Schlangenjagd
extrem breit sein mussten – offensichtlich handelte es sich um Lastwagen, die für den Einsatz in der Wüste speziell ausgerüstet waren.
Das bedeutete, dass es für ihn drei Optionen gab. Zwei davon waren gut. Entweder gehörten die Fahrzeuge zum namibischen Militär oder einem Safariveranstalter und würden also jemandem, der in der Wüste gestrandet war, bereitwillig helfen. Oder es waren Schmuggler, die ihn höchstwahrscheinlich sofort töteten, wenn er sich ihnen näherte.
So oder so war es nicht seine Art, tagelang zu warten, bis Max ihn mittels seines subdermalen Peilsenders lokalisierte und ein Team losschickte, um ihn aus seiner misslichen Lage zu retten. Cabrillo würde sich viel lieber aus eigener Kraft aus diesem Schlamassel befreien, denn er könnte den Spott seines Freundes, wenn dieser ihn zur
Oregon
zurückbrachte, nicht lange ertragen.
Juan breitete sämtliche Ausrüstungsgegenstände aus, die nicht am Hauptschirm befestigt worden waren. Die Ausbeute war mager. Er hatte seine Maschinenpistole, die Glock Automatik und reichlich Neun-Millimeter-Munition, ein Messer, ein Erste-Hilfe-Set, die Feldflasche und ein Überlebensset mit Streichhölzern, Wasserreinigungstabletten, einem Stück Angelschnur und ein paar anderen Gegenständen. Er besaß außerdem noch seinen Fallschirm und seinen Sack, der über eine Platte aus Hartplastik verfügte, die nach einem Gipsabdruck seines Rückens gegossen worden war und helfen sollte, die durch den Fallschirmabsprung bedingten Extrembelastungen, denen ein menschlicher Körper ausgesetzt war, so gut wie möglich zu vermindern.
Alles in allem gab es nicht viel, das ihm helfen könnte, die Karawane einzuholen, aber Cabrillo hatte noch ein fünftes Ass im Ärmel. Er klopfte auf sein künstliches Bein und dachte:
Das ist sogar noch besser als ein Ass.
Etwa vierzig Minuten lang glitten Eddie, Linc, Mike und Ski lautlos unter dem nächtlichen Himmel dahin. Da er für die CIA an vorderster Front tätig gewesen war, hatte Seng nicht das Sprungtraining der ehemaligen Soldaten in seinem Team genossen, aber wie bei fast allem, was er anpackte, entpuppte sich Eddie als ein Naturtalent. Es waren die Jahrzehnte intensiven Trainings diverser asiatischer Kampftechniken – beigebracht von seinem Großvater in Chinatown in New York –, die ihm gestatteten, sich stets ausschließlich auf jedwede neue Aufgabe zu konzentrieren. Er besaß auch nicht die Nahkampferfahrung der anderen Waffenexperten der Corporation. Er hatte im Laufe seiner Karriere stets undercover agiert, immer ohne Rückversicherung, und alle möglichen Rollen gespielt, um sich ein Netzwerk von Informanten aufzubauen, die ihm die Daten lieferten, die er haben wollte. Jedoch machte ihn Juan schon wenige Monate nach seinem Eintritt in die Corporation zum Chef landgestützter Operationen, weil Eddie ganz einfach keinen Fehlschlag duldete, egal mit welcher Situation er konfrontiert wurde.
Unter Verwendung des GPS führte er sein Team geradewegs zur
Oase des Teufels.
Sie erreichten das einsame Gefängnis in ausreichender Höhe, um noch ein paar Minuten darüber kreisen und sich einen Eindruck von dem konturlosen Dach und dem rundum geschlossenen Innenhof zu verschaffen. Durch ihre Infrarotbrillen sahen sie drei Wächter vor dem geschlossenen Tor sitzen sowie ein Fahrzeug, dessen Motor noch warm war. Eddie vermutete, dass damit vor mindestens einer Stunde eine Patrouillenfahrt unternommen worden war. Die anderen Fahrzeuge, eins innerhalb des Hofs, das andere außerhalb, waren so kalt wie die Nachtluft.
Er tippte im vorher abgesprochenen Rhythmus gegen sein Kehlkopfmikrofon und gab damit Linc das Zeichen, als Erster zu landen.
Franklin Lincoln lockerte den Zug auf seine Steuerleinen, um seinen Anflug einzuleiten, und drehte sich in den Wind, kaum dass seine Füße die Brustwehr so weit wie möglich entfernt von den Wächtern überflogen hatten. Er landete mit einem kaum hörbaren Scharren seiner Schuhe und ließ den Fallschirm in sich zusammensinken. Er brauchte ein paar Sekunden, um den größten Teil seiner Ausrüstung abzulegen und den Nylonstoff niederzuhalten, damit er nicht flatterte. Als er das erledigt hatte, klopfte er gegen sein eigenes Mikrofon.
Wie ein Geist tauchte Eddie aus der Dunkelheit auf, sein Fallschirm war zu voller Breite aufgebläht, sodass er an einen Habicht erinnerte. Er wählte einen Anflugwinkel, damit das Motorrad an seiner Leine direkt neben Linc aufsetzte. Der athletische SEAL packte
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