Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
bist das Leckerste, was ich jemals probieren durfte.“ Seine Zungenspitze erschien kurz im Mundwinkel.
Laurens verkniff sich mühsam ein stolzes in die Brust werfen. Vom begehrenswertesten Mann auf der Welt als begehrenswert angesehen zu werden, war schon was.
„Abbeißen.“ Samuel grinste.
Gut. Wenn es ihn glücklich machte. Laurens ignorierte den penetranten Eigeschmack, indem er schnell schluckte. „Los jetzt, Tasse in die Hand. Ich will fertig werden. Das Bild wird Frühstück mit Nessi heißen.“ Sein Kunstprofessor würde ihn dafür massakrieren. Piller verabscheute Surrealismus zutiefst und nannte Dali einen psychopathischen Egomanen. Theoretisch hätte Laurens die Schuppen übersehen und sich nur auf Samuels restliche Schönheit konzentrieren können. Bei allen Bildern. Auch bei den Akten. Aber Samuel ohne Schuppen war Sonnenbaden ohne Sonnenbrand. Sie gehörten dazu.
Samuel warf einen lustlosen Blick in die Teetasse. „Sie ist längst leer.“
Meine Güte, es ging nur um die Bildwirkung. Laurens goss sie randvoll. „Dann jetzt.“
Samuel lachte, posierte artig mit der Tasse.
„Nicht so.“ Hatte er denn nichts gelernt? „Es muss wie zufällig aussehen. Als ob du nicht wüsstest, dass du von mir gemalt wirst.“
„Ich kann aber nicht verdrängen, dass du neben mir sitzt, mich ansiehst und mich malst.“ Über sein Knie hinweg beugte sich Samuel zu ihm. Er schnappte zärtlich nach Laurens’ Unterlippe und knabberte daran. „Ich will überhaupt nichts von dir verdrängen.“ Ein sanfter Kuss, dann ein Biss in die Oberlippe. Der gewagte Mix aus Ei und Orangenmarmelade, der seinem sinnlichen Mund anhaftete, störte seltsamerweise nicht. Laurens öffnete die Lippen ein wenig weiter, sofort schlich sich Samuels Zunge dazwischen, streichelte über seine, spielte mit ihr. Malen? Heute nicht mehr. An einer seit Wochen übersensiblen Stelle gesellte sich zu einem stärker werdenden Pulsieren ein angenehmes Vibrieren. Laurens spreizte die Beine. Diese sanften Schwingungen taten gut und befanden sich fast an der richtigen Stelle.
„Dein Handy klingelt“, wisperte Samuel in Laurens’ Mund.
Das konnte schon sein, aber wenn Samuel weiterküsste, konnte es bis zum Jüngsten Tag klingeln. Hauptsache, es vibrierte auch dabei.
„Willst du nicht rangehen?“
Eigentlich nicht.
„Dann mache ich das für dich.“ Erschreckend schnell verschwand seine Hand in der Hosentasche, wühlte und kam mit dem Handy zum Vorschein. „Da steht ne lange Nummer.“
„Drück weg.“ Nach Telefonieren war ihm nicht. Im Zweifel war es Jarek, der wissen wollte, wann er zurück nach London käme, um für ihn den Kühlschrank zu füllen.
Samuel zog die Stirn kraus. „Und wenn es wichtig ist?“
„Ist es nicht.“
„Na dann schauen wir mal.“ Der Kerl nahm tatsächlich das Gespräch an.
„Spinnst du? Das ist privat.“
„Na und?“ Mit der einen Hand hielt er Laurens auf Abstand, mit der anderen drückte er das Handy ans Ohr. Fein, dann konnte Jarek ihm vorheulen, wie abgebrannt und nah am Hungertod er war.
„Ja bitte?“ Mit übertrieben ernster Miene hörte Samuel einer relativ hohen Stimme zu. Sie klang aufgeregt, aber was sie genau sagte, konnte Laurens nicht verstehen. „Tut mir leid. Mr. Johannson ist im Moment nicht zu sprechen. Kann ich ihm was ausrichten?“
Mist, es schien tatsächlich wichtig zu sein. Laurens schnippte nach dem Handy, aber statt es ihm zu geben, stand Samuel auf und lief in der Küche auf und ab.
„Können Sie das wiederholen? Ihr Englisch ist furchtbar. Wer hier spricht? Mr. Johannsons Privatsekretär.“ Mit stummem Feixen hielt er Laurens weiter auf Abstand. „Aber in meinem Nebenberuf als erster Koordinator der Glasgower Terrarien finde ich mehr Erfüllung. Halten Sie zufällig einen Gecko nicht artgerecht in ihrem Pissoir?“
Hatte Samuel den Verstand verloren? Mit gerunzelter Stirn heuchelte er Besorgnis wegen seiner stammbaumtechnisch weit entfernten Verwandten.
„Haben Sie nicht? Gut für Sie. Warum rufen Sie dann an?“
Aus dem Handy klang es hysterisch. Samuel hielt es weiter vom Ohr weg. „Sie möchten mit meinem Meister sprechen? Dann brauchen Sie einen Termin. Und jetzt hören Sie auf, mir ins Ohr zu schreien.“ Seine Stimme bebte vor gespielter Empörung. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Er ist momentan sehr beschäftigt. In den Sommermonaten muss er fünfmal am Tag mit mir ausreiten. Sprint-Warane brauchen viel Bewegung. Da bleibt für Geschäftliches
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