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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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ähnlichen Tonfall wie Ihr Freund, ich komm jetzt nicht auf den Namen. Komisches Paar, übrigens, diese Halbblinde und Ihr Freund.«
    »Also, diese Frau kenn ich jetzt nicht näher«, meint Berndorf heuchlerisch, »sie hat wohl keinen ganz einfachen Charakter …«
    »Was mich gewundert hat«, sagt der Fahrer, wirft die Zigarette auf den Boden und drückt sie mit dem Schuhabsatz aus, »mich hat gewundert, dass die getrennt gezahlt haben.« Er klopft in die Hände. »Einsteigen die Herrschaften, es geht weiter!«
    N üscht«, sagt der Beamte vom Rauschgiftdezernat und klopft sich die Ärmel seines Sakkos ab, denn in dem kleinen schäbigen Büro ist schon länger nicht Staub gesaugt worden. »Alles negativ.« Er scheint ebenso enttäuscht wie sein Hund, der gelangweilt an der Tür sitzt, als wartete er auf den nächsten Einsatz und eine Arbeit, die sich wirklich lohnt. Der Beamte blickt vorwurfsvoll zu Dingeldey. »Ich weiß ja nicht, wer Ihnen geflüstert hat, dass hier was sein soll – aber an Ihrer Stelle würde ich mit dem ein Hühnchen rupfen, das kann ich Ihnen …«
    »Is gut«, schaltet sich Hauptkommissar Regulski ein, »Sie können jetzt gehen, Kollege …« Der Rauschgiftfahnder hebt grüßend die Hand, nimmt die Leine seines Hundes auf, der Hund wedelt einvernehmlich und drängt mit seinem Chef zur Türe hinaus.
    »Nun, Herr Anwalt«, sagt Regulski, »wir haben diesen ganzen Block hier geräumt und die Leute hinausgescheucht und sie in Turnhallen untergebracht und den Schulleitungen erklärt, dass da jetzt leider nicht geturnt werden kann. Dann hatten wir die Entschärfer vom Landeskriminalamt hier, mit allen ihren Sprengstoffexperten und Spürsonden, für nichts und wieder nichts hatten wir die hier, und danach haben wir die Leute aus den Turnhallen wieder zurückgekarrt und uns bei ihnen entschuldigt. Später haben wir auf Ihre Bitte hin nach Falschgeld gesucht – wieder nur Fehlanzeige. Und Rauschgift ist hier auch nirgends gebunkert.« Der Hauptkommissar verschränkt die Arme, legt den Kopf noch ein wenig zurück, und betrachtet Dingeldey nun ganz von oben. »Haben Sie sonst noch eine Anregung, wie unsere Beamten ihre Zeit verbringen könnten?«
    »Sie könnten zum Beispiel nach Wanzen suchen«, schlägt Dingeldey vor. »Nach elektronischen Wanzen. Aber das lasse ich – glaube ich – vielleicht doch besser von einem Elektriker machen …« Noch einmal schaut er sich in dem Büro um, und sein Blick bleibt an dem PC älteren Baujahres hängen, der etwas seitlich auf dem Schreibtisch steht. Er schlägt sich vor die Stirn! »Ach ja! Der Computer. Ich hätte längst darauf kommen müssen … Vermutlich fingiertes geheimdienstliches Spielmaterial. Wie ich meinen Mandanten einschätze, ist das Gerät noch nicht einmal mit einer PIN gesichert.« Er blickt aufmunternd zu Regulski. »Wie wäre es, und Sie schickten einen Kollegen vorbei, der sich mit Computern auskennt? Wenn der sein Handwerk versteht …«
    »Nun ist gut«, antwortet Regulski und blickt auf seine Armbanduhr. »Ich hab inzwischen genug Zeit mit Ihnen vertan. Suchen Sie sich selbst einen Fachmann, und wenn der was findet, weshalb man Anzeige erstatten muss, tun Sie es, gegen wen auch immer.« Er tippt mit der Hand an seine Uniformmütze und wendet sich zum Gehen. »Jedenfalls können Sie nicht behaupten, wir seien nicht kooperativ gewesen. Und dem Herrn Berndorf können Sie ausrichten, er soll sich für seine Nachbarn eine gute Erklärung ausdenken.« Er bleibt, die Türklinke in der Hand, stehen und wirft noch einen Blick zurück. Plötzlich zieht ein boshaftes Lächeln über sein Gesicht. »Wir haben ihnen nämlich gesagt, bei wem sie sich für das ganze Theater bedanken sollen.«
    »Das wird vermutlich schon wieder eine vorsätzlich falsche Auskunft gewesen sein«, antwortet Dingeldey.
    »Wieso?«
    »Sie hätten den Nachbarn die Adresse der Kreuzottern nennen sollen.«
    Regulski setzt zu einer Widerrede an, dann schüttelt er den Kopf und wirft die Tür hinter sich zu.
    B arbara Stein ist nach einem vorsichtigen Klopfen ins Krankenzimmer eingetreten, aber nun verharrt sie doch zwischen Tür und Angel. Faussers Ehefrau Brigitte ist bei ihm und versucht ihn zu rasieren, in der einen Hand das Elektrogerät, mit den Fingern der anderen die faltige Haut straff ziehend, damit sie den Rasierer überhaupt ansetzen kann. Das sieht ein wenig ungeschickt aus und schafft doch zugleich den Eindruck einer eigenartigen Vertrautheit zwischen den beiden

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