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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sie auf diese Weise bekämpfen«, gestand Wood. »Vor diesem Nachmittag war ich so kampfeslustig wie wir alle. Aber was ich heute gesehen habe … Dieses Spezialtraining, das sie mitgemacht haben … ich glaube, da kennen sie am Ende nur noch drei Parolen: einschüchtern, einschüchtern, einschüchtern. Jeder, der da hineingerät und durch die Mangel gedreht wird, ohne etwas getan zu haben – na ja, der ist danach doch so gut wie ein Anwerber für die verrückten Mullahs, oder?«
    »Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich heute schon tief durchatmen musste«, sagte Carol. »Wissen Sie übrigens, mit wem ich hier sprechen soll? Ich habe ein bisschen was zu tun. Fünfunddreißig Menschen sind heute Nachmittag umgekommen. Ich verstehe nicht, wie es ihren Familien helfen soll, dass ich hier herumstehe.«
    »Hat man es Ihnen nicht gesagt?«, fragte Wood und sah resigniert aus.
    »Nein, hat man nicht. Man hat mir nur mitgeteilt, dass einer meiner Jungs ein kleines Problem verursacht hätte.«
    Wood schüttelte den Kopf. »Sagt mir nix. Warten Sie mal einen Moment.« Er nahm sein Telefon. »Ich habe DCI Jordan hier … Na ja, ich glaube, Sie sollten sich die Zeit nehmen … Mit Verlaub, wir haben heute Nachmittag alle eine Menge zu tun …« Er sah angewidert auf den Hörer und legte auf. »Geben Sie ihnen eine Minute«, sagte er und imitierte den rauhen Ton der Sturmtruppe.
    Zwei Minuten vergingen, dann kam der Mann, den Carol nur als Johnny kannte, durch die Tür, die zum Hauptteil des Gebäudes führte. »DCI Jordan. Wenn Sie bitte mitkommen würden.«
    »Wohin? Und warum?«, fragte Carol, die sich kaum noch beherrschen konnte.
    Johnny warf einen Blick auf Wood. »Ich werde alles gleich erklären, wenn Sie mitkommen.«
    Carol deutete ein Winken in Woods Richtung an. »Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, Sergeant, rufen Sie Mr. Brandon an.«
    »Es ist nicht nötig, so unkollegial zu sein, wissen Sie«, meinte Johnny verdrossen, als sie die Treppe zum Hauptteil des Reviers hinaufgingen. »Wir stehen doch alle auf der gleichen Seite.«
    »Das ist es ja gerade, was mir Sorgen macht«, entgegnete Carol. »Also, warum, verdammt noch mal, bin ich eigentlich hier?«
    Johnny führte sie in ein kleines Büro und bot ihr einen Stuhl an. Er nahm einen anderen, drehte ihn um, setzte sich rittlings darauf und verschränkte die muskulösen Arme auf der Lehne.
    »Es wäre mir wirklich recht, wenn wir Brücken schlagen könnten. Es hilft weder Ihrem Team noch meinem, wenn wir uneins sind.«
    Carol zuckte mit den Schultern. »Dann reden Sie doch mit mir. Tun Sie nicht, als wäre mein Team ein Teil des Problems. Behandeln Sie uns nicht so von oben herab. Zum Beispiel könnten Sie mich wie eine Polizistin mit einem Dienstgrad behandeln, indem Sie mir sagen, warum ich hier bin.«
    »Verstehe. Ihr Junge, Sam …«
    »Sehen Sie, was ich meine? ›Ihr Junge, Sam.‹ Er ist Detective Constable Evans. Ja?«
    Johnny senkte den Kopf. »DC Evans war im Stadion. Was sollte er da machen?«
    »Wollen Sie mich verhören?«, fragte Carol und versuchte nicht einmal, das ungläubige Staunen in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    Johnny fuhr sich mit der Hand über den geschorenen Kopf, sein Gesichtsausdruck war ratlos. »Hören Sie«, begann er genervt. »Wir hatten einen schlechten Start miteinander. Sie mögen es nicht, dass wir hier auf Ihrem Terrain unterwegs sind, und das kann ich auch vollkommen verstehen. Ich verhöre Sie nicht, ich versuche, etwas abzuklären, bevor es zu einem Problem für uns alle wird.«
    »Den Anschein hat es aber nicht.«
    »Nein. Das ist mir klar. Wir sind nicht besonders gut, wenn es um Manieren geht. Das wird auch nicht von uns erwartet. Die guten Umgangsformen werden uns beim Training für die Terrorbekämpfung ausgetrieben. Ich weiß, dass wir auf andere wie Arschlöcher wirken, aber so müssen wir sein bei der Arbeit, die wir machen. Dumm sind wir allerdings nicht. Wir haben unseren Dienstrang nicht aufgrund unserer Körpergröße bekommen.« Er breitete die Hände aus, eine freimütige Geste. »Eines unserer Teams fand Ihren Detective Constable in einer stillen Ecke des Stadions mit einem jungen asiatischstämmigen Mann in einem Overall. Er war ganz offensichtlich dabei, ihn zu befragen. Als unsere Leute erschienen, verstummte der Zeuge, Verdächtige oder was auch immer. Deshalb brachten wir sie beide hierher. Seitdem hat weder der eine noch der andere auch nur ein verdammtes Wort gesagt. Außer ihren

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