Schlangenkopf
leuchtet ein »Nein«.
»Nett von Ihnen, dass Sie uns unser Gespräch beenden lassen«, sagt sie und nickt dem Mann an der Tür zu. »Es dauert sicher nicht mehr lange.«
Zögernd zieht der Mann sich zurück, und die Zimmertür schließt sich wieder.
Barbara wendet sich wieder zum Krankenbett. »Wir haben von Kriegsgerät gesprochen. Stammt dieses Gerät aus den Beständen der Nationalen Volksarmee, also aus der ehemaligen DDR ?«
»Ja.«
»Mit der Lieferung ist ein von den Vereinten Nationen verhängtes Embargo gebrochen worden?«
»Ja.«
»Gab es einen Beschluss des Bundestages, Kroatien aufzurüsten?« Was für eine Frage! Prompt blinkt vom Monitor ein »Nein«.
»Sind die Fraktionen des Bundestages unterrichtet worden?«
Sie schaut auf den Monitor, aber es kommt keine Antwort. Sie wendet den Blick zu Fausser, dessen Augenlider zu zwinkern scheinen. Dann kommt doch eine Antwort, ein »Nein«, aber gleich darauf ein »Ja«.
»Also waren nur einzelne Abgeordnete unterrichtet?«
»Ja.«
»Darunter auch Sie?«
»Ja.«
Barbara überlegt. Warum ist nie öffentlich über dieses Thema gesprochen worden? Aber nach einem »Warum« kann sie Fausser nicht fragen.
»Ist Geld geflossen, um diese Lieferungen möglich zu machen?«
Wieder gibt es eine lange Pause. Dann erscheint auf dem Monitor ein »Nein«. Ein Nein ist ein Nein. Also ist kein Geld geflossen. Aber warum die lange Pause?
»Hat es trotzdem Leute gegeben, die einen finanziellen Gewinn davon hatten?«
»Ja.«
Also doch. Nur hilft ihr das nicht weiter. In der Weltgeschichte hat noch keiner einen Lieferanten von Kriegsgerät hungern sehen.
»Sind aus dem Erlös Partei- oder Wahlkampfspenden finanziert worden?« Es kommt keine Antwort, sie schaut Fausser in die Augen und sieht keinen Lidschlag, sondern ein Zwinkern.
»Soll ich die nächste Frage stellen?«
»Ja.«
Wieder öffnet sich die Tür, eine junge Frau kommt herein. Es ist die Krankengymnastin, und so bleibt Barbara nur eine Frage:
»Kann ich morgen wiederkommen?«
»Ja.«
Auf dem Flur trifft sie den Weißhaarigen wieder. »Entschuldigen Sie bitte«, spricht er sie an. »Wissen Sie, ob ich jetzt zu Christian Fausser kann? Matthaus ist mein Name, Jörg Matthaus.«
»Die Krankengymnastin ist jetzt bei ihm«, gibt sie zur Antwort, »vielleicht sollten Sie sich noch ein wenig gedulden.« Sie nickt ihm zu und geht. Als sie das Treppenhaus hinuntersteigt, muss sie wieder an das eine »Nein« denken. An das »Nein«, das auf dem Monitor aufgeleuchtet war, als Matthaus ins Zimmer treten wollte.
E ins a Qualität«, sagt der Elektriker und reicht von seiner Stehleiter das kleine elektronische Bauteil herunter, das er soeben aus der Anschlussdose der Deckenlampe entfernt hat. Adrian Dingeldey nimmt es vorsichtig entgegen und verstaut es in einem Plastikumschlag, den er sofort verschließt. Auf einem Klebezettel notiert er Datum, Uhrzeit und Fundstelle und kennzeichnet so den Umschlag.
»Ein perfekter Spion«, fährt der Elektriker fort. »Sieht und hört fast alles.«
»Da hat man sich allerdings viel Mühe gemacht«, bestätigt der junge Mann, der von SafeNet kommt, einem halbstudentischen Garagenbetrieb. »Schauen Sie mal hier …« Dingeldey geht um den Schreibtisch herum und blickt auf Kolonnen von Zahlen und Zeichen, wie er sie auf seinem eigenen Laptop noch nie gesehen hat.
»Sämtliche Dateien auf diesem Gerät können von außen aufgerufen und eingesehen werden.« Der junge Mann klopft auf das Gerät. »Dabei ist eine Software implementiert worden, die für dieses Ding viel zu aufwendig ist und gar nicht notwendig gewesen wäre … Aber das ist noch nicht alles.« Er gibt einen Befehl ein, auf dem Bildschirm baut sich das Bild eines schwarzhaarigen Jungen auf, der in die Kamera blickt, acht oder neun Jahre alt, Dingeldey vermutet, dass es sich um einen Thai-Jungen handelt … Der Mann von SafeNet gibt einen Startbefehl, der Junge beginnt sich zu bewegen und zieht sich langsam sein weißes T-Shirt über den Kopf.
»Ist gut«, sagt Dingeldey, »den Rest kann ich mir denken. Wie viele solcher Videos sind da eingespielt oder wie man das nennt?«
»Mindestens zwanzig«, meint der junge Mann.
»Und wann ist das geschehen?«
»Angeblich vor vierzehn Tagen. Aber Datum und Uhrzeit sind manipuliert worden.«
»Und wann ist diese Manipulation erfolgt?«
»Heute Nacht. Ab drei Uhr fünfunddreißig. Ich mach Ihnen ein Protokoll, da stehen dann die einzelnen Handlungsabschnitte
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