Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
eine Zeit lang ernsthaft auf deinen Arsch achtgeben. Die Fußabdrücke da draußen gehören nicht der Zahnfee.« »Ja, in Ordnung«, sagte Leonard, aber er klang nicht sehr aufrichtig. »Glaubst du, dass Raul noch lebt?«
»Das weiß ich nicht. Keine Ahnung. Aber ich finde, er müsste mittlerweile längst wieder aufgetaucht sein. Dir ist natürlich klar, dass er jetzt der Hauptverdächtige in der Mordsache Pferdepimmel ist.«
»Das denke ich auch. Sie haben einfach nur ihn an meine Stelle gesetzt. Du weißt, dass ich das nicht auf sich beruhen lassen kann. Raul könnte niemanden umbringen … Scheiße, Hap. Ich liebe den Jungen. Er ist ein Idiot, aber ich liebe ihn.«
Wir fingen ein paar Barsche, warfen sie in einen mit Wasser gefüllten Eimer, saßen da und redeten. Leonard erzählte mir von Raul und wie zwischen ihnen alles den Bach runtergegangen war und dass der Junge wilder war, als er gedacht hatte. Es war eine ziemlich gewöhnliche Geschichte. Ich hatte sie schon öfter gehört, aber sie war von Männern erzählt worden, die über ihre Frauen redeten. Liebe war jedoch Liebe, und die Probleme schienen sich nicht zu verändern, auch wenn der Partner gleichen Geschlechts war, nur dass viel mehr gebumst wurde. Schwul oder nicht, Männer sind Männer, und Männer bumsen wirklich gerne, und das können Sie sich in Ihr kleines schwarzes Buch schreiben, die Seite rausreißen, sie zusammenknüllen und rauchen.
Als Leonard mir all seinen Kummer geklagt hatte, erzählte ich ihm von Brett. Dann redeten wir über Hanson und dass wir ihn besuchen und ihn im Koma beobachten könnten.
Als Nächstes erzählte mir Leonard, dass er sich im Wald eine Zecke an den Eiern eingefangen hätte. Er sagte, er hätte sie immer noch. Er könne sie nicht loswerden.
»Sie sitzt an einer für mich schwer zugänglichen Stelle«, sagte er. »Vielleicht kannst du sie mir rausdrehen.« »Im Leben nicht. Aber ich bin ein ziemlich guter Schütze. Ich könnte sie dir abschießen.«
»Das ist mein Ernst. Die Zecke ist ’n echtes Problem.«
»Benutz ein Streichholz. Du zündest es an, bläst es aus und stichst die Zecke dann mit dem heißen Ende. Dann haut sie ab.«
»Hast du das schon mal gemacht?«
»Nein, aber die Alten erzählen davon.«
»Hattest du schon mal ’ne Zecke an den Eiern?«
»Ja.«
»Aber du hast diese Methode nicht ausprobiert?«
»Nee.«
»Warum nicht?«
»Ich hatte Angst, mir die Eier zu verbrennen.«
»Du bist mir ’ne schöne Hilfe. Ich glaube, du willst einfach nur nicht die Eier von ’nem Schwulen anfassen.«
»Ich will von keinem die Eier anfassen, nur meine eigenen.«
»Ja, klar, das wird dir noch leid tun. Ich kriege bestimmt diese Zeckenkrankheit. Dann wirst du dir wünschen, du hättest die Zecke rausgedreht.«
»Das glaube ich nicht.«
»So, wie dieser Hurensohn anschwillt, muss ich ’nen Campingstuhl neben das Bett stellen, damit meine Eier und die Zecke ’nen Schlafplatz haben.«
»Hey, wenn du willst, hole ich deinen Eiern und der Zecke ’ne Decke und ’n flauschiges Kissen, aber ich drehe nichts aus deinen Eiern.«
Wie üblich artete das Gespräch danach aus und kam schließlich zum Erliegen, bis wir nur noch schweigend dasaßen und angelten. Der Wind legte sich, und es wurde heiß, und die Luft war schwer zu atmen. Aber wir blieben trotzdem sitzen, und schließlich ließ die Hitze nach, und es war wieder kühl, auch ohne den Wind, und die Luft war frisch, und die Helligkeit des Tages versank zwischen den Bäumen, und der Himmel wurde violett und dann schwarz, und die Sterne kamen heraus, groß und hell und prächtig.
Wir gingen mit unserer Ausrüstung, einem Eimer mit Barschen und einer Taschenlampe durch die Dunkelheit nach Hause und kamen rechtzeitig bei mir an, um die Fische bei Verandalicht auszunehmen und zu braten und ein leckeres Abendessen zu uns zu nehmen.
Nach dem Abendessen sahen wir ein wenig fern. Dann ging Leonard ziemlich früh. Ich versprach ihm, am nächsten Morgen vorbeizukommen, um ihm beim Aufräumen zu helfen. Er fuhr los, und ich sah mir noch etwa eine Stunde lang etwas im Fernsehen an, dem ich keine richtige Beachtung schenkte. Dann schaltete ich den Fernseher aus, ging ins Bett und las noch eine Zeit lang in einem Science-fiction-Roman.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, fuhr in die Stadt und kaufte mir Würstchen und Brötchen am Autoschalter einer Fastfood-Schmiede. Dann fuhr ich zu Leonard.
Als er mich einließ, roch es nach Kaffee, und die meisten
Weitere Kostenlose Bücher