Schlangenjagd
die Lenkstange, sobald die Ballonreifen Bodenberührung hatten, und hielt das Motorrad fest, damit es nicht umkippte. Eddies Landung war perfekt, und als er sich von seinem Schirm befreit und diesen gesichert hatte, war Mike Trono an der Reihe zu landen. Erneut sorgte Linc dafür, dass das Motorrad nicht auf das dicke Holzdach polterte und die Wachen aufschreckte.
Jerry Pulaski kam als Letzter. Während sein Motorrad auf dem Dach aufsetzte und er seinen Fallschirm aufstellte, kam plötzlich eine Windbö auf und riss ihn nach hinten. Linc hatte das Motorrad zwar fest im Griff, doch der Winddruck auf Skis Fallschirm war so mächtig, als versuchte er, eine Reklametafel in einem Hurrikan festzuhalten.
»Helft mir«, flüsterte er, wobei seiner Stimme die Anstrengung anzuhören war, während Ski hastig versuchte, den Fallschirm zusammenzuraffen.
Lincs Schuhe rutschten über das feinkörnige Geröll auf dem Dach, sodass Pulaski von der Kante des Gebäudes herabhing.
Mike schlang einen Arm um Lincs Taille, stemmte seine Absätze gegen den Zug, während Eddie das Motorrad von vorn sicherte und es mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft nach hinten schob. Sie stoppten Skis unvermeidliches Abrutschen für einen kurzen Moment, aber die hier wirkenden Kräfte waren einfach zu groß. Nach wenigen Sekunden war Eddie nur noch knapp dreißig Zentimeter davon entfernt, vom Dach zu stürzen.
Er traf eine schnelle Entscheidung. Er zückte das Messer, das an seinem Kampfgeschirr befestigt war, und hielt es hoch, damit Ski es sehen konnte und gleich wusste, was er beabsichtigte. Und dann legte er die Schneide auf die Halteleine des Motorrads. Bei so viel Spannung riss die Schnur beim leisesten Druck.
Wieder in der Lage, seinen Schirm zu kontrollieren, ließ Ski Luft ab, schwebte an der Seite des Gebäudes abwärts und landete ziemlich hart im Sand, der sich vor dem Fundament auftürmte. Erleichtert, dass er die Mission nicht zum Scheitern gebracht hatte, lag er einen Augenblick lang benommen da, während sich der Fallschirm aufblähte und raschelnd über den Wüstenboden tanzte. Und dann entdeckte er den Pfosten, der zehn Meter vor ihm aus dem Boden ragte. Auf dem Holzpfahl war ein elektronisches Gerät installiert, und er wusste sofort, dass es sich um einen Bewegungsmelder handelte, der nach draußen gerichtet war, um die Entführer zu warnen, sobald sich jemand dem Gefängnis näherte. Der Nylonschirm befand sich bereits unterhalb des Sensors, und eine leichte Brise würde ihn schnell aufblähen und den Alarm sofort auslösen.
Also packte er die Fangleinen und zog den Schirm so hastig zu sich heran, dass sich der Stoff hinter ihm sammelte. Aber ganz gleich, wie viel von dem Stoff er auch einsammelte, es schien, als schaffte er es nicht, den Teil des Schirms, der in der Nähe des Sensors hing, wegzuziehen.
Der Wind drehte, und wie ein Luftballon begann sich der Fallschirm mit Luft zu füllen. Ski sprang auf und rannte zum Sensor, machte dann einen Hechtsprung, sodass sein Körper den Fallschirm niederdrückte, ehe er in das elektronische Auge geriet. Er rutschte über den glatten Nylonstoff und wäre wahrscheinlich sogar gegen den Pfosten geprallt, wenn er sich nicht herumgeworfen hätte. Er landete auf dem Rücken und kam zur Ruhe, seine Hüfte lag nur wenige Zentimeter vom Sensor entfernt.
Ski konnte drei dunkle Silhouetten erkennen, die vom Dach der Festung zu ihm herabschauten, und gab ihnen mit dem Daumen das Zeichen, dass alles okay sei. Dabei achtete er aber darauf, am Ende nicht doch noch den Alarm auszulösen.
Vorsichtig barg er seinen Fallschirm und raffte ihn unterm Arm wie schmutzige Wäsche zusammen. Vor den Grundmauern des Gefängnisses benutzte er die Plastikschale seines Fallschirmsacks, um ein flaches Loch zu graben, in dem er den Fallschirm mitsamt seinem Gurtsystem deponierte. Er bemerkte, dass im Fundament des Gebäudes Belüftungslöcher zu sehen waren. Er erinnerte sich, während der Einsatzbesprechung gehört zu haben, dass unter dem Gefängnis einige Tunnel verliefen, damit der ständige Wind den Inhalt der Latrinen auf natürliche Weise entfernte. Als er seinen Fallschirm vergraben hatte, kletterte er an dem Seil nach oben, das Linc mittlerweile heruntergelassen hatte.
»Na, das war ja richtig lustig«, flüsterte er, als er das Dach erreichte und Eddie und Mike ihm über die Brustwehr halfen.
»Alles ist glatt gegangen«, sagte Eddie.
Während der nächsten zwei Stunden beobachteten sie das
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