Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
gab?
„Ich habe dich vermisst.“ Sein zarter Kuss schmeckte nach trösten wollen und selbst Trost brauchen.
Samuel erwiderte den Kuss, und sein Bruder seufzte leise. Er hatte sich in letzter Zeit nicht um Raven gekümmert. Das schlechte Gewissen wucherte wie Unkraut in ihm. Wieso bemerkte er die stachligen Ranken erst jetzt?
Raven biss sich auf die Lippen und drehte sich weg. „Verzeih mir.“
„Wegen dieses einen Kusses?“
„Nein, sondern weil ich mit dem Gedanken gespielt habe, dich in Gefahr zu bringen.“
„Dann wäre dir der Postbote lieber?“ Und wenn die Dinge schief liefen, hätte Morar danach einen hübschen kleinen Skandal. War sicher interessant, was der Arzt als Todesursache feststellen würde. Exitus durch eine unbekannte halluzinogene und nekrotisch wirkende Substanz, die durch zwei bissähnliche Wunden am Hals dem Opfer zugeführt worden war. Wo war Bram Stoker, wenn man ihn brauchte? „Du nimmst mich oder keinen, Raven.“ Wenn es eine Nacht für einen tröstenden Rausch gab, dann diese hier. Ravens Hand lag warm und vertraut in seiner, als Samuel den Weg hinunter zum See mit ihm ging. Hatte ihm Raven nicht geschworen, ihn nie wieder zu beißen? Schwüre waren geduldig. Raven offensichtlich nicht. Kaum war Mhorags Manor hinter der Biegung verschwunden, blieb er stehen und fuhr mit beiden Händen in Samuels Haar.
„Du hast es auch vermisst, gib es zu.“ Das sehnsüchtige Flüstern seines Bruders, ganz nah an seinem Ohr, stellte Samuels Härchen auf.
Warme Lippen an seiner Haut. Sie liebkosten seine Kehle, suchten die Stelle, unter der sie seinen Herzschlag spüren würden. Ja, er hatte es vermisst. Das Fallenlassen in einen Rausch, der alle Regeln aufhob. Er schlang die Arme um Raven. „Pass auf mich auf.“
Raven legte für einen Moment seine Lippen auf Samuels, weich und feucht, voll Zärtlichkeit. Als er ihn wieder ansah, war nichts als Liebe in seinem Blick. „Das habe ich immer getan.“
Noch während er sprach, kroch das Gefühl durch Samuels Körper, genau das hier zu wollen. Keine Erklärungen, keine Enttäuschungen. Nur ein Biss.
Ravens Zähne drückten sich in seine Ader. Es tat kaum weh. Sanftes Saugen, Ravens fester Griff, der Samuel unter allen Umständen halten würde.
Ein Schluck, dann noch einer.
Seine Beine gaben nach.
Hitze. Sie strömte durch seinen Körper, brannte in seinen Adern. Gleich würde er sich verlieren, in Visionen, über die Raven wachen würde. Jemand stöhnte. War es Raven? Vielleicht war er es auch selbst gewesen. Keinen Moment länger auf diesen Beinen, die weich wie Watte waren. Samuel ließ sich in die Arme seines Bruders sinken.
Behutsam legte ihn Raven ins Gras, zog sein Shirt aus und bettete Samuels Kopf darauf. Sein Gesicht verschwamm vor Samuels Augen. Er versuchte es zu berühren, aber seine Hand fiel zurück. Alles war schwer und schien trotzdem zu schweben.
„Schenk mir heute Nacht mehr, als nur dein Blut.“ Das Wispern schien von weit her zu kommen. Es war Ravens Stimme, aber was wollte er von ihm? Die verschwommene Silhouette, die unendlich weit in den schwarzen Himmel ragte, zog sich die Jeans aus. Samuel blinzelte gegen den Rausch an. Die Silhouette wurde sein Bruder, der nackt und schön über ihm stand. Nicht eine Schuppe. Nur glatte Haut über kräftigen Muskeln.
Raven streifte Samuels Hose ab, betrachtete ihn verträumt. Dann löste er sich wieder auf, wurde wie eine Wolke vom Wind auseinandergezogen. „Denke dir, ich sei Teil deines Traumes.“ Dieses verlockende Wispern perlte von Ravens Mund und tropfte wie Honig auf Samuel hinab. Es schmeckte süß. Samuel leckte es sich von den Lippen, traf dort Ravens Zunge, die dasselbe tat.
„Küss mir diese Süße weiter in den Mund.“ Hatte er geredet oder nur gedacht? Die Worte fühlten sich an, als hätten sie nie seinen Kopf verlassen.
„Dann liebe du mir deine Süße in den Körper. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich sie brauche.“ Ravens Küsse, so drängend. Wie seine Berührungen. Streicheln, Kratzen, eine entschlossene Hand, die Samuels Beine auseinander schob, ihm guttat. Traumbilder. Das Gift wirkte schnell.
„Leise.“ Ravens Finger lag auf Samuels Mund. „Stell dir vor, ich wäre Laurens.“ Er setzte sich auf seinen Schoß, benetzte sich mit Speichel.
„Raven …“
Wieder legte sich der Finger auf Samuels Lippen. „Nur dieses eine Mal, Samuel. Morgen denkst du, es sei nur ein Traum gewesen.“
Ein Traum. Er fühlte sich nach Realität
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