzt. Warum zum Geier hatte er daran nicht gedacht? Seit Wochen stand das Gleitgel parat, aber kein Gummi weit und breit. Na warte, Samuel . Über diesen Punkt mussten sie in aller Ruhe reden, und zwar vor dem nächsten Mal. Samuel hatte gesagt, dass er im Regelfall weder mit Frauen noch mit Männern schlief. Es gäbe nur wenige Ausnahmen. Sein Stiefvater war eine von ihnen. Und wenn der herumgehurt hatte? Wer seinen Stiefsohn vögelte, hatte keine Moral.
Samuel bei einem Aidstest wäre bestimmt der Hammer.
„Lieber Mr. Mac Laman, zwar sind Sie HIV negativ, dafür haben wir eine frühe Form von Echsenräude bei ihnen festgestellt. Es könnte auch Schlangenpest sein, das wissen wir noch nicht genau. Machen Sie sich bitte frei.“
„Laurens? Alles gut?“ Samuel nahm seine Hand und schaute ihn besorgt an. „Du guckst so bestürzt. Mach dir um Raven keine Sorgen. Der ist öfter unentspannt.“
Wir müssen reden , sagte er lautlos, und Samuel hob erstaunt die Brauen. Worüber , fragte er stumm zurück. Laurens nickte zu Samuels Mitte. Samuel runzelte die Stirn, folgte seinem Blick. Darüber ?
Laurens nickte. Aber später . Das war kein Thema, das in der Nähe von Erins neugierigen Ohren erläutert werden musste.
Wenn du meinst .
Allerdings. Wie konnte Samuel so naiv sein? Als ob er nie ein Wässerchen getrübt hatte, widmete er sich dem Essen. Für zwei Sekunden. Dann lief er rot an.
„Hilfe, Erin!“ Die Gabel, die eben noch in seinem Mund gesteckt hatte, fiel auf den Tellerrand. Der Griff zum Wasserglas war schnell wie ein Reflex. „Was hat dich denn geritten?“
„Mich? Nichts.“ Ein moralisch tadelnder Blick peitschte Samuel, dann holte Erin noch einmal aus und die imaginären Striemen klatschten auf Laurens’ geschundenen Hintern. „Ich muss mich um die Wäsche kümmern. Guten Appetit, Jungs.“
Kaum war sie raus, sprang Samuel auf, schnappte Laurens Teller und wischte den Inhalt in den Mülleimer. „Das isst du auf keinen Fall. Was für ein Biest! Soviel Bosheit hätte ich der alten Frau nicht zugetraut.“
Das Schamgefühl begann auf Laurens’ Wangen und breitete sich auf seine gesamte Existenz aus. Sollten sie sich noch einmal in Erins Einzugsbereich lieben, würde er auf einen ihrer Kochlöffel beißen.
„Hier, damit du nicht verhungerst.“ Eine Schüssel mit Frühstücksflocken und Milch landete vor ihm. „Ich mache es wieder gut. Versprochen.“ Er setzte sich zu ihm, lächelte ihn an, und begann lustlos in seinem Essen herumzustochern, während die Flocken auf der Milch Schiffchen spielten.
„Gefällt dir Mhorags Manor?“ Nebenbei tropfte Samuel Soße auf ein Kartoffelstück.
„Klar, ist nett hier.“ Wenn er nicht entführt wurde und Köpfe rollten. Laurens wurde kalt im Magen. Er legte den Löffel beiseite und schob die Schüssel von sich. Er würde niemals Loch Morar ansehen können, ohne an das Schreckliche zu denken, was an und auf diesem See geschehen war. Nur für Samuel riss er sich zusammen. Es wurde Zeit, dass sie wieder nach London zurückkehrten.
„Dann bleib doch.“ Samuel sah von seinem Essen hoch. Sein Lächeln war ebenso schüchtern wie seine Frage klang.
Bleiben? Auf keinen Fall. Aber wie sollte er es Samuel erklären, ohne ihn zu kränken? Das hier war Samuels Zuhause. Dass es bei Laurens Albträume auslöste, war nicht seine Schuld.
„War nur so eine Idee.“ Samuel räusperte sich und räumte seinen Teller weg. Sein flüchtiger Seitenblick verriet, wie enttäuscht er war.
„Ist dir Morar zu einsam? Zu weit ab vom Schuss?“ Er grinste
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