Schlangenjagd
vernichten Sie alle Hinweise, die Sie zusammengetragen haben.‹«
»Das ist doch bei Weitem nicht genug Zeit, um eine Gegend abzusuchen, die sich über einige hundert Quadratkilometer erstreckt«, sagte Juan. »Um eine gründliche Suche durchzuführen, brauchten Sie ein Schiff mit einem Side Scan Sonar und einem leistungsfähigen Metalldetektorsystem. Und selbst dann noch dürfte ein Erfolg äußerst fragwürdig sein.«
Sloane zuckte die Achseln. »Sie haben eben nicht allzu viel Vertrauen in meine Idee gesetzt. Mir eine Woche Zeit, ein wenig Geld und Tony als Helfer zu geben, war mehr, als ich mir hatte erhoffen können, und der Grund, weshalb ich versucht habe, einheimische Informationsquellen aufzutreiben.«
»Eins macht mich neugierig – weshalb sind Sie mit dieser Angelegenheit überhaupt zu Ihren Vorgesetzten gegangen? Warum haben Sie das Schiff nicht auf eigene Faust gesucht und die Diamanten für sich behalten, wenn Sie sie gefunden hätten?«
Ihr Mund verzog sich, als hätte er sie soeben zutiefst beleidigt, was er auch getan hatte. »Captain, dieser Gedanke ist mir nie in den Sinn gekommen. Diese Diamanten wurden in einem Betrieb von DeBeers gewonnen und gehören von Rechts wegen der Firma. Ich würde sie ebenso wenig behalten, wie ich niemals in den Tresor eindringen und meine Taschen mit Rohdiamanten füllen würde.«
»Tut mir leid, dass ich das gesagt habe.« Juan war von ihrer Rechtschaffenheit beeindruckt. »Das war wohl ziemlich abwegig.«
Sloane nickte. »Danke. Entschuldigung angenommen. Nun, da ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe, werden Sie mir helfen? Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich bin sicher, dass die Firma Sie für Ihre Zeit entschädigen wird, wenn wir die
Rove
tatsächlich finden sollten. Es würde Sie nur zwei Stunden Ihrer Zeit kosten, um die Koordinaten zu überprüfen, die Papa Heinrick mir genannt hat.«
Einige Sekunden lang sagte Juan nichts. Seine blauen Augen blickten zur Decke, während er über seine nächsten Schritte nachdachte. Plötzlich stand er auf und ging zur Tür. »Entschuldigen Sie mich für einen Augenblick«, sagte er zu Sloane, dann wandte er sich an die versteckten Mikrofone. »Max, komm in meine Kabine.« Er meinte die präparierte Kabine, die sie für die Zollinspektoren benutzten. Sie befand sich auf halbem Weg zwischen dem Fahrstuhl vom Operationszentrum zum Deck und der Messe.
Hanley wartete schon vor der schmuddeligen Kabine, als Juan um die Gangecke bog. Er lehnte an der Wand und klopfte mit dem Pfeifenmundstück gegen seine Zähne, ein eindeutiges Zeichen, dass ihm etwas durch den Kopf ging. Er streckte sich, als Juan erschien. Trotz geschlossener Kabinentür rümpfte Juan die Nase, als er den schalen Zigarettenrauch roch, der aus der Kabine drang.
»Was hältst du davon?«, fragte Juan ohne lange Vorrede.
»Ich finde, wir sollten hier nicht länger herumtrödeln und lieber Kurs auf Kapstadt nehmen, um die Ausrüstung einzuladen, die wir brauchen, um Merrick zu retten, ehe er an Altersschwäche stirbt.«
»Und außerdem?«
»Die ganze Sache kommt mir ziemlich verrückt vor.«
»Ich wäre absolut einer Meinung mit dir, wenn wir nicht selbst den Angriff auf die
Pinguin
miterlebt hätten.« Juan hielt inne und ordnete seine Gedanken.
»Meinst du, wir sind da auf etwas Handfestes gestoßen?«, fragte Max seinen Freund.
»Typen auf Millionen Dollar teuren Jachten schießen niemals ohne verdammt guten Grund auf jemanden. In diesem Fall glaube ich, dass sie etwas beschützen wollten. Sloane meint, dass niemand wusste, welches Schiff sie suchten, daher ist es durchaus möglich, dass sie etwas anderes abschirmten als ein angebliches Schatzschiff.«
»Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft an Papa Heinricks Riesenschlangen aus Stahl?«
»Max, da
ist
irgendetwas. Ich kann es fühlen.« Juan schaute seinem Freund in die Augen, damit es kein Missverständnis gab. »Erinnerst du dich, was ich dir erzählte, kurz bevor wir diese beiden Typen von der NUMA trafen, die zum Hafen in Hongkong wollten?«
»Sie suchten nach der alten SS
United States.
Das war die Mission, bei der du dein Bein verloren hast«, sagte Max, und dabei klang seine Stimme genauso nachdenklich wie Cabrillos.
Max steckte sich die Pfeife in den Mund. »Es ist schon zwei Jahre her, aber ich glaube, deine genauen Worte waren: ›Max, ich hasse zwar abgedroschene Klischees, aber bei dieser Sache habe ich ein ungutes Gefühl.‹«
Juan blinzelte nicht und erwiderte Hanleys
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