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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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Das sah so bescheuert aus, dass Paul beschloss, doch nicht demnächst, sondern eher bald mit dem Rauchen aufzuhören, man machte sich ja irgendwie zum Affen.
    «Herr Uhlenbrock», begann Bernauer nun mit eisiger Stimme und blickte Paul direkt an. «Sie und Ihr Kollege sind unberechtigt in die Wohnung einer jungen Frau eingedrungen, die kurz darauf ermordet wurde. Sie werden verstehen, dass Sie das nicht gerade unverdächtig erscheinen lässt.»
    «Klar», sagte Paul.
    «Zumindest waren Sie beide vermutlich die Letzten, die Lisa Gerhard lebend gesehen haben. Mal abgesehen vom Mörder. Wenn das in diesem Fall nicht sogar dasselbe ist», ergänzte der Kommissar. Dann nahm er die vier ineinandergestapelten Plastikbecher von der Spüle und zerdrückte sie in seiner rechten Hand. Paul schluckte.
    «Können Sie mir noch irgendetwas mitteilen, das uns helfen würde, Lisa Gerhards Mörder zu ermitteln?», fragte Bernauer.
    Paul schüttelte den Kopf. «Rein gar nichts», sagte er ernsthaft.
    «Das ist wenig», konstatierte Bernauer.
    «Verdammt wenig», bestätigte Paul nachdrücklich.
    Der Kommissar nickte und suchte die Wände ab. «Darf man hier drin eigentlich rauchen?»
    «Nein.» Paul genoss jeden einzelnen dieser vier Buchstaben so, dass er sie sich am liebsten gerahmt an die Wand gehängt hätte.
    Kommissar Bernauer nickte erneut. «Ich behalte Sie im Auge», sagte er abschließend. Dann warf er die vier zerquetschten Becher in den Müll und ging.

    P aul begab sich nun ebenfalls in unangemessenem Tempo zurück an seinen Arbeitsplatz. Da saß ihnen was im Nacken, da musste man was tun, so konnte man das nicht stehen lassen, das sah nicht gut aus.
    «Wir sind am Arsch», sagte er atemlos, als er bei dem ziemlich verkrampft wirkenden Kuli ankam.
    «Und in welcher Stadt?», fragte Kuli in sein Mikrophon, schaute aber Paul dabei an. Sandy Schorndorf und Martin Schulte tauschten einen weiteren Blick, Richard Schiefelbeck nahm seinen Kopfhörer nun gänzlich ab.
    «Der denkt, wir waren das.» Paul führte den Zeigefinger quer über den Hals zum Zeichen, dass Kuli auflegen solle.
    «Dann stell ich Sie mal durch, ja? Auf Wiederhören», beendete Kuli mit etwas zu hoher Stimme sein Gespräch und drückte die Pausentaste, ohne vorher die Taste zum Verbinden gedrückt zu haben. Sein Kunde verschwand im Nirwana der Unvermittelten. Paul wirkte ziemlich wütend.
    «Und das alles nur, weil du deine bescheuerte Visitenkarte da auf den Tisch gelegt hast», zischte er und schien kurz davor, Kuli eine zu knallen.
    «Das ist jetzt unfair», erwiderte Kuli und warf einen Hilfe suchenden Blick ins weite Rund, das eigentlich ein Rechteck war. Sandy Schorndorf und Martin Schulte, die bei weitem nicht alles verstanden hatten, konzentrierten sich auf ihre Tastaturen. Es musste die Hölle sein, von Paul Uhlenbrock eingearbeitet zu werden, schienen sie zu denken.
    «Ist mir scheißegal, ob das unfair ist», fauchte der und schlug mit der Faust auf den Tisch. Wegen der Gummiauflage entstand ein ziemlich lächerliches und wenig eindrucksvolles Geräusch.
    «Hat dich ja keiner gezwungen mitzukommen», entgegnete Kuli so patzig, wie er es nur irgendwie hinbekam. Das war eigentlich nicht seine Stärke, er mochte es nicht, sich zu streiten.
    «Schon gut.» Paul hatte nicht mit Gegenwehr gerechnet und winkte ab.
    «Außerdem lass ich als Mörder doch nicht meine Visitenkarte auf dem Tisch liegen», fuhr Kuli fort, dem es guttat, ein wenig die Oberhand zu gewinnen.
    «Schon gut, hab ich gesagt», murrte Paul. «Was machen wir denn jetzt?»
    Kuli setzte sein Headset wieder auf. «Wieso? Was sollen wir denn machen? Wir machen hier unsere Arbeit, die machen wir. Und dann gehst du schön nach Hause, und ich … ich mach sonst was.»
    Es ärgerte ihn ein wenig, dass er hinten raus den Faden verloren hatte. Andererseits war es jetzt auch mal gut mit der künstlichen Aufregung.
    «Okay», sagte Paul verdattert.
    «Und ich will da auch gar nicht mehr drüber reden», schob Kuli nach und nahm sein nächstes Gespräch an.
    «Klar», sagte Paul und ließ sich an seinem Platz nieder. Dieser Tag schien nicht einen Deut besser zu werden als der gestrige. Richard Schiefelbeck setzte mit enttäuschter Miene sein Headset wieder auf, Paul tat es ihm gleich. Jetzt erst mal ein bisschen arbeiten. Runterkommen. Und dann mal sehen.

    « H allo, Papa», sagte Luna Uhlenbrock und blickte Paul aus offenen und neugierigen Augen an. Heute Abend hatte er Glück gehabt, seine

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