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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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Sie freute sich so sehr, die beiden zu sehen. Sie hatten im strömenden Regen auf sie gewartet, hatten ausgeharrt, obwohl sie nicht wissen konnten, ob und wann Paula zurückkommen würde. Das waren die Dinge im Leben, die wirklich zählten: Vertrauen, Verlässlichkeit, Freundschaft und natürlich Liebe!
    Die beiden sahen sie verwirrt an. Sie konnten schließlich nicht ahnen, welche Gefühle dieser strapaziöse Ausflug bei Paula geweckt hatte.
    „Komm, lass uns zu Blancos finca zurückgehen und uns trocknen.“ Sally zog Paula energisch mit sich fort.
    „Wollt ihr denn gar nicht wissen, ob ich etwas im Zoo gefunden habe?“
    „Nachdem du so strahlst, warst du sicher erfolgreich. Aber das kann warten. Komm jetzt erst einmal.“

     
    3.
    Die feuchten Kleidungsstücke hingen zum Trocknen auf einer Leine, die mitten durch den Raum gespannt war. Paula hatte eines von Blancos T-Shirts übergezogen. Ihre geschundenen Füße steckten in einem Eimer mit kühlem Wasser.
    Die drei saßen beim Tisch und Sally studierte die Papiere, die Paula aus dem Versteck geholt hatte. „Das ist natürlich brisant. Das hier …“, sie wedelte mit dem Blatt, auf dem sich die Skizze mit dem Kreuz befand, vor Blancos Nase herum, „… ist so eine Art Grundriss. Ich denke von der Anlage. Paula, wirf du mal einen Blick darauf!“ Sie schob Paula den Plan hin.
    „Auch das ist sehr interessant“, fuhr Sally fort und rückte ihre Brille zurecht. „Das sieht aus wie eine Art Vertrag. Schau mal, Blanco.“
    Die drei vertieften sich schweigend in die Papiere, bis Blanco die Stille unterbrach: „Wenn mich nicht alles täuscht, ist das ein Übereinkommen zwischen zwei Vertragspartnern. Einer verpflichtet sich, eine gewisse Anzahl von Fässern abzunehmen“, er ließ einen anerkennenden Pfiff hören. „Und wenn das amerikanische Dollar sind, dann war das ein sehr lukratives Geschäft. Wir sprechen hier von Fässern mit sodium cyanide .“
    „Diese Chemikalie wird für die Cyanidlaugerei verwendet, mit der man Gold und Silber aus Gestein lösen kann“, klärte Sally die beiden auf. „Das goldhaltige, zerkleinerte Gestein wird auf einer abgedichteten Folie aufgehäuft und von Cyanidlösung durchsickert. Das im Gestein verteilte Gold bindet sich an diese Cyanidlösung und kann so gewonnen werden. Übrig bleiben die giftigen Gesteins- und Erdmassen, die im Normalfall in eigenen Auffangbecken gelagert werden. Wenn diese nicht dicht sind oder die Laugungshaufen durch Überflutungen in die Natur gelangen, zerstören sie alles und gefährden dasLeben der Bewohner. Aber auch wenn alles ordnungsgemäß durchgeführt wird, gelangt immer etwas Gift in die Umgebung, so sorgfältig kann gar nicht damit gearbeitet werden. Es werden die für die Gewebeatmung lebenswichtigen eisenhaltigen Atmungsenzyme blockiert. Und auch wenn es nicht zum sofortigen Tod kommt, sind die Auswirkungen scheußlich: chronische Erkrankungen der Atmungs- und Verdauungsorgane, Schädigungen des Nervensystems, Tuberkulose, Krebs, Unfruchtbarkeit, Entwicklungsstörungen, Geburtsfehler …“
    Paula schwieg betreten. Sie musste zu ihrer Schande gestehen, dass sie bisher gedacht hatte, dass Goldabbau vorwiegend eine Sache für Aussteiger und Abenteurer war, die ein Faible für Lagerromantik hatten, Flüsse mit Sieben durchkämmten, in Zelten wohnten und sich gegenseitig das gefundene Gold abjagten.
    „Aus einer unserer Studien ging kürzlich hervor, dass es in den letzten Jahren zu einem neuen Goldrausch gekommen ist und die Weltproduktion neue Rekorde erreicht“, fuhr Sally fort. „Das liegt daran, dass es jetzt verbesserte Techniken gibt, die allerdings immer noch auf dem Cyanidlaugungsverfahren basieren. Sie machen den Goldabbau für Industrieunternehmen sogar dann rentabel, wenn das Vorkommen nur ein Gramm Gold pro Tonne Gestein beträgt. Der Flächenverbrauch ist enorm, ganze Berge werden abgetragen. Nach durchschnittlich fünf Jahren Betrieb hinterlässt der Tagbau weite Mondlandschaften, von den Giftrückständen erst gar nicht zu reden.“
    „Auch bei euch in Europa wird fleißig Gold abgebaut“, mischte sich Blanco ein. „Nachdem ich die Ergebnisse der Wasseruntersuchung mit den überhöhten Blausäurewerten erhalten hatte, habe ich im Internet recherchiert, um Informationen über Nicoya zu finden. Dabei kamen mir auch viele internationale Artikel zu dieser Problematik unter. In Rumänien ist zum Beispiel bei einer Goldmine hochgiftiger Schlammausgetreten und hat weite

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