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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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Helligkeit. Die Fenster des Bungalows standen sperrangelweit offen und ließen Luft, die angenehm, Licht, das gewöhnungsbedürftig, und Lärm, der ohrenbetäubend war, herein. Die Ferienanlage! Bauarbeiter!, fuhr es Paula durch den Kopf und schlagartig war sie im Hier und Jetzt gelandet. Es war erst sieben Uhr! Sie schloss die Fenster, dunkelte ab und hoffte, nochmals einschlafen zu können.
    Hatte sie gestern Abend wieder ein paar Gläschen zu viel getrunken? Was war bloß plötzlich mit ihr los? Bis vor kurzem war sie als Antialkoholikerin durchs Leben gegangen. In letzter Zeit häuften sich die Trinkgelegenheiten: der Absturz mit Kandin, nach dem sie zwei Tage gebraucht hatte, um wieder einigermaßen fit zu werden, mehrere Gläser Sekt während des Flugs, der gestrige Abend. Wo sollte das noch hinführen?
    Gegen neun wachte sie schließlich erschlagen auf. Mit den dunklen Augenringen und dem Sonnenbrand auf Nase und Wangen sah sie wie eine Witzfigur aus.
    Eine halbe Stunde später klopfte Paula an Kandins Bürotür. Er strahlte sie an. Wie machte der Mann es nur, immer so frisch und energiegeladen zu wirken?
    „Na, wie hat Ihnen unser gestriger Empfang gefallen? Ich hoffe, Ihr Tischnachbar hat nicht allzu schaurige Geschichtenerzählt. Leider trinkt er mehr als ihm gut tut und verwechselt dann sehr leicht Fiktion und Realität.“ Kandin grinste.
    Dann kramte er in seinen Unterlagen und reichte Paula einige Seiten mit Informationen. Die nächsten Stunden besprachen sie die Strategie der Öffentlichkeitsarbeit und Kandin gab ihr einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten. Sie erstellten eine Liste der verschiedenen Medien und wer zu ihnen Kontakt aufnehmen würde. In Österreich, Deutschland und der Schweiz würde diese Tätigkeit zur Gänze in Paulas Ressort fallen, ebenso wie die Onlineplattformen. In den anderen Ländern war geplant, Subunternehmen für die Medienarbeit einzusetzen.
    Als sie die erste Pause einlegten, war es kurz vor ein Uhr.
    „Kommen Sie, lassen Sie uns essen gehen. Ein Mittagessen mit Blick aufs Meer wird uns gut tun.“
    Es war weniger eine Frage als eine Feststellung. Kandin hatte sich bereits erhoben, steckte seine Notizen in eine der Mappen und sah Paula erwartungsvoll an.
    „Wir können uns dabei über verschiedene Werbeaktionen unterhalten“, ergänzte er, bereits auf dem Weg zur Tür.
    Da Kandin abends einen Termin in Tamarindo hatte, beschlossen sie nach dem Mittagessen noch bis vier Uhr zu arbeiten. Der Aufenthalt im schattigen Büro war Balsam für Paulas Sonnenbrand.
    Kandin zeigte ihr, wie die verschiedenen Geräte funktionierten und wie sie den Laptop ans Internet anstecken konnte. Kurz bevor sie sich trennten, legte Kandin einen Schlüssel fürs Büro vor Paula auf den Tisch.
    Paula fragte, ob sie am Abend nochmals herkommen dürfe, um ihre privaten E-Mails abzufragen. Kandin hatte keine Einwände.

     
    2.
    Nachdem Paula ihren Laptop im Bungalow verstaut und sich frisch gemacht hatte, ging sie zur Plaza, um Ricarda zu treffen.
    Die erschien bald darauf, wieder in Jeans und T-Shirt.
    „Begleitest du mich zum Zoo?“ Paula stimmte sofort zu. Dort angelangt, schloss Ricarda eine kleine Hütte auf, in der in verschiedenen Behältern und Schachteln Trockenfutter und Früchte für die Tiere aufbewahrt wurden. Alles, was sie brauchte, lud sie auf einen Schubkarren.
    Im ersten Käfig sprangen zwei Totenkopfäffchen aufgeregt von Ast zu Ast, als sie Ricarda kommen sahen.
    „Wenn es dich interessiert, kann ich dir gern eine kleine Einführung in die Fauna von Costa Rica geben. Zumal das ja mein eigentliches Spezialgebiet ist“, bot sie Paula an.
    „Spezialgebiet? Ich dachte, du bist Fremdenführerin.“
    „Ja, hier in der Anlage bin ich dafür angestellt. Aber ich komme aus Naples in Florida, wo ich Biologie studiert habe.“
    „Du bist also gar nicht von hier?“
    „Nur zur Hälfte. Meine Mutter war Amerikanerin“, antwortete Ricarda, während sie den Affen Obststücke in die Futtergefäße schüttete. Kreischend stürzten sich die Tiere auf ihr Abendessen.
    Ricarda ging mit dem Schubkarren zum zweiten Käfig, in dem ein großer, alter Baum stand, auf dem – Paula wollte ihren Augen nicht trauen – Dutzende Leguane in verschiedensten Schattierungen von Grün, Blau bis Schwarz bewegungslos verharrten. Im angrenzenden Gehege krabbelten Schildkröten herum.
    „Das hier sind Sumpfschildkröten, sie leben im Süßwasser und gehören nicht zu den bedrohten Arten wie

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