Schlangenhaus - Thriller
hat feuchte Fußspuren hinterlassen«, fuhr ich hastig fort. »Und die Schlange.«
»Aber wenn das Walter war, dann … wow!«
»Genau.«
»Haben Sie die Schlösser auswechseln lassen, als Sie eingezogen sind?«
Ich schüttelte den Kopf und begriff, wie blöd ich gewesen war. Jeder konnte einen Schlüssel zu meinem Haus haben.
»Wäre vielleicht eine gute Idee«, meinte Sally. Ich nickte. Plötzlich schien mir das eine ganz hervorragende Idee zu sein.
16
Ich schaltete in den zweiten Gang herunter, doch der Boden war sumpfig, die Räder des Land Rovers begannen durchzudrehen, und ich glaubte wirklich nicht, dass wir noch sehr viel weiter kommen würden. Sei’s drum, der Fluss war nur noch hundert Meter weit entfernt. Wir konnten zu Fuß gehen. Ich setzte ein paar Meter zurück und schaltete den Motor aus.
Es war Montagvormittag, und wir waren zu dritt: mein Chefpfleger Craig, Simon, ein zwanzig Jahre alter Student, der bei uns ein Praktikum machte, und ich. Heute Morgen hatten wir einen Anruf von dem Büro des Umweltamtes bekommen, das für diese Gegend zuständig war. Ein Höckerschwan war gemeldet worden, der sich im Fluss gleich unterhalb des Dorfes irgendwo verfangen hatte.
Nachdem wir aus dem Wagen geklettert waren, stiegen wir in brusthohe Wathosen. Keiner von uns freute sich auf die Aufgabe, die vor uns lag. Höckerschwäne sind große Vögel, und wenn sie Junge haben, die sie beschützen müssen (was um diese Jahreszeit sehr wahrscheinlich war), können sie ziemlich bösartig sein. Einen verletzten Schwan einzufangen, ist niemals einfach.
Ich trug meine Tasche, einen Fanghaken und einen großen Käfig. Craig und Simon schleppten gemeinsam ein kleines Paddelboot, das speziell für flache, schnell fließende Wasserläufe konstruiert war. Es war leicht, wofür wir sehr oft sehr dankbar waren.
Wir erreichten das Ufer jenes Flusses, den alle Bäche speisen, die durch das Dorf fließen. Zum Glück hatte der Mann, der seinen Hund ausgeführt und den Schwan entdeckt hatte, uns eine genaue Ortsangabe geben können, und wir waren
zuversichtlich, dass wir das Tier schnell finden würden. Wir teilten uns; Simon ging flussaufwärts und Craig in die Gegenrichtung. Ich blieb, wo ich war, und schaute zum anderen Ufer hinüber, wo das Gelände allmählich anstieg, zunächst sanft, dann steiler. Ich konnte dichtes Gebüsch und Bäume erkennen, und dahinter, fast ganz oben auf der Anhöhe und einen knappen halben Kilometer entfernt, das Strohdach eines Hauses, von dem ich mir sicher war, dass es das der Witchers war. Aus diesem Blickwinkel hatte ich es noch nie gesehen.
»Hier ist er«, rief Simon. Craig und ich hoben das Boot auf und trugen es die etwa zwanzig Meter bis zu der Stelle, wo Simon stand. Der Vogel, der am anderen Ufer festsaß, war zwischen Nesseln, Wiesenkerbel und wildem Holunder kaum zu sehen.
»Er ist auf einer Insel«, meinte Simon und zeigte ein kleines Stück flussaufwärts. »Schaut mal, man kann sehen, wie der Fluss sich gleich da oben teilt. Da muss ein sehr kleiner Nebenarm hinter der Insel vorbeifließen.«
Simon hielt das Boot fest, während Craig und ich hineinkletterten. Dann stieg er ebenfalls ein, und die beiden Männer (fest entschlossen, Kavaliere zu sein, zumindest bis es gefährlich wurde) paddelten uns zum anderen Ufer hinüber. Gut zehn Meter stromaufwärts von dem Schwan stiegen wir aus. Ein männlicher Höckerschwan kann bis zu zehn Kilogramm schwer werden, mit einer Flügelspannweite von zweieinhalb Metern. Sie wehren – aggressiv und unerbittlich – alles ab, was sie als Bedrohung für ihr Nest empfinden. Als wir uns dem Schwan näherten, hob er beide Flügel und sträubte das Rückengefieder. Sein Kopf senkte sich tiefer aufs Wasser hinab, als er sich anschickte, auf uns loszugehen. Das ist ziemlich beängstigend, sehr wirksam, wenn es darum geht, einen Rivalen oder Raubtiere zu verscheuchen. Als wir nur noch ein paar Meter entfernt waren, sah ich Craig an.
»Was meinen Sie?«, fragte ich. »Mit der Hand oder mit dem Haken?« Die bevorzugte Art und Weise, einen Schwan einzufangen,
ist die mit der Hand, und zwar immer. Mit einem Haken bekommt man vielleicht den Hals des Tieres zu fassen, doch dann schlägt er mit den Flügeln und man hat Mühe, ihn fester zu packen.
Craig betrachtete den Schwan. »So zahm wird er nicht sein«, gab er zu bedenken. »Nicht hier draußen.«
Dem konnte ich nicht widersprechen. Ein Schwan, der oft von Menschen gefüttert wird, wäre relativ
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