Schlangenjagd
nicht genau wo, aber dein Pilot muss irgendeine Idee haben.« Er schwieg einen Augenblick, während er zuhörte. »Ich weiß, dass einige der Peilsender mittlerweile verstummt sein dürften. Ich weiß auch, dass du sie verstärkt hast, also müssten ein paar noch senden. Ihr müsst nur näher herankommen, um sie zu finden.«
»Murph?«, fragte Juan, nachdem er einen Bissen von seinem Omelette hastig hinuntergeschluckt hatte.
»Er soll sich auf die Küste konzentrieren. Ich habe einige Recherchen angestellt und herausbekommen, dass es in der Mündung des Kongo eine Reihe von Offshore-Ölplattformen gibt, die sich in einem Bogen bis zur Provinz Cabinda in Angola hinziehen.«
»Angola liegt südlich des Kongo«, sagte Eddie.
»Das habe ich auch gedacht.« Max ließ sich in seinen Sessel sinken. »Aber es gibt eine Enklave nördlich des Flusses, und die sitzt auf zwei Milliarden Barrel Öl. Falls es überhaupt von Bedeutung ist … Aber ich habe in Erfahrung gebracht, dass die USA mehr Rohöl aus Angola beziehen als aus Kuwait, was das Gerede wegen eines drohenden Ölkriegs vor zwei Jahren ziemlich unsinnig erscheinen lässt.«
Juan wandte sich an Linda. »Möchtest du uns ins Bild setzen?«
Sie straffte die Schultern. »Wie ihr alle wisst, hat Daniel Singer Geoffrey Merrick gezwungen, ihn aus ihrer gemeinsamen Firma herauszukaufen. Seitdem setzt Singer sein Geld ein, um Umweltschutzgruppierungen zu unterstützen – für den Erhalt des Regenwaldes in Südamerika, für den Kampf gegen das Wildererunwesen in Afrika und für einige der besten Lobbyisten in Hauptstädten auf der ganzen Welt. Dann begriff er, dass das ganze Geld, das er ausgab, wenig bewirkt hatte, um die Einstellung der Menschen zu ändern. Sicher, er hatte vielleicht ein paar Tierarten vor dem Aussterben gerettet und einige Landstriche in ihrem natürlichen Zustand erhalten, aber er hatte nichts im Hinblick auf die Lösung eines wesentlichen Problems erreicht. Nämlich des Problems, dass die Menschen zwar behaupten, ihnen liege die Umwelt am Herzen, dass jedoch, wenn es um Geld geht, niemand bereit ist, seinen Lebensstil einzuschränken, um eine wesentliche Veränderung herbeizuführen.«
»Also beschloss Singer, radikaler zu werden?«, fragte Juan.
»Eher schon fanatischer.« Linda sah für einen Augenblick auf ihren Computerschirm. »Laut Susan sympathisierte er mit Gruppen, die im Bau befindliche Luxusbauten in Colorado, Utah und Vermont in Brand steckten und Geländefahrzeuge auf den Höfen von Autohändlern zerstörten. Sie berichtet, er habe Golfbälle in die Benzintanks von Holztransportern geschmuggelt und Sand in die Zuleitungen von Ölfiltern gefüllt.«
»Golfbälle?«, fragte Linc.
»Offensichtlich löst Dieselkraftstoff die Plastikhüllen auf, sodass sich die Gummibänder im Innern aufdröseln. Das verursacht größere Schäden als Zucker oder Salz im Tank. Singer brüstete sich damit, Schäden in Höhe von mindestens fünfzig Millionen Dollar verursacht zu haben, aber das reichte ihm noch nicht. Er dachte daran, Briefbomben an führende Manager der Ölindustrie zu schicken, kam jedoch zu dem Schluss, dass ihnen am Ende höchstens irgendein harmloser Bürobote in der Postabteilung der jeweiligen Firma zum Opfer fallen würde. Außerdem wusste er, dass deshalb niemand sein Leben ändern würde.
Dann erfuhr er, dass die Hurrikansaison während der nächsten zwei Jahre besonders heftig würde. Während dies einerseits die Folge eines ganz natürlichen Zyklus ist, rechnete er sich aus, dass die Medien versuchen würden, diese Entwicklung mit der globalen Erwärmung in Verbindung zu bringen, und er überlegte, ob er dafür sorgen könnte, dass die Stürme noch heftiger ausfielen.«
»Demnach lagen wir mit unserer Vermutung, was die unterseeischen Heizaggregate vor der Küste von Namibia betrifft, ganz richtig.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage Cabrillos.
»Er kappte sämtliche Verbindungen mit der Umweltschutzbewegung und begann, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er engagierte einige führende Klimatologen und Ozeanographen, um die Kapazität der Heizaggregate und ihre Position zu berechnen, wobei Susan meint, dass den Experten vorgegaukelt wurde, es handele sich um rein wissenschaftliche Untersuchungen und nicht um etwas, das tatsächlich realisiert werden sollte. Sie sollen den Benguelastrom so weit ablenken, dass die Wassertemperatur vor der Küste Westafrikas um zwei Grad ansteigt. Und wie wir vorher schon besprochen
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