Schlangenjagd
haben, eine höhere Temperatur hat eine stärkere Verdunstung und damit auch heftigere Stürme zur Folge.
Einen Hurrikan zu beeinflussen, ist unmöglich«, fuhr Linda fort. »Nicht einmal eine Atomexplosion hätte Einfluss auf die Struktur des Auges, auf die Windgeschwindigkeit oder die Richtung, in der sich der Sturm bewegt. Indem er dessen Ursachen beeinflusst, glaubt Singer jedoch, dass er etwas schaffen kann, das er als Hyperstürme bezeichnet, Stürme, die über der Kategorie fünf auf der Saffir-Simpson-Skala liegen.«
»Was hat das mit der Sprengung von Ölbohranlagen zu tun?«, fragte Eddie und schenkte sich aus Juans Kanne eine Tasse Kaffee ein.
»An dieser Stelle vertraut er auf die Medien und die von ihnen verbreiteten Ängste. Das Rohöl, das in der Nähe der Kongo-Mündung aus dem Meeresboden gepumpt wird, hat den höchsten Benzolgehalt auf der ganzen Welt. Das Alaska-Öl rangiert bei etwa null Komma eins Prozent. Öl aus einem der neuesten Felder vor Angola und dem Kongo ist um das Hundertfache gehaltvoller – und noch mehr. Außerdem ist das Rohöl mit Arsen kontaminiert. Dies wird in Raffinerien herausgefiltert, aber wenn es aus der Erde kommt, ist es eine ziemlich giftige Mischung aus Öl und einer Substanz, die Benzolarsonsäure genannt wird. Und diese Substanz ist ein bekanntes und unter strengster Kontrolle stehendes Karzinogen.«
»Hat er etwa die Absicht, Scharen von Westafrikanern krank zu machen?«, fragte Linc entsetzt.
»Nicht unbedingt, obwohl es sicher zu einigen Krankheitsfällen kommen wird. Nein, er will, dass sich der Ölschlick so weit ausbreitet, dass ein Teil des Öls verdunstet.«
»Und sobald es in der Luft ist«, folgerte Juan, »tragen östliche Winde die giftigen Dämpfe über den Ozean zur amerikanischen Ostküste.«
»Die Konzentration wird sicher nicht ausreichen, um Erkrankungen in den Vereinigten Staaten auszulösen«, sagte Linda. »Aber Singer verlässt sich darauf, dass die durch einen giftigen Hurrikan ausgelöste Panik seinen Forderungen Nachdruck verleiht.«
»Angenommen, er schafft es tatsächlich, eine Ölpest auszulösen«, warf Mike ein. »Kann sie nicht noch rechtzeitig eingedämmt werden, ehe sie zu einer allgemeinen Gefahr wird?«
»Zwei Dinge erschweren das«, sagte Juan. »Erstens sind die Vorschriften und Gesetze in Bezug auf Ölunfälle in diesem Teil der Welt ziemlich lax. Es gibt dort einfach nicht genug Ölsammelschiffe oder Eindämmungsschwimmbäume. Zweitens – und korrigiere mich, wenn ich mich irre – plant Singer, so viele Plattformen zu beschädigen, dass selbst mit entsprechender Ausrüstung Reinigungsmannschaften ganz einfach überfordert wären.
So kann man es kurz und knapp zusammenfassen«, sagte Juan. »Einheimische Arbeiter können einen Ölteppich, hervorgerufen durch eine Unachtsamkeit auf einem Tanker oder auch durch ein kleines Leck, durchaus eingrenzen und entfernen. Aber wenn Singers Truppe sie daran hindert und das Öl weiterhin aus den demolierten Bohrlöchern und Pipelines ausläuft, können sie nichts tun.«
»Wenn das Öl erst einmal ausgetreten ist und sich auf dem Meer verteilt, wie lange dauert es dann, bis die Dämpfe in die Atmosphäre gelangen?«, wollte Max wissen.
»Im Prinzip sofort«, sagte Linda. »Aber es dauert eine Woche oder so, ehe sie mit dem Wind auf die andere Seite des Atlantik gelangen. Es ist dann die Aufgabe der Söldner, die Singer angeheuert hat, diese Bohrinseln so lange wie möglich zu besetzen. Wenn sie sich nur zwei Tage halten können, haben wir es mit einer Ölpest zu tun, die hundert Mal größer und schlimmer ist als die
Exxon-Valde
z-Katastrophe.«
Juan blickte in die Runde. »Dann ist es unser }ob, sie daran zu hindern, die Plattformen zu stürmen, und falls wir dazu zu spät kommen, werden wir diese verdammten Dinger wieder zurückholen.«
»Dabei könnte es Probleme geben«, sagte Eddie. Er faltete die Hände auf der Tischplatte. »Linda, du hast Max doch erzählt, Singer habe Samuel Makambo angeheuert, um die Ölplattformen zu stürmen, oder?«
»Susan Donleavy nannte seinen Namen sowie seine Kongolesische Revolutionsarmee. Es ist eine rein geschäftliche Abmachung. Makambo hat keinerlei politische Interessen in dieser Sache. Für ein paar Millionen Dollar liefert Makambo Singer das benötigte Kanonenfutter.«
»Was für ein netter Mensch«, sagte Linc sarkastisch. »Seine Männer folgen ihm aus politischer Überzeugung, und er verleiht sie, damit sie für jemand anders ihr
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