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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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zerfleischten Körper eines Kameraden auf einer Flammensäule in die Luft.
    Ehe jemand sich ausrechnen konnte, woher der Schuss gekommen war, startete Juan unter dem Kran hervor, rannte geduckt über das Deck und warf sich hinter einen Stapel fünfzehn Zentimeter dicker Bohrstangen. Er schob sich so um die Röhren herum, dass er durch sie hindurchblicken konnte. Der Effekt war ein wenig verwirrend, ähnlich dem Blick durch das Facettenauge eines Insekts, aber so konnte er einen der Rebellen auf dem Bohrturm ausmachen. Er befand sich nur noch ein paar Meter von der Stelle entfernt, wo das Öl aus dem Bohrloch strömte.
    Juan schob den Lauf seiner MP-5 in eine Röhre und schickte eine dreischüssige Salve hinaus. Zwei Kugeln berührten die Innenwand der Röhre und flogen harmlos davon, die dritte aber traf den Terroristen unterhalb der Gürtellinie in den Bauch. Er stolperte rückwärts und wurde von einer Rohölwoge erfasst. Sekundenlang schien er sich noch der schwarzen Lawine entgegenzustemmen, doch dann wurde er von ihr eingesogen, als verschluckte sie ihn, und verschwand in der Kaskade, die auf den Ozean hinabregnete.
    Cabrillo zog sich hinter den Stapel Röhren zurück, als ihn ein halbes Dutzend Rebellen unter Dauerfeuer nahm. Die Kugeln brachten die Stahlröhren zum Singen. Juan gelangte nach und nach zu der Erkenntnis, dass der Angriff möglicherweise scheitern konnte. Falls Linda eine Etage tiefer nicht bald fertig würde und ihr Team als Verstärkung zur Verfügung stellte, müsste er ernsthaft einen Rückzug in Erwägung ziehen. Es gab nichts, womit die
Oregon
ihnen hätte helfen können, ohne das Risiko einzugehen, die gesamte Bohrinsel in Flammen aufgehen zu lassen.
    Bei so vielen noch kampfbereiten Rebellen wäre es der reinste Selbstmord gewesen, ins Mini-U-Boot hinunterzusteigen. Man würde sie entdecken und abschießen, kaum dass sie ein Viertel der Leiter hinter sich gebracht hätten. Juan musste sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen, und überlegte, ob er nicht einfach das Rettungsboot der Bohrinsel nehmen sollte. Es war eine aus verstärktem Fiberglas hergestellte Barkasse, die automatisch aufs Wasser hinuntergelassen werden konnte. Das einzige Problem war, dass die Davits des Rettungsbootes in einem isolierten Bereich auf der anderen Seite der Plattform aufragten und von freiem Gelände umgeben waren – ein Präsentierteller, wie Juan bisher selten einen gesehen hatte.
    Er schaltete sein Sprechfunkgerät ein und suchte Lindas Frequenz, als eine weitere Maschinenpistolensalve in den Röhrenstapel einschlug. »Linda, hier ist Juan. Vergesst die Arbeiter und bewegt eure Hintern schnellstens nach hier oben.« Als sie sich nicht meldete, wiederholte Juan ihren Namen. »Verdammt, wo zum Teufel ist sie?«
    Fünf Stunden pro Woche hatte sie zwei Jahre lang damit zugebracht. Insgesamt waren das mehr als fünfhundert Trainingsstunden auf den Matten, die Eddie Seng in den Dojo des Fitnesscenters der
Oregon
mitgebracht hatte. Er hatte diese Kunst von einem Meister erlernt, der sich nicht mehr für Rangfolgen oder Dan-Grade interessierte, weil es auf dem ganzen Planeten ohnehin nur wenige Personen gab, die gut genug waren, um ihn zu bewerten.
    Juans Stimme zu hören reichte aus, um Linda Ross ihre augenblickliche Panik überwinden und aktiv werden zu lassen. Sie trat so schnell und heftig nach hinten aus, dass der Killer gar nicht begriff, dass sich die Kammer seines Gewehrs nun an ihrer Hüfte befand. Sie rammte ihren Ellbogen in seine Brustgrube und wurde mit eine Woge stinkenden Atems mitten ins Gesicht belohnt. Dann schmetterte sie eine Faust zwischen seine Beine und erinnerte sich an Eddies Kommentar zu dieser häufig praktizierten Gegenattacke: »Wenn du sein Gewicht auf deinem Rücken spürst, wirf ihn von dir. Wenn nicht, dann pack ihn und drück zu, bis er in die Knie geht.«
    Aber sie spürte, wie der Mann gegen sie sank. Sie packte seinen Arm, schob die Hüfte vor und warf ihn über ihre Schulter. Dabei hielt sie ihn so fest, dass ihrer beider Gewicht ihn aufs Deck nagelte. Nicht fähig, seine völlig ausgepressten Lungen zu füllen, schnappte der Terrorist nach Luft – wie ein Fisch auf dem Trockenen. Linda spendierte ihm noch einen gezielten Handkantenschlag auf einen speziellen Druckpunkt an der Seite seines freien Halses, und seine Augen flackerten und drehten sich nach hinten. So würde er für einige Stunden weggetreten sein.
    Sie kam wieder auf die Füße und bemerkte den Mann, den

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