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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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fuhr zurück, als könne er sich anstecken. »Sie müssen sich fassen«, bat sie. »Wir sind die Netten. Sehr bald wird das Antiterrorkommando hier sein, und die werden das Haus und Ihr Leben auf den Kopf stellen. Ich weiß, dass das, was wir Ihnen gesagt haben, ein schrecklicher Schock ist, aber Sie müssen für Raj und Ihre Eltern stark sein. Jetzt werden wir uns wieder hinsetzen, Sie und ich, und eine Liste von allen Leuten machen, die Yousef kannte und mit denen er verkehrte. Und mein Kollege wird nach oben gehen und Yousefs Zimmer durchsuchen. Welches ist es?«
    Sanjar blinzelte heftig, als wolle er versuchen, sich in einer Welt zu orientieren, in der das Oberste zuunterst gekehrt worden war. »Die Treppe hoch und geradeaus. Er teilt sich das Zimmer mit Raj. Yousefs Bett ist das linke.« Er tastete hinter sich nach dem Stuhl und ließ sich darauffallen, während Kevin den Raum verließ. »Ich kann es nicht glauben«, murmelte er. »Es muss ein Irrtum sein.« Er sah zu Paula hoch, seine dunklen Augen waren rotgerändert. »Es könnte doch ein Irrtum sein, oder?«
    »Das ist immer möglich. Ich sag Ihnen was: Lassen Sie mich eine DNA-Probe von Ihnen nehmen, dann kommen wir schneller voran.« Sie holte ein Wangenabstrich-Kit aus ihrer Tasche und nahm den Deckel ab. »Machen Sie den Mund weit auf.« Bevor er es sich überlegen konnte, fuhr sie an der Innenseite seiner Wangen entlang und verschloss das Röhrchen wieder. Dann schlug sie ihr Notizbuch auf und legte ihre Hand auf die seine. »Kommen Sie, Sanjar. Helfen Sie uns. Alle Bekannten von Yousef, die Ihnen einfallen.«
    Sanjar griff in seine Tasche und holte eine Schachtel Zigaretten heraus. Paula wusste intuitiv, dass seine Mutter das Rauchen im Haus bestimmt nicht erlaubte. Dass er auch nur daran dachte, zeigte, wie zerstreut er war. Aber wenn er rauchte, dann würde sie es auch tun. Ohne mit der Wimper zu zucken. »Okay«, seufzte er. »Aber diese anderen Leute, die kommen werden …?«
    »Das Antiterrorkommando?«
    »Ja. Werden sie mich also verhaften – und meine Familie auch?«
    »Ich lüge Sie nicht an«, sagte Paula. »Es könnte sein. Die beste Möglichkeit, es zu vermeiden, ist, vollkommen ehrlich zu sein. Sie sollten lieber nichts zurückhalten, von dem Sie glauben, dass sie es nicht zu wissen brauchen. Sie werden es nämlich herausfinden, glauben Sie mir. Und wenn sie feststellen, dass Sie ihnen nicht die volle Wahrheit gesagt haben, dann wird es sehr schwierig für Sie. Also, jetzt schreiben wir die Namen auf.«

    Carol saß in ihrem Büro und kochte. Während ihrer ganzen Karriere war dies die Ermittlung mit der größten Herausforderung, und sie war praktisch kaltgestellt. Überall im Sitz ihres Sonderkommandos liefen bereits CTC–Leute herum. Laut Brandon waren zweihundertfünfzig bereits da oder unterwegs. Sie hatten schon Standleitungen zwischen dem HOLMES-Büro und Ludgate Circus eingerichtet. Als sie hinübergegangen war, um nachzufragen, welche Aufgaben ihr Team übernehmen sollte, war ihr mitgeteilt worden, dass ihre Dienste nicht benötigt wurden. Allerdings hätte man nichts dagegen, Stacey Chen als Leihgabe für die Dauer der Aktion zu übernehmen.
    Sie hatte die Reste ihrer Würde zusammengekratzt und sich zurückgezogen. Als sie wieder im Einsatzzentrum war, koordinierte Stacey dort schon die Übergabe von digitalisiertem Videomaterial der Überwachungskameras in der Umgebung des Stadions. »Sie werden nebenan verlangt«, sagte Carol.
    Stacey rümpfte die Nase. »Geht es um eine Anfrage oder einen Befehl?«
    »Zu diesem Zeitpunkt ist es eine Anfrage. Aber das könnte sich ändern.«
    Stacey sah vom Monitor auf, an dem sie arbeitete. »Dann bleibe ich hier. Wir geben die Sache hier nicht einfach auf, nehme ich an?«
    Carol schüttelte den Kopf. »Wir sehen zu, dass wir weiter die Finger im Spiel haben. Es ist unser Gebiet hier. Und wir müssen ja auch noch den Mord an Robbie Bishop aufklären. Wollen Sie einen Tee?«
    »Earl Grey, bitte.« Stacey starrte schon wieder vertieft auf ihren Bildschirm.
    Carol lehnte sich an die Wand und wartete, bis das Wasser kochte.
    Chris Devine kam durch die Tür hereingeschossen und war gründlich verärgert. »Gottverdammte CTC-Kerle«, meinte sie zu Stacey, die mit dem Kopf auf Carol deutete. »Tut mir leid, Chefin«, murmelte sie und warf ihre Jacke über die nächste Stuhllehne.
    »Schon gut. Wollen Sie ’ne Tasse?«
    »Ich könnte ’n großen Whisky vertragen«, brummte Chris. »Wenn wir das

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