Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
anzusehen. Mein Mann war furchtbar in der Beziehung. Ich schätze, er hat sich nicht richtig den Hintern abgewischt oder seine Hose ist immer in die Ritze geklemmt worden. Aber so, wie ich das sehe, musste der Leichenbestatter ihn wohl mit Gartenschlauch und Spachtelmesser säubern, als er gestorben ist.«
»Seelenverwandte, was?«, sagte Jim Bob.
»Ach, verdammt, das Einzige, wozu der Dreckskerl ’ne seelische Beziehung hatte, waren Bowlingübertragungen im Fernsehen und dazu Bier und Taco-Chips, was ihn meiner Ansicht nach auch umgebracht hat. Hätte ich das eher gewusst, wär immer viel mehr von dem Zeug im Haus gewesen.«
Wir folgten ihr in Pierres Büro. Sie holte das Telefonbuch heraus, schlug es auf und suchte seinen Namen. »Da haben wir ihn ja«, sagte sie.
Als wir draußen auf dem Parkplatz waren, sagte ich: »Jesses, Jim Bob, einfach so im Telefonbuch. Du bist mir ’n schöner Detektiv.«
»Ach, fick dich doch selbst«, sagte Jim Bob.
29
Pierres Haus war leicht zu finden. Wir fuhren hin, parkten am Randstein und blieben einen Augenblick im Wagen sitzen.
»Warten wir, dass Pierre zu uns rauskommt?«, fragte Leonard.
»Nein«, sagte Jim Bob. »Wir gehen zu ihm und schüchtern ihn ein.«
»Einschüchtern ist gut«, sagte Leonard.
»Wir brechen nichts übers Knie«, sagte Jim Bob. »Wir treten nicht seine Tür ein. Wir erschrecken ihn bloß. Wir bringen ihn in eine Lage, in der er uns tot sehen will.«
»Er will uns doch schon tot sehen«, sagte Leonard.
»Wir werden ihn wissen lassen, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind«, sagte Jim Bob. »Wir machen ihn nervös. Dann verschwinden wir wieder. Lassen ihn eine Weile nachdenken und warten ab, bis er sich rührt.«
»Und wenn er sich nicht rührt?«, fragte Leonard.
»Suchen wir ihn in ein paar Tagen wieder heim wie ein Ausschlag am Arsch. Das machen wir so lange, bis er sich kratzen muss.«
Wir gingen die Einfahrt entlang. Es war eine hübsche Einfahrt. Der Rasen war ordentlich gemäht. Ein Gartensprenger war in Betrieb, was mir wegen des starken Regens in den letzten Tagen ziemlich wie Verschwendung vorkam. Die Garage war abgeschlossen. Die Nachbarhäuser rechts und links waren nett und ordentlich hergerichtet. Vorstadt, USA .
Wir gingen zur Tür. Jim Bob klingelte.
Wir warteten.
Jim Bob klingelte noch einmal.
»Vielleicht funktioniert die Klingel nicht«, sagte Leonard, und er klopfte.
Wir warteten noch etwas.
»Ihr Jungens bleibt hier«, sagte Jim Bob und huschte um die Hausecke.
Leonard sagte: »Hast du gesehen, wie dieser Hurensohn sich bewegt? Er ist wie ein Geist.«
»Wenn du glaubst, er bewegt sich gut, wenn er um ein Haus schleicht, solltest du ihn erst mal sehen, wenn er einen Wagen hochgehen lässt, eine Tür eintritt, zwei Strolche erschießt und Big Man Mountain in die Wälder jagt. Und mich dann durch die Hintertür mit nach draußen nimmt. Vielleicht hat er dabei sogar noch zu Abend gegessen.« Ein paar Sekunden später kam Jim Bob zurück. Er sagte: »Die Hintertür ist offen. Aufgebrochen.«
»Au-ha«, sagte ich.
»Ja«, sagte Jim Bob. »Au-ha.«
»Was jetzt?«, fragte Leonard.
»Tja«, sagte Jim Bob, »es scheint gerade niemand hinzusehen, und da wir keinen Durchsuchungsbefehl brauchen
Die Hintertür hatte jenes charakteristische Big-Man-Moun-tain-Aussehen. Es schien so, als sei ein Stemmeisen angelegt und das Schloss dann mit einem Ruck aufgebrochen worden. Selbst mit einem Stemmeisen bedurfte es dazu einiger Muskelkraft.
Jim Bob trat die Tür mit der Stiefelspitze auf. Sie schwang nach innen, und wir glitten hinein. Die Klimaanlage summte nett vor sich hin. Es war angenehm. Sonnenlicht fiel durch den Spalt zwischen den Wohnzimmervorhängen. Die Bude sah wie ein Foto aus einem Hochglanzmagazin aus. Teure Möbel, Teppiche und Gemälde.
Jim Bob kniete nieder und zog seine Hosenbeine hoch. Er griff in einen Stiefel und holte ein kleines Lederetui mit Reißverschluss heraus. Er öffnete den Reißverschluss. In diesem Etui war alles, mit Ausnahme von frischer Kleidung zum Wechseln.
Jim Bob nahm ein kleines Bündel Plastik heraus. Er schloss das Etui, schob es wieder in den Stiefel und entfaltete das Plastikbündel. Es waren mehrere papierdünne Handschuhe. Er gab uns jeweils ein Paar. Wir streiften sie über. Er sagte: »Sehen wir uns mal um.«
Ich übernahm die Küche. Auf dem Tisch stand Geschirr mit Resten von chinesischem Essen, aber ganz sicher war ich nicht. Die Überreste waren längst verdorben und
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