Schleichendes Gift
aufgefordert werden, bestimmte Aufträge für das CTC durchzuführen. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber mir reicht das einfach nicht. Es ist meine Absicht, die Ermittlungsrichtungen zu verfolgen, die sich ergeben. Wir haben einen einzigartigen Durchblick, denn dies ist unser Gebiet, mit dem wir vertraut sind. Wir werden die Ergebnisse an das CTC weitergeben, aber zunächst einmal bleibt alles, was uns unterkommt, bei uns. Es wird wahrscheinlich keine besonders günstige Auswirkung auf unsere Karrieren haben, aber mir geht es nicht um den Ruhm. Wenn es jemanden unter Ihnen gibt, dem das nicht passt, dann sagt der es am besten jetzt. Ich werde es Ihnen nicht nachtragen, und es gibt jede Menge anderer Arbeit, die gemacht werden muss.« Sie sah sich gespannt um. Niemand regte sich.
»Okay, dann sind wir alle dabei. Also …« Sie sah, dass Stacey einen Finger hob. »Stacey?«
»Wir haben ja schon den Laptop von Yousef Aziz«, berichtete sie. »Kevin und Paula haben ihn aus seiner Wohnung mitgebracht.«
Carol runzelte die Stirn. »Wer ist Yousef Aziz?«
»Der Bombenleger«, antwortete Kevin. Er brachte sie auf den neuesten Stand dessen, was er und Paula entdeckt hatten. »Wir wollten Sie nicht anrufen, während Sie beim CTC waren«, erklärte er entschuldigend.
»Kein Problem. Prima Arbeit habt ihr geleistet. Wie steht’s damit, Stacey?«
»Er hat versucht, seine Spuren zu verwischen, aber alles ist auf seiner Festplatte. Anweisungen zur Herstellung von TATP, wie man eine Bombe bastelt, wie man eine Zündkapsel baut. Gelöschte E-Mails, in denen angefragt wird, ob gewisse Chemikalien vorrätig sind. Ich kopiere das alles sofort, bevor wir es dem CTC übergeben. Was interessant ist …« Sie verstummte, da sie unsicher war, wenn sie nicht über ihr Spezialgebiet sprach.
»Ja?«, ermunterte sie Carol. »Was interessant ist …?«
»Na ja, es ist ein bisschen wie bei dem Hund, der nicht bellte und gerade dadurch verriet, dass er den Mörder kannte. Das Interessante ist das, was fehlt«, fuhr Stacey fort. »Abgesehen von den gelöschten E-Mails wegen der Chemikalien sind überhaupt keine E-Mails auf dem Laptop. Nichts, das auf eine Verschwörung hinweisen würde. Er ist absolut sauber. Entweder gibt es noch irgendwo einen zweiten Computer, oder sie haben direkt miteinander gesprochen und sich per SMS verständigt, oder er hat es allein gemacht.«
»Es muss einen Computer am Arbeitsplatz geben. Es ist ein Familienunternehmen, er hatte bestimmt darauf Zugriff«, überlegte Chris.
»Zu spät«, meinte Stacey. »Das CTC hat den schon.«
»Woher weißt du das?«, fragte Chris.
»Nachrichten auf Sky Digital. Sie haben gerade die Männer in Schwarz gezeigt, wie sie First Fabrics durchsuchen und Hardware heraustragen«, erzählte Stacey. »Das ist der Vorteil, wenn man zwei Monitore hat.«
»Danke, Stacey. Das gibt uns etwas, worüber wir nachdenken müssen«, sagte Carol. »Und wir haben noch etwas anderes, das, wie wir glauben, bis jetzt nur uns bekannt ist. Sam?«
Sam straffte die Schultern, bereit, sich ein wenig zu produzieren. »Ich hatte im Victoria-Park-Stadion tolles Glück. Als Chris uns per SMS wissen ließ, der Verdächtige sei ein junger, pakistanisch aussehender Mann in einem Overall und mit Baseballmütze, ging ich gerade hinten an der Tribüne entlang. Und was seh ich da? Einen pakistanisch aussehenden jungen Mann im Overall und mit Baseballmütze. Also mach ich mich schnell an ihn ran. Aber es stellt sich heraus, dass er nicht mal Moslem ist. Sein Name ist Vijay Gupta, und er arbeitet als Gebäudereiniger im Stadion. Ich gebe ihm die Beschreibung des Bombenlegers, und als ich zu dem Lieferwagen von A1 Electricals komme, sehe ich, dass er reagiert. Er will nicht darüber sprechen, aber als ich ihn dränge, erzählt er, er hätte am Donnerstagabend einen solchen Lieferwagen gesehen. Er und sein Bruder hätten einen Cousin besucht, der in einer Einzimmerwohnung in Colton wohnt. Und er hätte den Lieferwagen bemerkt, weil er hinter dem Haus abgestellt war, abseits, wo sonst er und sein Cousin parken, damit sie die Hausbewohner nicht stören, und er hätte ihn vorher noch nie dort gesehen.« Sam konnte ein selbstzufriedenes Grinsen nicht unterdrücken.
»Du hast auch die Adresse erfahren, bevor sie dich geschnappt und zur Scargill Street gebracht haben?«, fragte Kevin steif.
»Oh ja, ich hab ’ne Adresse.« Sam nahm ein Blatt Papier und einen Filzstift von Carols Schreibtisch, schrieb etwas
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