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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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voran.«
    Wenn es um den Straßenverkehr ging, wusste Paula, dass sie sich auf Kevin verlassen konnte. Früher war er Detective Inspector gewesen, aber er hatte seinen guten Ruf unwiederbringlich und so gründlich ruiniert, dass er fast aus der Polizei geflogen wäre. Sein Weg zur Wiedergutmachung hatte ein halbes Jahr bei der Verkehrspolizei mit sich gebracht; für die Arbeit war er so stark überqualifiziert, dass man dort froh war, ihn wieder los zu sein. Aber dadurch hatte er nützliche Grundkenntnisse über Verkehrsflüsse und Abkürzungen in der Stadt, die sonst nur Taxifahrer kannten. Also schwieg sie und hielt sich fest.
    Sie schafften es in Rekordzeit zur Vale Avenue. Kevin seufzte zufrieden, als sie vor dem Haus stoppten, in dem Cousin Yousef wohnte. »Hat mir Spaß gemacht«, meinte er. »Jetzt hab ich den Ärger über die Scheißkerle abreagiert.«
    Paula löste ihre Finger vom Haltegriff. »Schön, dass es für dich erfreulich war. Wie gehen wir hier vor?«
    Kevin zuckte mit den Schultern. »Wir sind ehrlich zu ihnen. Hat Yousef den Lieferwagen gefahren? Wo ist Yousef jetzt? Können wir uns Yousefs Zimmer ansehen? Helfen Sie uns, denn wir sind von der netten Truppe, und Sie werden vielleicht noch Freunde brauchen können. Der nächste Trupp wird gar nicht erst fragen.«
    Paula schnaubte, als sie aus dem Wagen ausstieg. »Die Nächsten werden sich nicht mal die Schuhe abtreten.« Sie sah die steile Auffahrt zur Doppelhaushälfte am Hang hinauf. Das Haus schien nicht unbedingt sagen zu wollen: »Wir haben’s geschafft«, war aber doch sicherlich ein paar Stufen weiter oben auf der sozialen Leiter als das der Beggs. Ein älterer Toyota Corolla und ein vier Jahre alter Nissan Patrol standen in der Einfahrt. »Es ist also jemand zu Hause«, stellte Paula fest.
    Die Tür wurde von einem jungen Mann Mitte zwanzig in einer Sporthose und einem Baumwollpullover mit V-Ausschnitt geöffnet. Sein Haarschnitt war messerscharf, seine Goldketten schafften es um Haaresbreite an der Geschmacklosigkeit vorbei.
    Er hatte die leicht unverschämte, zur Seite geneigte Kopfhaltung, die Paula schon bei zu vielen Männern seines Alters auch ohne einen Hinweis auf irgendeine ethnische Zugehörigkeit gesehen hatte. »Ja?«, sagte er.
    Sie zeigten ihre Ausweise, und Kevin stellte sie vor. »Und Sie sind?«
    »Sanjar Aziz. Worum geht es? Wollen Sie mit Raj über die Bombe reden oder über sonst was?« Er schien erstaunlich cool.
    »Raj?«, fragte Paula.
    »Ja, mein kleiner Bruder. Er war doch beim Spiel, oder? Hat einem von euch seinen Namen gegeben und ist dann nach Hause gekommen, weil er wusste, dass unsere Mum total ausflippen würde, sobald sie davon hört. Wollen Sie reinkommen?«
    Sie traten in den Flur. Laminat, zwei Läufer, die Paula nicht ungern bei sich zu Hause gehabt hätte. Die Luft roch nach Lilien, der Duft kam von einer großen Vase mit Tigerlilien auf dem Fensterbrett. »Eigentlich sind wir nicht wegen Raj hier«, meinte Kevin.
    Sanjar blieb abrupt stehen und drehte sich um. »Weswegen dann?« Jetzt war etwas Feindliches in seinem Blick. »Was soll das alles?«
    »Wir sind wegen Yousef hier.«
    Sanjar runzelte die Stirn. »Yousef? Wieso Yousef?« Er klang aufgeregt. »Da müssen Sie sich irren. Yousef ist doch Mr. Korrekt in Person. Er telefoniert nicht mal beim Autofahren. Wer auch immer behauptet, dass er etwas getan haben soll, der liegt völlig schief.«
    Kevin holte tief Luft. Niemand glaubte jemals, dass einer aus seiner Familie etwas Falsches getan haben könnte. Zumindest nicht, solange er mit der Polizei sprach. »Können wir uns irgendwo setzen und reden?«, fragte er.
    »Was meinen Sie damit, setzen und reden? Was ist hier los?« Beim Klang von Sanjars erhobener Stimme ging eine Tür auf. Das verängstigte und hohläugige Gesicht eines Teenagers erschien. Sanjar bemerkte die Bewegung. »Mach die Tür zu, Raj. Leg dich hin, wie Mama dir gesagt hat. Sie wird bald vom Laden kommen, sie bringt dich um, wenn du hier herumläufst.« Er klatschte in die Hände und scheuchte den Jungen ins Zimmer zurück.
    Als die Tür wieder zu war, führte er sie in die Küche. Ein kleiner Tisch und vier Stühle, für die kaum genug Platz war, standen an einer Wand, und an den übrigen Wänden hingen cremefarbene Einbauschränke. Der Raum roch leicht nach Gewürzen, warm und zugleich bitter. Sanjar zeigte auf den Tisch. »Setzen Sie sich doch.« Er warf sich widerwillig auf den am weitesten entfernten Stuhl. »Also. Was ist

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