Schlangenjagd
überlebt hatten, waren nebeneinandergelegt und mit einer alten Segeltuchplane bedeckt worden.
Nur einer von Eddies Männern war während des minutenlangen Angriffs verletzt worden, und diese Verletzung war lediglich eine Fleischwunde im Bein, die von einem Querschläger herrührte. Sobald die restlichen Rebellen erkannten, dass ihre Chancen, sich gegen die wilde Attacke zu behaupten, nur minimal waren, hatten sie ihre Waffen fallen gelassen und die Hände gehoben. Einige waren sogar in Tränen ausgebrochen. Eddie war ins untere Stockwerk gestiegen und hatte die Mannschaft der Bohrinsel unbewacht in der Messe angetroffen. Dort hatte er dann erfahren müssen, dass acht ihrer Kollegen während des ersten Angriffs auf die Bohrinsel niedergeschossen worden waren.
Der Bohrmeister der Bohrinsel war getötet worden, als die Rebellen die Plattform stürmten, daher musste sich jetzt sein Stellvertreter darum kümmern, dass der Ölfluss schnellstens gestoppt wurde. Er verließ die Gruppe der Männer, die sich um das Bohrgestänge drängten, und kam auf Eddie zu. Sein Overall und seine Handschuhe waren schwarz von Öl, und sein ebenholzschwarzes Gesicht war schmutzverschmiert.
»Wir kriegen das hin«, sagte er auf Englisch. »Sie haben den Weihnachtsbaum durch ein Zwölf-Zoll-Schiebeventil ersetzt. Dieses haben sie dann geöffnet, sodass das Öl ausströmen kann, und den Verschlusshebel abgebrochen. Den Weihnachtsbaum haben sie vermutlich einfach ins Meer geworfen.«
Eddie vermutete, dass mit Weihnachtsbaum der Verschluss des Bohrlochs bezeichnet wurde, von dem man das Öl auf die Pipelines zum Festland verteilte. »Wie lange werden Sie brauchen?«
»Wir haben noch einen anderen Weihnachtsbaum in Reserve. Er ist nicht so stark wie der, den wir verloren haben, aber den Druck wird er wohl aushalten. Vielleicht drei Stunden lang.«
»Dann sollten wir keine Zeit mit langen Gesprächen vergeuden.«
Obgleich er fast zwei Kilometer entfernt war und das Öl, das aus dem Bohrloch sprudelte, wie ein vorbeirollender Güterzug klang, konnte Eddie den Schusswechsel auf Juans Insel hören und wusste, dass ihm noch ein hartes Stück Arbeit bevorstand.
Einen benommenen Augenblick lang hatte Cabrillo keine Ahnung, wo er war oder sogar, wer er war. Erst als das ständige Bellen automatischer Waffen das Klingeln in seinem Kopf übertönte, fiel ihm wieder ein, was gerade geschah. Er schlug die Augen auf und hätte beinahe einen Schrei ausgestoßen. Er hing fast fünfzehn Meter über der blubbernden Masse Öl, die gegen die Pfeiler der Insel leckte, und wäre von der Insel weggesprengt worden, wenn er sich nicht in den Sicherheitsnetzen verheddert hätte, die das obere Deck umschlossen. Der Container, hinter dem er sich versteckt hatte, trieb auf dem Rohölteppich, aber von dem Verwundeten, der neben ihm gesessen hatte, als die RPG explodierte, war nichts zu sehen.
Er warf sich auf den Rücken und tastete sich im Spinnengang über das schwankende Netz. Dabei achtete er auf den Rand der Plattform, um sicherzugehen, dass keiner der Rebellen etwas von seiner heiklen Lage bemerkte. Als er die Plattform dann erreichte, lugte er vorsichtig über ihren Rand. Die Terroristen hatten die Insel immer noch unter Kontrolle, und das Gegenfeuer, das von seinen eigenen Männern kam, war deutlich weniger geworden. Er stellte fest, dass nur noch zwei Männer aktiv in den Kampf eingriffen. Und daran, dass sie nur einzelne Schüsse abfeuerten, erkannte er, dass ihr Munitionsvorrat fast erschöpft war. Die Rebellen dagegen schienen solche Probleme nicht zu haben und schossen aus allen Rohren.
Als Juan sicher sein konnte, dass niemand in seine Richtung sah, rollte er sich aus dem Netz unter die Gleise des Fahrkrans. Er überprüfte seine Waffe und tauschte das zur Hälfte geleerte Magazin gegen ein volles aus. Er hatte keine ausreichende Sicht auf das Schlachtfeld, um damit anzufangen, Rebellen einzeln aufs Korn zu nehmen, ohne einen weiteren Treffer mit einer RPG zu riskieren. Er rutschte über den Boden und schlängelte sich zum Heck des Krans, wobei er nach einer besseren Deckung Ausschau hielt.
Ein Aufständischer sprang plötzlich hinter einer Kiste hoch und wollte eine Granate quer über das Deck genau dorthin schleudern, wo ein verwundeter Simbabwer hinter einem mächtigen Ventil kauerte. Juan schaltete den Terroristen mit einem einzigen Schuss aus, und nur Sekundenbruchteile später explodierte die Granate und hievte seine Leiche und den
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