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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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seltsamen Englisch, das von einem deutschen Akzent geprägt war.
    »Nichts, Assa, ich schwöre es«, erwiderte Peter schuldbewusst. »Ich habe gesehen, dass dort etwas vergraben war, und wollte nur nachschauen, was es ist, mehr nicht.«
    Assa streckte eine Hand aus, und Peter ließ die losen Steine auf seine Handfläche fallen. Während der junge afrikanische Prinz die Steine wieder in den Bierkrug tat und den ledernen Verschluss über die Öffnung zog, sagte er: »Bei deinem Leben – du darfst niemandem von dieser Sache erzählen.«
    »Das sind Diamanten, nicht wahr?«
    Assa schaute seinen Freund ernst an. »Ja.«
    »Aber woher? Hier gibt es doch keine Diamanten. Die findet man nur unten in der Kapkolonie in der Umgebung von Kimberley.«
    Assa ließ sich mit untergeschlagenen Beinen vor Peter nieder, hin und her gerissen zwischen dem Schwur, den er seinem Großvater geleistet, und dem Stolz auf das, was sein Volk geschafft hatte. Er war drei Jahre jünger als Peter, gerade dreizehn, daher siegte der Drang zu kindlicher Prahlerei über das heilige Versprechen. »Ich werde es dir erzählen, aber du darfst niemals darüber sprechen.«
    »Ich schwöre, Assa.«
    »Seit zum ersten Mal Diamanten gefunden wurden, sind Männer des Herero-Stamms nach Kimberley gegangen, um dort in den Bergwerken zu arbeiten. Da haben sie ein Jahr lang gearbeitet und sind mit dem Lohn nach Hause zurückgekehrt, den ihnen die weißen Bergwerksbesitzer gezahlt haben. Aber sie haben auch noch etwas anderes mitgebracht. Sie haben Steine gestohlen.«
    »Soweit ich weiß werden die Männer doch durchsucht, ehe sie die Arbeitercamps verlassen dürfen. Man schaut ihnen sogar in den Hintern.«
    »Unsere Männer haben einen anderen Weg gefunden. Sie haben sich die Haut aufgeschnitten und Diamanten in den Wunden versteckt. Wenn sie verheilt und vernarbt waren, war nichts mehr davon zu sehen. Nach ihrer Rückkehr haben sie die Wunden dann mit Speerspitzen geöffnet und die Steine meinem Großvater, Häuptling Kamaharero, der sie in den Süden nach Kimberley geschickt hatte, übergeben.«
    »Assa, einige Steine sind ziemlich groß – bestimmt wären sie entdeckt worden«, protestierte Peter.
    Assa lachte. »Und einige Hererokrieger sind auch ziemlich groß.« Er wurde wieder ernst und fuhr mit seinem Bericht fort. »Das ging viele Jahre lang so weiter, bestimmt ungefähr zwanzig, bis die weißen Bergwerksbesitzer entdeckten, was die Hereros taten. Einhundert von ihnen wurden verhaftet, und sogar diejenigen, die noch keine Steine unter ihrer Haut versteckt hatten, wurden des Diebstahls für schuldig befunden. Sie wurden alle mit dem Tode bestraft.
    Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden wir diese Steine benutzen, um das Joch des deutschen Kolonialbüros abzustreifen« – seine dunklen Augen funkelten –, »und dann werden wir wieder als freie Menschen leben. Und jetzt schwöre mir noch einmal, Peter, dass du niemals jemandem verraten wirst, dass du den Schatz gefunden hast.«
    Peter sah seinem jungen Freund in die Augen. »Ich schwöre es.«
    Er hielt sich weniger als ein Jahr an seinen Eid. Als er achtzehn wurde, verließ er die kleine Mission auf dem königlichen Anwesen. Er erzählte niemandem, dass er wegging, nicht einmal seiner Mutter, und deswegen hatte er auch ein schlechtes Gewissen. Jetzt hatte sie Lucas Smythes selbstgerechte Tiraden allein zu ertragen.
    Peter hatte schon immer das Gefühl gehabt, jemand zu sein, der alle Widrigkeiten überlebte. Er und Assa hatten Dutzende Mal in der Steppe campiert, aber als er schließlich die Handelsstation achtzig Kilometer von der Mission entfernt erreichte, war er halbtot vor Erschöpfung und Durst. Dort verbrauchte er einige der wertvollen Münzen, die seine Mutter ihm im Laufe der Jahre zu seinen Geburtstagen geschenkt hatte. Sein Vater hatte ihm nie etwas geschenkt, da er die Überzeugung vertrat, dass die einzige Geburt, die die Familie feiern dürfe, die von Jesus Christus war.
    Es blieb kaum genug übrig, um den Wagenmeister dafür zu bezahlen, dass er ihn mit seinem Zwanzig-Ochsen-Gespann, mit dem er eine Ladung Elfenbein und Pökelfleisch nach Süden brachte, mitnahm. Der Wagenmeister war ein älterer Mann mit einem breitkrempigen weißen Hut und dem dicksten Backenbart, den Peter je gesehen hatte. In H.A. Ryders Begleitung befanden sich zwei Brüder, denen von der Kolonialverwaltung des Kaps Weideland versprochen worden war, jedoch mussten sie feststellen, dass die Matabele das Land

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