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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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die Meeresschildkröten, die ihre Eier immer zur gleichen Zeit und amgleichen Ort ablegen müssen“, erzählte Ricarda. „Diese Regelmäßigkeit wird von professionellen Jägern ausgenutzt. Dazu kommt noch die ständig steigende Zahl der Individualtouristen und Surfer, die viele der Gelege zertrampeln.“
    Im Käfig daneben turnten zwei Papageien das Gitter hinauf und hinunter, in einem anderen schwirrten Kolibris herum.
    „Costa Rica ist ein wahrer Wallfahrtsort für Vogelbeobachter. Ausgerüstet mit riesigen Ferngläsern, speziellen Fotoapparaten und Stativen fahren sie die Flussufer, Waldränder und Lichtungen entlang, um vielleicht gar einen Quetzal zu sehen, den heiligen Vogel der Götter. Die Schwanzfedern des kleinen, grünen Vogels mit dem roten Bauch schmückten einst den Gott Quetzalcóatl .“
    Ricarda hatte ihre Fütterungsrunde beendet und ging zur Hütte zurück, um das übrig gebliebene Futter abzuladen.
    „Warum arbeitest du hier eigentlich als Fremdenführerin? Ist es nicht schade, wenn du die Zeit mit Touristen verbringen musst, die sich vielleicht nicht einmal für dieses Wissen interessieren? Wäre es nicht interessanter an einem Forschungsprojekt mitzuarbeiten?“
    Ricarda warf ihr einen langen Blick zu. Paula hatte das Gefühl, dass sie noch etwas sagen wollte. Aber dann drehte sie sich wortlos um und ging weiter.

     
    3.
    Es war schon dunkel, als Paula sich von Ricarda verabschiedete, den Laptop aus dem Bungalow holte und in Kandins Büro ging.
    Das Erste, was ihr auffiel, war, dass alles blitzsauber und geordnet war. Nirgends lag ein Ordner oder ein Blatt Papier herum. Die Schranktüren waren nicht nur geschlossen, sondern auch – wie Paula feststellte – abgesperrt. Die Schlüssel waren abgezogen. Ebenso verhielt es sich bei den Läden der Schreibtische. Offen war nur der Kasten, in dem das Kopierpapier aufbewahrt wurde, und die kleine Lade, in der Kugelschreiber und Ähnliches lagen.
    Sie setzte sich an Kandins Tisch, da hier der Modemanschluss war. Es saß sich wunderbar bequem in seinem Ledersessel. Wie erwartet, hatte ihr Clea geschrieben. Sie berichtete ihr ausführlich von einer neuen Bekanntschaft, die sie am Wochenende gemacht hatte, und listete mehrere Internetadressen über Costa Rica auf.
    Auch Santo hatte ihr eine kurze Mail geschickt. Er wollte wissen, ob sie gut angekommen war, wie sie mit der Arbeit vorankam und wie lange sie voraussichtlich in Costa Rica bleiben würde. Denn wenn sie Interesse hätte, könnte er ihr bereits wieder ein neues Projekt anbieten. Das war wieder typisch für ihn. Immer nach dem Kleiner-Finger-ganze-Hand-Prinzip: Gerade erst hatte sie ihm aus der Patsche geholfen, und schon meinte er, dass es auf diese Weise weitergehen würde. „Falsch gedacht, Santo“, murmelte Paula und schickte sofort eine Antwortmail los, in der sie ihm freundlich, aber bestimmt klarmachte, dass dieser Auftrag, den sie für ihn übernommen hatte, die Ausnahme von der Regel war.
    Keine Mail von Markus.
    Kurt schrieb ihr, dass er einige interessante Informationen – was genau, schrieb er nicht – gefunden hatte, die er demnächst schicken würde. Abschließend meinte er, dass er sie um die Reise beneide und dass auch ihm ein Urlaub in Costa Rica gut gefallen würde.
    „Dann komm doch vorbei! Es ist wunderschön hier“, schrieb sie ihm zurück und bat ihn, die Informationen, soweit dies möglich war, per E-Mail zuzuschicken oder – noch besser – sie persönlich bei ihr abzuliefern.
    Beiden, Kurt und Clea, schrieb Paula einen Zwischenbericht von der Reise. Als sie damit fertig war, lehnte sie sich in Kandins Bürosessel zurück, nahm mit den Füßen Schwung und drehte sich im Kreis. Jetzt, wo der Laptop ausgeschaltet war, war es völlig dunkel im Raum. Nur der Schein der Bungalowbeleuchtung fiel durch das Fenster. Paulas Aufmerksamkeit wurde auf ein kleines rotes Licht gelenkt, das aus der Grünpflanze gegenüber hervorleuchtete. Was für ein Gerät war das? Neugierig ging sie hinter die Pflanze und bog die Äste zur Seite. Eine Miniaturkamera hatte sie die ganze Zeit über beobachtet!
    Alles befand sich im Blickwinkel der Kamera. Kandins Angst vor Dieben oder radikalen Umweltschützern schien größer zu sein, als sie bisher angenommen hatte. Paula überlegte, Kandin am nächsten Tag darauf anzusprechen, doch dann entschied sie, es doch bleiben zu lassen.
    Sie verließ das Büro mit gemischten Gefühlen. Im Bungalow angelangt, warf sie sich aufs Bett, starrte auf

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