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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Komplizen«, bemerkte Sam.
    »Wir machen jetzt die Tasche auf«, erklärte Carol. »Das heißt, ich öffne sie. Raus auf den Treppenabsatz, ihr drei.«
    »Seien Sie doch nicht albern«, sagte Chris. »Wenn es sicher genug für Sie ist, dann ist es sicher genug für uns alle, stimmt’s, Jungs?« Beide Männer fühlten sich nicht ganz wohl, machten aber keine Anstalten, zur Tür zu gehen. »Kommt, die Al-Kaida-Leute legen keine versteckten Sprengladungen in ihre Bombenfabriken, sie wollen, dass wir sehen, wie clever sie sind.« Während sie dies sagte, packte sie die Tasche, hob sie auf das schmale Bett und zog den Reißverschluss auf.
    Es war ein Moment, in dem der tiefe Ernst plötzlich umschlug. Nichts hätte weiter von dem entfernt sein können, was sie erwartet hatten. Ein Paar Jeans, ein Paar Chinos. Ein Paar blaue Converse-Schuhe. Fünf T-Shirts. Zwei gestreifte Ralph-Lauren-Hemden. Ein leichter Fleecepullover mit Kapuze. Vier Paar Boxershorts, vier Paar schwarze Sportsocken. »Sieht aus, als hätte er geplant, hierher zurückzukommen«, stellte Carol verwirrt fest. »Welcher Selbstmordattentäter packt für seine Reise ins Paradies?«
    Chris schob ihre Hand in die Tasche und zog an einem Reißverschluss. »Da ist noch mehr drin«, verkündete sie und griff hinein. Ein hochmodernes WAP-Handy, eine Digitalkamera, ein EU-Pass, ein Führerschein und ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Chris gab Carol das Blatt, die es sich ansah.
    »Ein Online-Ticket. Für einen Flug heute Abend nach Toronto«, sagte sie. »Gebucht bei hopefully.co.uk.«
    Chris griff nach ihrem Mobiltelefon. »Ach Gott, ich hoffe, Stacey hat seinen Rechner noch.« Sie wählte und fragte: »Stace? Hier Chris. Hast du noch Aziz’ Laptop? … Super. Er hat ein Flugticket gebucht bei hopefully.co.uk. Du müsstest … ja, genau. Ruf mich zurück.« Sie legte auf. »Sie sieht nach, ob er seine persönlichen Daten und sein Passwort im Computer gespeichert hat. Wenn ja, dann hat sie Zugriff auf seine früheren Buchungen und kann sehen, was sich noch findet.«
    Kevin studierte Pass und Führerschein. »Das ist ja sehr seltsam«, meinte er. »Es sieht nicht nur aus, als hätte er geplant zurückzukommen, es scheint auch, dass er nicht erwartete, verdächtigt zu werden. Er nimmt seinen eigenen ungefälschten Pass und Führerschein mit, als glaubte er nicht, dass irgendjemand in Kanada nach ihm suchen wird. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Vielleicht war das sein Wunschtraum«, überlegte Sam. »An dem er sich festhielt.«
    Carol nahm das Mobiltelefon und schob es in einen Beutel. »Das geben wir Stacey. Stecken Sie den Rest wieder rein, Chris, alles genauso wie es war. Es ist Zeit, den anderen reinen Wein einzuschenken.« Sie nahm ihr Telefon und die Karte heraus, die sie am Nachmittag bekommen hatte, und wählte die ungewohnte Nummer. Als abgehoben wurde, sagte sie: »David? Hier Carol Jordan. Ich glaube, wir haben die Bombenwerkstatt gefunden.«. Sie warf Sam das Telefon im Beutel zu und machte mit der freien Hand ein Zeichen, Stillschweigen zu bewahren. »Ein anonymer Hinweis. Wir wollten Sie nicht damit behelligen, bis wir sicher waren, dass es uns weiterbringt.« Sie zwinkerte Chris und Kevin zu. »Nein, wir haben nichts angerührt. Man weiß ja nie, wo eine Sprengladung … Nein, ich werde meine Leute hier auf Sie warten lassen.« Sie gab ihm die Adresse und beendete das Gespräch. »Wenn das CTC hier ankommt, könnt ihr gehen.« Sie sah auf ihre Uhr. »Es war ein langer Tag. Wir werden morgen früh um acht wieder zusammenkommen.«
    Als Carol über die rissige Teerdecke zu ihrem Wagen ging, spürte sie jede Minute dieses langen Tages. Ihre Muskeln schmerzten, und sie sehnte sich nach einem Drink. Zu Hause erwarteten sie viele volle Flaschen auf dem Regal. Aber vorher musste sie noch einen Besuch abstatten. Oder vielleicht konnte sie an einem Spirituosenladen anhalten, einen anständigen Rotwein auswählen, etwas wirklich Gutes, das man sich teilen konnte. Das würde ihm gefallen. Und es lieferte ihr den Vorwand, den sie brauchte, um sich dem tröstlichen Balsam des Alkohols hinzugeben. Alles war recht, was sie von den verkrümmten, zerrissenen Leichen ablenkte. Wenn sie die Augen schloss, wollte sie nicht wieder all die Verletzten, Sterbenden und Toten vor sich sehen.

    Der Warteraum der Notaufnahme im Bradfield Cross Hospital empfahl sich durch nichts als ein Ort, an dem man gern einen Samstagabend verbringen würde.
    Leute wanderten benommen

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