Schlangenjagd
Gefängnis von verschiedenen Positionen auf dem Dach aus. Die Wächter waren dunkelhäutig, was sie überraschte. Sie hatten erwartet, dass die umweltschutzmotivierten Entführer weißhäutige Europäer oder Amerikaner waren, verwarfen jedoch nicht die Möglichkeit, dass die Entführer afrikanische Söldner angeheuert hatten. Zwei von den Männern, die am Tor postiert waren, unternahmen stündlich einen Rundgang, während der dritte das offene Portal bis zu ihrer Rückkehr bewachte.
Die Eintönigkeit ihrer Routine war ein Zeichen mangelnder Professionalität, die dem Geiselrettungsteam der Corporation entgegenkam. Einer der Männer rauchte sogar während seines Rundgangs und beeinträchtigte seine Nachtsicht, als er die Zigarette mit einem Streichholz anzündete. Danach verriet er seine Position mit der Glut seines Glimmstäbchens.
Eddie entschied zu warten, bis die Wächter ihren nächsten Rundgang begannen, und dann erst aktiv zu werden. Linc würde die Motorräder vom Dach herunterlassen, während er, Mike und Ski das Innere des Gefängnisses auskundschafteten. Sie hofften, Geoffrey Merrick und Susan Donleavy zu finden, ohne den Wächtern ihre Anwesenheit zu verraten, aber falls man sie doch entdeckte, wären sie in jeder Hinsicht darauf vorbereitet.
Cabrillo hätte lieber bis zum Tagesanbruch gewartet, um die Karawane zu verfolgen. Doch die Temperatur würde sicherlich bis zu fünfzig Grad Celsius ansteigen, und die Sonne würde jeden Tropfen Schweiß aufsaugen, den sein Körper produzieren konnte. Unter diesen Umständen abzuwarten, war keine vernünftige Option.
Nachdem er sich über Satellitentelefon kurz mit Max Hanley beraten hatte, traf Juan seine Vorbereitungen. Er zog seine Schuhe und die Socke aus, damit er den Block C-4-Sprengstoff von der Sohle seines künstlichen Beins ablösen konnte. Danach legte er den Plastikschild seines Fallschirmsacks auf den Boden, stellte sich darauf und drückte die Platte in den Sand, um ihren genauen Schwerpunkt zu ermitteln.
Zufrieden, dass er die richtige Position gefunden hatte nahm er sein Bein ab und packte ein wenig von dem Plastiksprengstoff unter den Fuß. Er zündete ein Feuerzeug und hielt die Flamme an den weichen Sprengstoff, bis er Feuer fing und zu brennen begann. Es war ein Trick, den Max ihm beigebracht hatte. In Vietnam hatten sie das C-4 aus den Tretminen benutzt, um sich etwas zu essen zu kochen.
Er stellte den Fuß genau auf den Schwerpunkt der Platte und drückte mit seinem ganzen Gewicht darauf. Schnell wurden die beiden Plastikteile weich wie Wachs und dann flüssig, während sie sich miteinander verbanden und die Trennlinie zwischen ihnen unsichtbar wurde. Er schaufelte Sand auf die Platte, um alle Flammen zu ersticken, und ließ das Ganze zehn Minuten lang abkühlen. Nun ergriff Juan die Vorderkante der Platte und schlug das daran befestigte Bein so hart er konnte auf den Boden. Die behelfsmäßige Schweißfläche hielt. Um das Gebilde zu verstärken, schoss er mit der Glock vier Löcher in die Platte und sicherte die Prothese mit einem Stück Fangleine, die er von seinem Fallschirm abgeschnitten hatte.
Juan sammelte nun seine bescheidenen Besitztümer ein, verzichtete auf einen Teil der Munition, um Gewicht einzusparen, und kletterte auf die Kuppe der höchsten Dünne in der Nähe. Er legte den Fallschirm auf den Sand und band die Fangleinen an die Schultergurte seines Kampfgeschirrs, wobei er darauf achtete, dass er die Steuerleinen dergestalt anordnete, dass er den Fallschirm lenken konnte. Er setzte sich hin, befestigte das Bein an seinem Beinstumpf und überprüfte seinen ausbalancierten Stand auf der Platte.
Er hatte weiterhin Rückenwind, dessen Geschwindigkeit gelegentlich fünfzig Stundenkilometer erreichte, jedoch nie unter fünfunddreißig Stundenkilometer sank. Von der Kuppe der Düne aus konnte er sehen, wie sich die Reifenspuren der Fahrzeuge in der Dunkelheit verloren, aber es herrschte genügend diffuses Licht, dass er sein Nachtsichtgerät nicht einsetzen musste.
Schwerfällig ging er zum Rand der Düne und stürzte sich, ohne lange nachzudenken, den Steilhang hinunter – wie ein Snowboarder auf der Jagd nach olympischem Gold. Der Fallschirm rutschte hinter ihm her, während die Platte über den weichen Sand glitt. Als seine Geschwindigkeit zunahm, drang Luft in den Fallschirm ein, bis ein kritischer Punkt erreicht war und sich die Schirmkappe mit einem Knall öffnete. Dieser Vorgang warf Juan so herum, dass sich der
Weitere Kostenlose Bücher