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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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sah zu, wie sie den gierig wartenden Schnäbeln ein totes Nagetier hinhielt.
    »Im Augenblick haben wir hier im Dorf einen Störenfried«, meinte Sally mit nachdenklicher Miene. »In den letzten Wochen hat mir jemand faule Eier gegen die Haustür geschmissen«, fuhr sie fort. »Die Rushtons und die Poulsons beschweren sich, dass irgendwelche Kids gegen die Tür donnern und dann abhauen. Allerdings scheinen Einbrüche da doch irgendwie eine andere Liga zu sein.«
    Auch ich hatte im Dorf zerbrochene Fensterscheiben bemerkt. Meine Mülltonne war ein paar Mal auf meine Auffahrt ausgekippt worden, doch ich hatte mich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Doch Sally hatte recht. Einbruch war etwas ganz anderes. Und das war kein Teenager gewesen, der mich gestern Nacht gepackt hatte.
    Sally fütterte unterdessen immer noch die Eulenküken. Dafür, dass sie wahrscheinlich nicht allzu oft verwaiste Jungvögel atzte, stellte sie sich recht geschickt an. Im Stillen fragte ich mich, wie oft sie wohl halb verwaiste Nachbarn mit Essen versorgte.
    »Die von der Polizei haben mir nicht geglaubt«, sagte ich schließlich. »Die denken, ich hätte das Ganze erfunden.«
    Sie bedachte mich mit einem seltsamen Blick. »Warum sollten Sie?«

    »Wieso erfinden die Leute Verbrechen? Um der Aufmerksamkeit willen, nehme ich an.«
    »Für jemanden, der den größten Teil seines Lebens damit verbringt, keine Aufmerksamkeit zu erregen, wäre das ein bisschen untypisch, nicht wahr? Hier, mein Liebling, die ist für dich.«
    Schockiert darüber, wie leicht sie mich durchschaut hatte, fiel mir keine Antwort ein. Sally war mit den Küken fertig und kam zurück an den Tisch. Dann setzte sie sich, griff nach ihrem Kaffeebecher und hielt ihn mit beiden Händen umfasst.
    »Hat Matt Ihnen geglaubt?«
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte ich schließlich.
    »Ich habe mich gestern mit Harry Richards unterhalten«, meinte sie und überraschte mich eine Sekunde lang. Ich hatte vergessen, dass sie Dr. Richards kannte, dass sie es gewesen war, die ihm von meinem sogenannten Reptilien-Fachwissen berichtet hatte. »Er hat mir – natürlich streng vertraulich – von Ihrem Besuch am Samstag erzählt. Und von Ihnen und Ihrem Schlangenfreund. Den habe ich übrigens mal im Fernsehen gesehen. Sieht ziemlich komisch aus.«
    »Stimmt«, pflichtete ich ihr bei.
    »Wenn Sie beide also recht hatten, wenn John ermordet worden ist, dann könnte doch derjenige, der gestern bei Ihnen eingebrochen ist …«
    Sie machte eine kurze Pause, möglicherweise um des dramatischen Effekts willen. Ich schwieg. Doch das Schaudern überkam mich völlig unerwartet, und ich konnte nichts dagegen tun.
    »Entschuldigung, ich wollte Ihnen keine Angst machen.«
    »Ich habe keine Angst«, log ich. »Die Theorie mit dem injizierten Schlangengift stammt von Sean North, nicht von mir«, fuhr ich fort, als klar war, dass sie mir nicht glaubte. »Die Befunde sprechen dafür, aber die Vorstellung, dass jemand eine
Schlange als Mordwaffe benutzt, kommt mir ziemlich abwegig vor. Und selbst wenn jemand John Allington ermordet hat, wieso sollte er versuchen, das Baby der Hustons umzubringen oder die Poulsons?«
    Sally lächelte nicht mehr. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Aber jemand, der ein Neugeborenes umbringen will, von zwei kleinen Kindern gar nicht zu reden, der muss doch ganz schön gestört sein, nicht wahr?«
    Ich überlegte. In die Häuser anderer Leute einzubrechen und dort Schlangen zu deponieren – so etwas konnte nur ein geistig gestörter Mensch machen, daran gab es nichts zu rütteln. Und dieser Gedanke behagte mir ganz und gar nicht. Was mir jedoch noch weniger behagte, war die Art und Weise, wie die Leute sich allem Anschein nach auf der Suche nach Antworten an mich wandten. Ich war Tierärztin. Was immer hier vorging, lag wirklich nicht in meiner Verantwortung.
    »Na ja, die Polizei wird sich das Ganze anschauen«, meinte ich. »Wenn es da etwas zu finden gibt, dann finden sie es.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Sally. Sie stand auf und spülte die Becher aus.
    »Bitte?«
    Sie schaute über die Schulter hinweg zu mir herüber. »Harry Richards war ziemlich sauer, als ich mit ihm gesprochen habe. Sonst hätte er mir wohl auch gar nicht so viel erzählt. Er hat der Polizei gemeldet, was Sie und Sean North gesagt haben, aber die scheinen das nicht besonders ernst zu nehmen. Sean North ist in jeder Hinsicht ein

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