Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
Vom Netzwerk:
«Pass mal auf, Paul», sagte er, «jetzt schüttest du dir schön mal Zucker in den Kaffee, und ich erzähle dir mal was.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Bessere Zeiten
    H ier wohnst du also?», fragte Bettina und betrachtete das Klingelschild neben Kulis Wohnungstür. «Jetzt verstehe ich, warum du unbedingt ins Hotel wolltest», sagte sie mit leicht süffisantem Unterton. Es war Abend. Kuli hatte Bettina von der Arbeit abgeholt und ihr vorgeschlagen, mit zu ihm zu kommen. So von wegen Normalität und jetzt wäre das ja auch egal und sie könne ja mal sehen, wie er so wohne. Bettina hatte nur gelächelt, war ihm aber bereitwillig gefolgt.
    Dann standen sie im Hausflur, in dem es wirklich penetrant nach türkischem Essen roch und auch sonst ein wenig stickig war, und Kuli hatte ihrem Gesicht angesehen, dass sie sich hier nicht so richtig wohl fühlte. Aber das konnte ja noch werden. Er schloss die Tür auf. «Ich bin ja auch froh, dass dieser Quatsch vorbei ist», sagte er fröhlich. «Kurt Biedental, so heißt doch kein Mensch.»
    Bettina erwiderte nichts, nicht einmal, dass Ulrich Kulenkampff auch kein viel besserer Name war; sie betrat Kulis Wohnung und sah sich mit auf dem Rücken verschränkten Armen im Flur um wie in einem Museum für avantgardistische Kunst. An der Wand hing ein Poster von Nevermind . «Du magst Nirvana?», fragte sie.
    «Ich mag alles, was gut ist. Ist übrigens selbst fotokopiert», sagte Kuli stolz und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Als Bettina eintrat, zuckte sie zurück. «Ach du Scheiße», sagte sie, «ist hier jemand eingebrochen?»
    Kuli warf einen Blick auf die bestimmt fünfhundert Platten, die kreuz und quer auf dem Boden verteilt und zum großen Teil aus den Hüllen gerissen waren. «Ach so, das», erwiderte er unbeeindruckt. «Nee, das war ich selbst. Hab was gesucht.»
    «Verstehe», sagte Bettina, machte aber nicht den Eindruck.
    «Können wir einfach ignorieren.» Kuli rieb sich die Hände. «Ja», begann er. «Kaffee? Tee?»
    «Wasser wäre nett», sagte sie und setzte sich vorsichtig in den Sitzsack. Man sah es ihrem Gesicht an: Es fühlte sich nicht komfortabel an. Sie griff nach einer der Schallplatten, die aus Versehen in der Nähe des Möbels gelandet war. «Barry White», las sie vor. «Kenn ich nicht.»
    «Ist auch schon tot. Großes Gegrummel war das», grinste Kuli und machte sich auf den Weg in die Küche, um zwei Gläser zu holen. «Ganz schlimmer Schmalz eigentlich», ergänzte er im Gehen.
    «Muss man das denn dann haben?», fragte sie, als er zurückkam.
    «Auf jeden Fall», sagte er. «Hier. Ist aber nur Kranberger.»
    «Macht nichts», lächelte sie und roch dennoch vorsichtig an dem Glas.
    «Ja». Kuli erhob das seine. «Auf uns dann mal so.»
    «Auf uns», ächzte Bettina und stemmte sich mühsam aus dem Sitzsack, immerhin ohne einen Tropfen zu verschütten. Sie ging zu Kulis Verstärker und befingerte vorsichtig den an der Wand aufgestellten Bass.
    «Wahnsinn, wie wichtig dir Musik ist», sagte sie.
    «Das ganze Leben in drei Minuten dreißig», antwortete Kuli. «Hat immer einen Anfang und ein Ende und bescheißt dich nicht.»
    Sie lächelte. Er nahm ihre Hand.
    «Finde ich sehr schön, dass du mir nicht mehr böse bist», sagte er.
    Sie blickte ihm tief in die Augen und war jetzt sehr nah. Er roch ihr Parfüm, viel stärker aber noch den Duft ihrer Haut. «Hättest du mir aber ruhig gleich mal sagen können, wie das alles wirklich abgelaufen ist», sagte sie sanft
    «Na ja, tut mir leid, Bettina», erwiderte er leise. «Tut mir wirklich leid. Das hat mich halt irgendwie überfordert. Ich mach das ja nicht so oft … alles.»
    «Klar», sagte sie und ließ seine Hand los. Sie ging ein paar Schritte durchs Zimmer und warf einen Blick aus dem Fenster. «Habt ihr das Geld denn jetzt?», fragte sie beiläufig.
    «Ja, ja», sagte Kuli eifrig. «War eigentlich total einfach. Wir sind da wie so zwei Agenten rumgeschlichen, der Paul sogar mit Schnurrbart. Ich hatte ja eine Kappe auf. Zweihunderttausend Euro, Mann, Mann, Mann!»
    «Zweihunderttausend Euro», wiederholte Bettina, kam wieder auf ihn zu und strahlte ihn an. Dann öffnete sie den obersten Knopf ihrer Bluse.
    «Ja, Wahnsinn, oder?», freute sich Kuli und fand das mit dem Knopf sehr interessant. «Ich mein, das gehört natürlich nicht uns, das Geld. Das gehört der Polizei.»
    «Logisch», sagte Bettina.
    «Logisch», sagte Kuli.
    Sie schien zu überlegen.
    «Und habt ihr das Geld der Polizei denn schon

Weitere Kostenlose Bücher