Schlangenjagd
solches HRT, und während sie beabsichtigten, den Gründer von Merrick/Singer auf jeden Fall zu retten, wäre es sicherlich nicht übel, wenn sie für ihre Bemühungen einen kleinen Profit einstreichen könnten.
»Was meint Overholt in Langley?«
»Ihm gefällt es, dass wir hier sind, solange zukünftige Missionen nicht darunter leiden. Er hat mir außerdem anvertraut, dass Merrick den Präsidenten früher mit großzügigen Spenden unterstützt hat und die beiden einige Male gemeinsam Skilaufen waren. Wenn wir das Ganze erfolgreich managen, dürften unsere Aktien in Washington also beträchtlich steigen.«
Cabrillo grinste. »Bei dem, was wir tun, ist es völlig egal, wo unsere Aktien sind. Wenn es um Operationen geht, die derart außerhalb des Üblichen ablaufen, dass niemand offiziell davon Kenntnis haben darf, hat Uncle Sam nicht allzu viele Möglichkeiten. Und ich wette, wenn wir diese Geschichte durchziehen, wird es eine Flut diplomatischer Noten zwischen unserer Administration und der namibischen Regierung geben, und am Ende wird jeder behaupten, es sei ein amerikanisches Kommandoteam in Zusammenarbeit mit den örtlichen Truppen gewesen, das Merrick gerettet hat.«
Max’ Entrüstung wirkte beinahe echt. »Ich kann nicht glauben, dass du dem windigsten Agenten der CIA etwas Derartiges zutraust.«
»Und wenn wir versagen«, fügte Juan hinzu, »wird er erklären, dass er von allem wieder mal nichts gewusst hat bla, bla, bla. Bring Sloane runter zur
Pinguin,
damit sie Reardon erklären kann, dass sie bei uns an Bord bleibt, und sorge dafür, dass jemand das Rettungsboot an Backbord startklar macht. Ich muss erst mal duschen und meine Sachen packen.«
»Ich wollte mich eigentlich nicht dazu äußern«, sagte Max, während er sich durch den Korridor entfernte, »aber selbst wenn man den Wind im Rücken hat, steigt einem dein würziges Aroma in die Nase.«
Kaum dass er seine eigentliche Kabine betreten hatte, streifte Juan das ziemlich schmuddelige Hemd, das er mit Rücksicht auf Sloane getragen hatte, ab und hatte die Schuhe schon von den Füßen geschleudert, als er die Tür zu seinem Badezimmer öffnete. Mit Hilfe der goldenen Wasserkräne in der Duschkabine wählte er eine angenehm kühle Wassertemperatur und entledigte sich seiner restlichen Kleidung. Er lehnte sich gegen die Glaswand der Kabine, um seinen Beinstumpf aus der Manschette seines künstlichen Unterschenkels zu ziehen.
Die nadelfeinen Wasserstrahlen rieselten aus dem Duschkopf auf ihn herab, und während er sich etwas mehr Zeit gewünscht hätte, um seine Entscheidung, Sloane Macintyre zu helfen, in Ruhe zu überdenken, wusste er genug, um sich auf seinen Instinkt zu verlassen. Er bezweifelte, dass es in diesen Gewässern ein Schiff mit einem Schatz gab, ebenso wie er nicht daran glaubte, dass das Meer mit riesigen stählernen Schlangen verseucht war. Aber es konnte keinen Zweifel geben: Jemand wollte, dass Sloane ihre Suche abbrach. Und das war es, was er selbst in Erfahrung bringen wollte – wer diese Leute waren und was sie verheimlichten.
Nachdem er sich abfrottiert und sein künstliches Bein wieder angesetzt hatte, steckte Juan einige Toilettenartikel in eine Kulturtasche aus Leder. Aus dem Kleiderschrank in seinem Schlafzimmer suchte er ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln heraus und packte sie in eine Ledertasche, außerdem ein paar feste Schuhe. Dann begab er sich in sein Büro. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und drehte sich mit dem Sessel zu einem antiken Safe um, der früher einmal in einem Eisenbahndepot in New Mexico gestanden hatte. Seine Finger bewegten sich am Einstellrad schnell und geschickt. Als der letzte Stahlriegel schließlich mit einem Klicken in seine vorgesehene Position rutschte, drehte Juan das Verschlussrad und zog die schwere Tür auf. Neben Bündeln von Hundertdollar- und Zwanzigpfundscheinen sowie Stapeln anderer Währungen enthielt der Safe auch sein persönliches Waffenarsenal. In diesem Safe war genug Feuerkraft versammelt, um einen kleinen Krieg zu starten. Drei Maschinenpistolen, zwei Sturmgewehre, eine Pump-Action-Schrotflinte, ein Remington-700-Scharfschützengewehr sowie Schubladen voller Rauch-, Spreng- und Blitzgranaten und einem Dutzend Pistolen. Er schätzte die möglichen Situationen ab, in die er geraten konnte, und entschied sich für eine Micro Uzi und eine Glock 19. Er hätte die FN-Five-Seven-Pistole vorgezogen – sie hatte sich mittlerweile zu seiner Lieblingshandfeuerwaffe
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