Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
Vom Netzwerk:
dieses Foto an», sagte er und legte den Umschlag auf den Tisch. Eine junge Frau, blond, hübsch, stand da in einem Blumengeschäft und strahlte in die Kamera.
    «Kennen Sie die?», fragte er.
    «Ach die. Ja», hauchte Kuli.
    «Lisa Gerhard», sagte Bernauer.
    «Genau.»
    «Kennen Sie also.»
    «Flüchtig.»
    «Wir haben Ihre Visitenkarte auf dem Wohnzimmertisch gefunden.» Der Kommissar klopfte seinen Mantel ab, als suche er etwas.
    «Von wem?», fragte Kuli.
    «Von Frau Gerhard. Dem Wohnzimmertisch von Frau Gerhard», sagte Bernauer und zog die Stirn in noch größere Falten. Er war offenbar nicht fündig geworden. «Und da fragen wir uns natürlich: Wie kommt Ihre Visitenkarte da hin? Muss ja auch gar nichts zu bedeuten haben, jeder Hanswurst hat ja heute eine Visitenkarte und bringt seinen Namen ungefragt unters Volk. Aber Ihre lag auf dem Wohnzimmertisch. So sauber und ordentlich, obwohl da sonst gar nichts mehr sauber und ordentlich herumlag. Und irgendwo müssen wir ja mal anfangen. Wie flüchtig kannten Sie sie denn?»
    «Einmal gesehen», sagte Kuli angespannt.
    «Wann?»
    «Gestern.»
    Ein spontanes Aufflackern erhellte Kommissar Bernauers Gesicht. Er griff in seine rechte Gesäßtasche und förderte eine Packung Zigaretten zutage. «Ach, gestern», sagte er erleichtert. «Wann genau?»
    «So am frühen Abend.» Kuli wusste, das böse Ende kam noch. Und er konnte sich ungefähr vorstellen, wie es aussah. Aber er wollte nicht.
    «Wo?», fragte Bernauer und spielte mit der Zigarettenschachtel.
    «In ihrer Wohnung. Wir haben geklingelt, aber die Tür war offen, da sind wir reingegangen.»
    Bernauer hielt kurz inne. «Hausfriedensbruch?»
    «Weiß ich nicht. Fände ich übertrieben.» Kuli war sich der Schwäche seiner Argumentation bewusst.
    «Wer ist denn wir?», wollte Bernauer wissen, befreite eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie sich hinters Ohr.
    «Mein Kollege Paul und ich. Also, Paul Uhlenbrock heißt der», sagte Kuli und biss sich, kaum dass er es ausgesprochen hatte, auf die Lippe.
    Kommissar Bernauer schien angestrengt zu überlegen, das dauerte einen Augenblick.
    «Darf man hier drin rauchen?», fragte er dann und blickte Kuli sehnsuchtsvoll an.
    «Weiß ich nicht. Ich bin neu.» Kuli wusste, dass er sich das Leben durch diese Antwort nicht erleichterte. «Glaub ich aber nicht», schob er dennoch hinterher.
    Kommissar Bernauers Schultern schoben sich leicht nach vorn. «Was haben Sie denn da gemacht? Bei Frau Gerhard?», fragte er patzig, nahm sich einen neuen Becher, stellte ihn unter die Düsen der Kaffeemaschine und drückte den Knopf.
    Kuli beschloss, dass es besser war, weiterhin die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit. «Sie hat hier angerufen, weil sie Stress mit einem Mann hatte. Der hat sie verprügelt. Ich wollte die Polizei rufen. Aber ich hab’s vermasselt. War mein erster Tag gestern.»
    «Warum hat sie nicht direkt die Polizei gerufen?»
    «Wollte sie ja. Muss aber die falsche Kurzwahl gedrückt haben. Man kann das so in den Handys einspeichern, also unsere Nummer. Da kann man heimlich, also ohne dass das jemand sieht, einfach auf die Taste drücken, und dann steht die Verbindung. Das geht natürlich schneller als …»
    «Mit wem hatte sie Stress?», unterbrach ihn Bernauer und nahm sich seinen Kaffee.
    «Weiß ich nicht», sagte Kuli. «Irgendein Henning. Mehr hat sie eigentlich nicht gesagt. Außer, dass der irgendwie manchmal in der Zeitung steht. Na ja, und dann haben wir sie noch mal angerufen, und sie hat geschrien, warum wir noch nicht da sind, und da sind wir halt hin. Nach unserer Schicht. Um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.»
    Kommissar Bernauer schnaubte. «Und da sind Sie halt hin. Machen Sie so was immer, bei der Auskunft? Persönliche Kundenbetreuung?»
    «Weiß ich nicht», antwortete Kuli ernsthaft. «Vermutlich nicht.»
    Bernauer seufzte. «Und? War mit ihr alles in Ordnung?»
    «Nein. Sie hat geblutet.»
    «Ach?»
    «Ja. Aus der Nase. Und dann hat sie gesagt, dass wir uns verpissen sollen. Entschuldigung.»
    «Weshalb?»
    «Wegen des Ausdrucks.»
    Bernauer seufzte erneut. «Nein, weshalb Sie sich verpissen sollten?»
    Kuli überlegte einen Augenblick. «Weiß ich nicht», sagte er dann. Der Kommissar trank einen Schluck Kaffee. Seine Hände zitterten leicht, wie Kuli bemerkte. War bestimmt anstrengend, so ein Job als Polizist. «Sie wissen ganz schön viel nicht.» Bernauers Misstrauen war nicht zu überhören.
    «Ich weiß», sagte

Weitere Kostenlose Bücher