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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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drin.«
    Dingeldey nickt befriedigt. Der Elektriker hat inzwischen die Anschlussdose der Deckenlampe wieder zugeschraubt und ist von der Stehleiter heruntergestiegen. »Ihr Kunde muss ja ein mächtig gefährlicher Mensch sein, dass man einen solchen Aufwand betreibt«, meint er dann und geht mit seinem Metalldetektor ins Nebenzimmer.
    Es klingelt, Adrian Dingeldey geht zur Tür und öffnet sie, vor ihm steht ein mittelgroßer dicklicher glatzköpfiger Mann, der sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischt, als sei er soeben fünf Stockwerke hinaufgestiegen, und nicht bloß ins Hochparterre.
    »Herr Berndorf?«, fragt er mit einem leichten Stirnrunzeln, als sei ihm klar, dass er Berndorf eben nicht vor sich hat.
    Dingeldey nennt seinen Namen und erklärt, dass er Berndorf vertrete.
    »Oh!«, sagt der schwitzende Mann, »da sind wir ja Kollegen! Entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht gleich erkannt habe, Sie sind ja eine Koryphäe … ich hingegen arbeite mehr im Stillen.« Er holt seine Brieftasche heraus und reicht Dingeldey eine Visitenkarte, auf der in nachgeahmter Handschrift vermerkt ist:
    Eberhard Hornisser
    Reg. Dir. i. R., Rechtsanwalt
    Als Adresse ist eine Hausnummer Unter den Linden angegeben, beigefügt sind mehrere Telefonnummern, eine davon mit der Schweizer Vorwahl 0041.
    »Fein«, sagt Dingeldey, »darf ich raten, wo Sie Regierungsdirektor waren? In Pullach?«
    »Manchmal ist das ja ganz angenehm«, antwortet Hornisser, »wenn die Leute gleich mit Ihrer Einschätzung herausrücken … Aber darf ich eintreten?«
    »Bitte sehr …« Dingeldey tritt zur Seite. »Leider ist es momentan nicht sehr gastlich hier. Wir sind gerade bei Aufräumarbeiten.«
    »Aufräumarbeiten?«, fragt der Besucher und wirft einen Blick in das Büro. »Ist es denkbar, dass Sie – oder vielmehr: Ihr Mandant Besuch hatte? Wenn es so ist, hätte ich gerne mit Ihnen darüber gesprochen.« Nach einer Pause setzt er hinzu: »Aber unter vier Augen.«
    Vorne an der Straßenecke gebe es eine Osteria, meint Dingeldey, dort könnten sie einen Kaffee trinken. »Ein vertraulicheres Ambiente kann ich Ihnen leider nicht bieten.«
    »Nun gut«, meint Hornisser, und weil der Mann von SafeNet mit dem Überschreiben der fremden Dateien noch eine Weile zu tun hat, gehen Dingeldey und Hornisser über die Straße in die Osteria. Die Unterbrechung sei ihm ganz willkommen, bemerkt Dingeldey, seine Nacht sei ein wenig kurz gewesen, daher auch sein Bedürfnis nach einem Kaffee …
    Er höre das mit Bedauern, meint Hornisser. Auf der anderen Seite sei er froh, in dieser Angelegenheit ganz sachlich reden zu können, nämlich mit einem Kollegen.
    Dann sind sie auch schon vor der Osteria angekommen, sie treten ein, der Gastraum ist um diese Zeit nahezu leer, und sie setzen sich – einander gegenüber – an einen Tisch in der Ecke. Dingeldey bestellt bei der Bedienung einen doppelten Espresso, Hornisser belässt es bei Mineralwasser. Dann herrscht einen Augenblick Stille, Dingeldey stützt beide Ellbogen auf den Tisch und faltet die Hände unter seinem Kinn.
    »Ich warte«, sagt er schließlich.
    »Nun gut«, meint Hornisser. »Ihr Mandant Berndorf hatte heute Nacht Besuch, der nicht eingeladen war. Sie nun bringen – zu Recht oder zu Unrecht, das wollen wir einmal beiseitelassen – diesen Besuch in Verbindung mit zwei Fahrzeugen, die offenbar hier vorbeigekommen sind und deren Kennzeichen notiert wurden, ob korrekt notiert oder nicht, spielt jetzt keine Rolle …«
    Die Bedienung bringt Espresso und Mineralwasser. Dingeldey nimmt einen Schluck. »Und was spielt dann eine Rolle?«, fragt er schließlich.
    »Dass diese Kennzeichen auf einen Fahrzeughalter hindeuten könnten«, antwortet Hornisser bedächtig, »der darüber nicht sehr erfreut ist. Der im Fall einer missbräuchlichen Verwendung dieser Kennzeichen dies unbedingt aufklären und ahnden können müsste.«
    »Mit äußerster Brutalität wird er das wollen«, fällt ihm Dingeldey ins Wort, »ganz recht, und damit diese Aufklärungsarbeiten nicht gestört werden, würde er gerne absolute Vertraulichkeit vereinbaren, nicht wahr?«
    »Ich sehe, Sie verstehen mein Anliegen«, sagt Hornisser. »Natürlich ist meinem Auftraggeber klar, dass Ihrem Mandanten nicht nur Unannehmlichkeiten, sondern auch Kosten entstanden sind. Er ist bereit, dies zu regulieren, das gilt auch für die Kostennote, die Sie auszustellen haben.«
    »Und welche Gegenleistung erwarten Sie – oder vielmehr: Ihr

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