Schlangenjagd
oberen Teil von Cabrillos Kopf entdeckte, versuchte er einen gezielten Schuss anzubringen, aber das Magazin der Maschinenpistole war leer.
Sloane zog an der Starterleine, und zu ihrer namenlosen Erleichterung sprang der Motor schon beim zweiten Versuch an. Juan kappte die Vorderleine, und Sloane drehte das Gas hoch. Das kleine Boot entfernte sich zügig vom Kai und nahm Kurs auf das Rettungsboot. Der Verfolger musste erkannt haben, dass seine Beute im Begriff war zu fliehen und er selbst zu ungeschützt blieb, um sie zu verfolgen. Namibia hatte trotz allem noch immer eine Polizeitruppe, und nach den ersten Schüssen wäre jeder Polizist in Walvis und Swakopmund unterwegs zum Hafen. Er schleuderte also seine Waffe ins Wasser, um sich jeden Beweisstücks zu entledigen, und rannte dorthin zurück, woher er gekommen war.
Der Bug des kleinen Flitzers berührte die Seite des Rettungsbootes. Juan hielt das kleine Boot in Position, während Sloane an Bord kletterte. Danach folgte er ihr in sein eigenes Boot, beugte sich hinaus, drehte den Gashebel des Außenborders auf volle Leistung und schickte das kleine Boot quer durch den Bootshafen.
Er schaffte es in Rekordzeit, die Leinen zu lösen und den Motor zu starten. Nach wenigen Minuten ließen sie bereits die äußerste Orientierungsboje des Hafens hinter sich und jagten aufs offene Meer hinaus. Er hielt geraden Kurs auf internationale Gewässer, falls die Hafenpolizei sie verfolgen sollte. Nicht dass sie die geringste Chance hätte, sie einzuholen, wenn Juan erst einmal die Tragflächen ausgefahren hätte und sein Boot aus dem Meer hochgestiegen wäre.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Juan, als er das Boot auf sicherem Kurs wusste.
»Ich habe noch immer ein Klingeln in den Ohren«, gestand sie. »Das war so in etwa das Irrsinnigste, was ich jemals jemanden habe tun sehen.«
»Irrsinniger, als einer Frau zu helfen, die von Gott weiß wie vielen schießwütigen Gaunern verfolgt wird?«, hänselte er sie.
»Okay, es war das Zweitirrsinnigste.« Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Werden Sie mir jetzt endlich verraten, wer Sie wirklich sind?«
»Ich schlage Ihnen einen Handel vor. Sobald wir uns die Gegend, wo Papa Heinrick seine Riesenschlangen aus Metall entdeckt haben will, angesehen und uns selbst von dem überzeugt haben, was dort vorgeht, erzähle ich Ihnen meine gesamte Lebensgeschichte.«
»Abgemacht.«
Sie überquerten laut GPS schon bald die Grenze der Zwölfmeilenzone Namibias, und Juan nahm das Gas zurück, um die Tragflügelfahrt des Bootes zu beenden.
»Dieses alte Mädchen säuft den Sprit mit einem unglaublichen Tempo, wenn sie auf ihren Flügeln daherkommt«, erklärte er. »Wenn wir es bis dorthin und wieder zurück schaffen wollen, dann müssen wir uns bei fünfzehn Knoten halten. Ich übernehme die erste Wache, also warum gehen Sie nicht nach unten? Ich kann Ihnen zwar kein Bad anbieten, aber wir haben genug Wasser, damit Sie sich gründlich frisch machen und anschließend ein wenig schlafen können. Ich wecke Sie dann in sechs Stunden.«
Mit den Lippen berührte sie kurz seine Wange. »Vielen Dank. Für alles.«
Zwölf Stunden später näherten sie sich der Region, wo laut Bericht die stählernen Schlangen lauern sollten. Der Wind frischte auf, während der Sturm über die Wüste fegte und mit den feuchten, kalten Luftmassen über dem Ozean zusammenprallte. Cabrillo machte sich keine Sorgen darüber, einen Sturm im Rettungsboot überstehen zu müssen. Was ihn störte, war die Beeinträchtigung ihrer Sicht, was ihre Suche erheblich erschwerte. Und um allem die Krone aufzusetzen, trieb die statische Elektrizität, die sich in der Atmosphäre aufbaute, ihr unangenehmes Spiel mit der Elektronik des Bootes. Aus seinem Satellitentelefon bekam er keinen Ton heraus, und das Funkgerät empfing nichts außer statischem Rauschen auf allen Bandbreiten. Und als er das letzte Mal das GPS zu Rate gezogen hatte, empfing es von den im Erdumlauf befindlichen Satelliten nicht genügend Signale, um ihre Position genau und zweifelsfrei festzustellen. Der Tiefenmesser stand bei null Fuß, was eigentlich unmöglich war, und sogar der Kompass spielte verrückt und rotierte langsam in seiner flüssigen Kardanaufhängung, als umkreiste sie der magnetische Nordpol ständig.
»Was meinen Sie, wie schlimm wird es?«, fragte Sloane und deutete mit dem Kinn in Richtung des Unwetters.
»Schwer zu sagen. Es sieht nicht so aus, als regnete es auch noch, aber das kann sich
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