Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
ausnahmsweise in sein und nicht in Samuels Zimmer verkrochen.
Frühstück mit Nessi. Das angefangene Blatt lag vor ihm und wartete auf Vollendung. Eigentlich hätte es Frühstück mit Mhorag heißen müssen, aber Nessi kam besser.
Und wenn sich Samuel trotz massiver Überredungsversuche nicht auf London einlassen würde? Würde es dann auf eine Wochenendbeziehung hinauslaufen? Wochenendbeziehung. Schon das Wort klang muffig. Sie würden sich Freitagnacht oder Samstagmorgen treffen, waren glücklich, liebten sich, und kaum war der Samstag vorbei, kam die Angst vor dem Abschied. Ein leeres Bett, frustrierendes Onanieren ohne begleitendes Telefonat, nicht ganz so frustrierendes Onanieren mit begleitendem Telefonat. Aber eine Stimme war nur eine Stimme. Auch wenn sie Samuels war. Er wäre nicht neben ihm. Nicht in ihm. Aber genau da gehörte er hin.
Der Gedanke daran kitzelte großflächig in seinem Unterleib. Erst danach im Herz, im Bauch, und wahrscheinlich auch in seiner Seele, so deren Existenz eines Tages bewiesen wurde. Er wollte ihn lieben, jede Nacht. Oder sich jede Nacht von ihm lieben lassen. Oder beides hintereinander.
Apropos. Fünf Uhr dreißig abends. Der Supermarkt hatte noch offen. Wenn er Samuels Auto nahm, konnte er noch ein, zwei, zehn Päckchen Kondome kaufen.
„Hier bist du.“
Laurens fiel das Portemonnaie aus der Hand. Himmel, was hatte ihn Samuel erschreckt.
„Planänderung. Wir gehen essen.“
„Wie, auswärts?“
Samuel nickte, zog seine dreckigen Sachen aus. Laurens half ihm gedanklich dabei.
„In Mallaig gibt’s ein Fischrestaurant. Ich war lange nicht dort. Da ist es schick. Mit Kerzenschein und schweren Stoffservietten. Wenn wir Glück haben, sind die Kellner diskret genug, um zu übersehen, wenn ich dir unterm Tisch nicht nur das Knie tätschele.“
Dinieren? Steife Krägen, Bundfaltenhosen und gekämmte Haare. Laurens schluckte. „Ich habe nichts zum Anziehen.“ Mit Jeans und T-Shirt konnte er nicht in einem edlen Restaurant aufkreuzen.
Samuel schenkte ihm ein Blick voll Liebe mit einer Prise Spott. „Bleib locker. Wir teilen uns meinen neuen Anzug. Du bekommst das Jackett, ich die Hose.“ Der aufmunternde Schlag auf Laurens’ Schulter war männlich und cool. Samuel konnte leicht locker bleiben. Er sah mit allem genial aus. Vor allem ohne alles.
Samuel zog ihn hinter sich her in sein Zimmer und ließ ihn erst vor seinem Kleiderschrank los. „Eigentlich brauchst du nur ein weißes Shirt und eine ordentliche Jeans.“ Mit prüfendem Kennerblick hielt er Laurens das Jackett an. Ordentliche Jeans? In seiner Reisetasche knitterten nur ausgewaschene, die an den Säumen ausfransten; allerdings nicht aus Absicht, sondern aus Alter. Laurens zeigte sie, und Samuel nickte seine Wahl gnädig ab. „Ein akzeptabler Stilbruch. Du wirst klasse damit aussehen.“ Er schob ihn vor den Spiegel und begutachtete ihn über den Wuschelkopf. „Beeil dich. Mir ist nach einem Dutzend Besteckteilen, von denen ich nur die Hälfte ihrer Funktion zuordnen kann.“
Klang nicht nach gemütlichem Abend. „Ist das nicht furchtbar teuer?“, wagte er einen dezenten Vorstoß.
Samuel zuckte die verdammt breiten Schultern, die unter einem weißen Hemd verschwanden. Seine Schuppen schimmerten hindurch. Sie würden sich fantastisch durch diesen Stoff anfühlen. Laurens wurde heiß.
„Magst du Muscheln? Ich meine, obwohl du Vegetarier bist?“ Professionelle Handgriffe schnappten sich die Tuchhose und schlossen den Reißverschluss unterhalb der verführerisch schlanken Taille. Wie trocken sein Mund plötzlich war. Laurens versuchte zu schlucken. Nichts ging. Samuels Schuppen schillerten über den Bauchmuskeln, veränderten bei jeder winzigen Bewegung die Farbe. Trockener Mund? Unsinn. Er war kurz vorm Sabbern, und es hatte nichts mit der Aussicht auf Muscheln zu tun.
Samuel bemerkte seinen Blick. Ein verspieltes Lächeln tanzte um diese Lippen, die Laurens plötzlich nicht nur an seinem Mund fühlen wollte. Katastrophal langsam zog Samuel den Reißverschluss wieder auf, strich sich über die Haut, die mit immer kleineren Schuppen bedeckt war und unter schwarzem Stoff verschwand.
***
Laurens ging auf die Knie. Schneller, als Samuel ihn aufhalten konnte. Er hielt seine Hüfte fest und küsste Samuel gierig über den Unterbauch. Winzige Elektroschocks auf jeder berührten Stelle.
Der Junge war Zucker. Samuel vergrub seine Finger in Laurens’ Mähne. Die Anzughose rutschte an den Beinen
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