Schleichendes Gift
darauf und zeigte es, damit alle es sehen konnten. »Man könnte sagen, ich habe eine Adresse.«
»Nein, Sam, man hat Ihnen keine Adresse genannt. Wir bekamen einen anonymen Hinweis per Telefon«, erklärte Carol energisch. »Die Dinge mit dem CTC sind schon schwierig genug, ohne dass wir uns extra anstrengen müssen, um sie noch schlechter zu machen. Wir bekamen einen telefonischen Hinweis und beschlossen, ihm nachzugehen, bevor wir das CTC seine Zeit darauf verschwenden ließen. Das ist unser Motto. Also, bevor wir uns jetzt alle vertiefen, es gibt noch einiges andere. Paula, ich weiß, es kommt einem vor, als sei es vor einer Ewigkeit gewesen, aber sind Sie damit vorangekommen, Jack Anderson ausfindig zu machen?«
Paula sah Stacey an, die den Kopf schüttelte. »Nein, Chefin, kein Fortschritt in der Sache.«
»Und ich bin bei Robbies Eltern auch nicht weitergekommen. Sie hatten den Namen noch nie gehört. Wir haben also keine aktiven Anhaltspunkte, die wir in Robbies Fall weiterverfolgen können?« Sie tauschten alle sichtlich enttäuschte Blicke. »Es wäre mir lieber, wenn es nicht so wäre, aber das heißt, wir vernachlässigen nichts, wenn wir uns anderen Dingen zuwenden. Und es gibt eine andere, richtig große Sache, die uns gerade erst zugefallen ist. Vor sieben Jahren verließ ein Kriminalkommissar die Polizei Bradfield unter nicht besonders schönen Umständen«, berichtete Carol, und ein Bild ihres ehemaligen Chefs, wie er früher gewesen war, drängte sich ihr ungewollt auf.
»Popeye Cross«, warf Kevin ein.
Carol neigte den Kopf in seine Richtung. »Stimmt. Nun ja, Tom Cross hat das heute Nachmittag wiedergutgemacht. Er war einer der Helden, die nach der Explosion die Verletzten heraustrugen. Schließlich wurde er selbst ins Krankenhaus gebracht und verstarb dort am frühen Abend. Aber nicht aufgrund dessen, was er nach dem Bombenanschlag tat. Die behandelnde Ärztin sagte, er sei vergiftet worden.«
»Vergiftet?«, unterbrach Paula. »Wie Robbie? Mit Rizin?«
»Nein, nicht mit Rizin. Allerdings ist die Ärztin, die Tom Cross versorgte, die gleiche, die das Rizin bei Robbie fand«, sagte Carol.
»Klingt, als sei sie entweder ein Schlaukopf oder Münchhausens Nachfolgerin«, schaltete sich Chris ein. Carol vermutete, dass sie das nur zum Teil scherzhaft meinte.
»Na ja, das müssen wir eben herausfinden. Paula, gehen Sie zur Notaufnahme vom Bradfield Cross Hospital und sprechen Sie mit Dr. Blessing.«
Paula stand ihr Gedanke ins Gesicht geschrieben. Die anderen waren hinter dem Hochwild her, und sie selbst wurde losgeschickt, um kleinen Fischen nachzustellen. »Aber Chefin …«
»Paula, Sie sind die beste Befragungsspezialistin, die wir haben. Außerdem kennen Sie sie schon. Ich brauche Sie dafür, weil alles wichtig ist, was wir von ihr erfahren können. Was für Gift es war. Wann es wahrscheinlich eingenommen wurde. Lassen Sie Proben in der Toxikologie untersuchen und sorgen Sie dafür, dass wir die in der Klinik schon vorliegenden Laborergebnisse bekommen. Stacey, entnehmen Sie der Festplatte von Aziz alles, was Sie können, und übergeben Sie sie dann ganz höflich den Männern vom CTC in der HOLMES-Abteilung. Der Rest kommt mit mir. Es ist Zeit, die Arbeit zu machen, für die wir bezahlt werden.«
»Etwas beängstigend, diese Ermordung von Tom Cross«, sagte Kevin, als Chris den Wagen vorsichtig durch den dichten Verkehr zu Yousef Aziz’ Adresse lenkte.
»Was? Weil du den alten Kerl gekannt hast?«
»Ja, das auch. Aber die Sache mit dem Gift. Wenn es eine Verbindung zwischen Danny Wade und Robbie Bishop gibt, dann sind das zwei Typen, die beide auf die Harriestown High School gingen und schließlich beide vergiftet wurden, stimmt’s?«
»Klar. Aber ich glaube nicht, dass es so wichtig ist, wo sie zur Schule gingen.«
»Nein? Würde es dich überraschen, wenn ich dir sagte, dass Tom Cross ein weiterer ehemaliger Schüler von Harriestown High ist?« Kevin trommelte mit den Fingern auf seine Knie. »Noch einer, der mit nichts anfing und schließlich stinkreich wurde. Er hat im Lotto gewonnen, weißt du.«
»Das wusste ich nicht«, erwiderte Chris. »Du hast recht, es ist tatsächlich ein bisschen beängstigend. Aber ich glaube, das war’s dann auch.«
Kevin schüttelte den Kopf. »Nein. Drei ist die magische Zahl. Es ist mehr als nur ein merkwürdiger Zufall.«
Chris fluchte, als sie von einem weißen Van geschnitten wurde. »Wie kann das sein? Du meinst, jemand bringt Leute
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