Schlangenjagd
überhaupt so wichtig für Sie ist«, erwiderte Juan.
»Weil heute jemand versucht hat mich zu töten und ich wissen möchte, weshalb, und weil ich denke, dass Sie mir helfen können, diese Frage zu beantworten.«
»Es tut mir leid, Sloane, aber ich bin nur der Kapitän eines Rosteimers, der kurz vor dem Abwracken steht. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Demnach leugnen Sie nicht, was ich gesehen habe.«
»Ich weiß nicht, was Sie gesehen haben, aber an der
Oregon
und ihrer Mannschaft ist gewiss überhaupt nichts Ungewöhnliches.«
Sie stand auf und ging zielstrebig dorthin, wo die winzige Kamera im Rahmen eines alten Bildes von einer indischen Schauspielerin, die fünfzehn Jahre zuvor eine Berühmtheit gewesen war, installiert worden war. Sie nahm das Bild von der Wand, und die Kamera rutschte heraus und baumelte an ihrem Kabel hin und her. »Tatsächlich?«
Diesmal wurde Juan bleich.
»Ich bemerkte sie, als Sie sagten, ›das ist offensichtlich‹, nachdem Sie die Notiz von Maurice erhielten. Ich nehme an, dass wir auch in diesem Augenblick beobachtet werden.« Sie wartete nicht auf Juans Entgegnung. »Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor, Captain Cabrillo. Sie hören auf, mich anzulügen, und ich lüge Sie auch nicht mehr an. Ich mache sogar den Anfang.« Sie ließ sich ihm gegenüber wieder auf den Stuhl sinken. »Tony und ich haben uns nicht in einem Chatroom im Internet kennengelernt. Wir arbeiten beide in der Sicherheitsabteilung von DeBeers und suchen in Wirklichkeit nach einem gesunkenen Schiff, das möglicherweise Diamanten im Wert von einer Milliarde Dollar an Bord hat. Kennen Sie sich mit Diamanten aus?«
»Nur dass sie selten und daher teuer sind, und dass man es lieber ernst meinen sollte, wenn man eine Frau damit beschenkt.«
Das zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Zwei von dreien.«
»Zwei von dreien, häh? Ich weiß, dass sie teuer sind, und ich weiß auch, dass sie selten sind, daher müssen Sie Männer haben, die Ihnen ständig Diamanten schenken. Attraktiv genug sind Sie.«
Ihr Lächeln wurde zu einem Lachen. »O nein. Sie sind teuer, und man sollte es damit ernst meinen, aber Diamanten sind nicht selten. Man findet sie sicherlich nicht so oft wie Halbedelsteine, aber Sie sind auch nicht so rar, wie Sie vielleicht glauben. Der Preis wird künstlich hoch gehalten, weil eine einzige Firma etwa fünfundneunzig Prozent des Marktes beherrscht. Sie kontrolliert alle Minen, damit sie jeden beliebigen Preis festsetzen kann. Sobald ein neues Diamantenfeld entdeckt wird, kauft diese Firma es auf und schaltet jede Form von Konkurrenz aus. Es ist ein derart mächtiges Kartell, dass sich die OPEC daneben wie ein Haufen Amateure ausnimmt. Die Kontrolle ist derart perfekt, dass eine ganze Reihe von Managern sofort wegen Verstößen gegen Antitrustgesetze verhaftet würde, wenn sie jemals einen Fuß auf amerikanischen Boden setzte.
Sie holen unsere Steine in sparsam bemessenen Mengen aus ihren Stahlkammern, um die Preise konstant zu halten. Wenn die Vorräte schwinden, wird die Produktion gesteigert, und wenn es einen gewissen Überfluss an Steinen gibt, dann horten sie sie in ihren Londoner Tresoren. Wenn Sie all das berücksichtigen, was glauben Sie, würde passieren, wenn plötzlich Diamanten im Wert von einer Milliarde Dollar auf den Markt geworfen würden?«
»Die Preise würden fallen.«
»Und wir würden unser Monopol verlieren – das gesamte System bräche zusammen. All diese Frauen da draußen würden begreifen, dass die Steine an ihren Händen überhaupt nicht für die Ewigkeit sind. Außerdem würde die Weltwirtschaft in ihren Grundfesten erschüttert, Goldpreise und ganze Landeswährungen würden destabilisiert werden.«
Das war etwas, worüber Juan immerhin ansatzweise Bescheid wusste, da es erst ein paar Monate her war, dass er und seine Leute einen Versuch vereitelt hatten, den weltweiten Goldhandel ins Wanken zu bringen. »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte er.
»Wenn ein solches mit einem Schatz beladenes Schiff wirklich existiert, stehen unserem Büro zwei Maßnahmen zur Verfügung, um dies zu verhindern. Die erste Möglichkeit wäre zu warten, bis jemand anders die Diamanten findet, und sie dann sofort aufzukaufen. Das wäre natürlich enorm teuer, also wählen wir den zweiten Weg.«
»Überprüfen, ob die Gerüchte über den gesunkenen Schatz zutreffen, und dann selbst danach suchen.«
Sloane tippte sich gegen die Nasenspitze. »Bingo. Ich war es, die die Geschichte
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