Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
gehen? Sie ließ sich bei ihrem Tun nicht im Geringsten stören und schnappte sich stattdessen sogar noch eine weitere Zwiebel. Dann würde er der Liebe seines Lebens das Liebesgeständnis seines Lebens eben vor ihren neugierigen Ohren darbringen. Er holte tief Luft. Plötzlich klopfte sein Herz einen Takt schneller.
„Ich würde dich immer lieben. Auch ohne deine Schuppen. Aber mir würde etwas fehlen. Das Wundschubbern gehört dazu. Davon abgesehen, dass sie dir einen verdammt verwegenen Look verpassen.“
Samuel bedachte ihn mit einem Seitenblick, der viel mehr nach brüllendem Triumph als nach bescheidener Dankbarkeit aussah. Er schnippte den Löffel in die Luft, fing ihn lässig auf und seine Lippen formten dabei ein lautloses Yeah!
Der Anblick, wie Samuel verletzt und gedemütigt an einer Londoner Wohnungswand kauerte, voll Angst, Laurens könnte vor Entsetzen schreien, wenn er die Schuppen sah, rutschte in einen weit entfernten Winkel seines Bewusstseins. Dort konnte er seinetwegen Moos ansetzen.
Themenwechsel! Die nächste Rührungsträne würde er nicht wegblinzeln können. Um einen Grund zu haben, sich umzudrehen, ging er ans Fenster und sah angestrengt hinaus. Beim nächsten Wimpernschlag würde die Träne rollen. Sie hing schon tropfbereit im Augenwinkel.
„Sag mir wenigstens, wer es war.“ Verflixt, seine Stimme klang auch belegt.
„Wer?“ Samuel stellte sich hinter ihn, nahm Laurens’ Haare zur Seite und blies ihm sacht in den Nacken. Warm und prickelnd. Laurens neigte den Kopf etwas weiter nach vorn. Samuels leises Lachen verriet, dass er Laurens’ Wunsch nach Wiederholung verstanden hatte. Aber statt ihn noch einmal mit seinem Atem zu streicheln, berührte er Laurens’ Nacken mit seinen Schuppenfingern, zog kleine Kreise auf der Haut unter dem Haaransatz, die ganz langsam den Nacken hinabwanderten.
„Deine Härchen stellen sich auf“, flüsterte Samuel. „Ich liebe es, dich zu berühren, und dann zu sehen, wie sehr es dir gefällt.“
Wollte er nicht etwas fragen? Blödsinn. Er wollte Erin zum Teufel schicken, sich von Samuel ausziehen lassen und diese raue, fantastisch stimulierende Haut überall an sich spüren. Laurens schaffte es wie durch ein Wunder, das dankbare Seufzen nicht über seine Lippen kommen zu lassen.
„Der Anrufer. Du hast mir eben ein Gespräch geklaut. Schon verdrängt?“
„Ich verdränge gerade meine Lust auf dich.“ Samuels Wispern folgte ein winziges Lecken an Laurens Ohr. „Da wir gestern eingeschlafen sind, sind wir gar nicht zum zweiten Teil unserer gemeinsamen Schnell-Therapie gekommen.“ Seine Hände wanderten an Laurens’ Hüfte, streichelten über den Jeansstoff, während er sich an ihn drängte.
Wärme, ein intensives Prickeln, das unterhalb seines Steißbeins begann und sich nach und nach in seinem Körper ausbreitete. Laurens atmete gegen die Erregung an, die Samuels Berührungen in ihm auslöste. Völlig umsonst.
„Diese Frau am Telefon ...“ Samuel nuschelte mit Laurens’ Ohrläppchen im Mund. „Ihr Dialekt war schlimmer als deiner. Ich habe kaum ein Wort von dem verstanden, was sie gesagt hat.“
Konnte Samuel nicht für einen Moment sein Ohr in Ruhe lassen? Es war auch so schwer genug, sich auf etwas anderes als seine Nähe zu konzentrieren.
Laurens rief die Liste der Anrufe auf. Scheiße! Ganz oben prangte die Nummer seiner Mutter. „Toll gemacht, Samuel. Eben hast du meine Mutter verarscht.“
Das Knabbern am Ohr hörte augenblicklich auf.
Was würde er sich von Claudia alles anhören müssen? Am besten stand er den Rückruf gleich durch. Wann hatten sie das letzte Mal miteinander telefoniert? Keine Ahnung. Es musste ewig her sein.
„Was ist los?“ Verspielt drehte Samuel eine von Laurens’ Strähnen um den Zeigefinger. „Denkst du, sie nimmt es mir übel?“
„Sie weiß nichts von dir und offenbar auch nichts von mir.“ So eine Rabenmutter. Was alles in dieser Zeit geschehen war. Er hatte sich verliebt, er war entführt, gequält und gedemütigt worden, wäre beinahe verhungert, wäre fast ertrunken, hatte den ersten Blowjob seines Lebens mit Bravour über die Bühne gebracht und seine eigene Mutter meldete sich jetzt erst. Laurens hackte auf die Rückruftaste. Claudia konnte sich auf was gefasst machen!
Samuels Nasenspitze streichelte über seinen Nacken. „Du riechst so gut nach dir.“ Das leise Lachen war noch zärtlicher als die Berührung. Aus dem Handy drang der Signalton penetrant laut, während Samuel an
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