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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wies nichts auf eine Veränderung hin?«
    »Absolut nichts. Wie gesagt, wir wechselten nur ein paar Sätze miteinander.«
    »Wenigstens sind Sie im Guten voneinander geschieden«, sagte Carol.
    »Das schon …« Bindie versuchte ein tapferes leises Lachen. »Wissen Sie, wenn ich Robbie hätte umbringen wollen, hätte ich es offen getan, nicht hinter seinem Rücken. Er hätte keinen Zweifel daran haben können, was geschah und warum. Aber …« Ihr Gesicht verzog sich, und sie musste vom Rauch husten. »Ich wollte ihn nicht umbringen. Die Blondinen vielleicht. Aber Robbie? Niemals.«
    »Wer hätte ihn dann umbringen wollen? Wer hasste ihn so sehr, dass er ihm dies hat antun wollen?«
    Bindie fuhr sich mit der Hand durch die Locken. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Er war kein Mensch, der eine solche Reaktion herausgefordert hätte. Wie ich schon sagte, er war ein netter Junge. Manche Fußballspieler sind dauernd auf Schlägereien oder Streit aus. Sie haben das Bedürfnis, sich als harte Männer aufzuspielen. Robbie war nicht so. Er war höflich und gut erzogen. Eher wie David Beckham, nicht wie Roy Keane. Wenn sich Typen außerhalb des Spiels mit ihm anlegen wollten, ging er einfach weg. Das Einzige, das mir einfällt …« Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Was?«
    »Es ist zu dumm, vergessen Sie es.«
    Carol beugte sich vor. »Mir ist jeder Strohhalm recht, Bindie. Ich bin offen für jeden Vorschlag, egal wie dumm er Ihnen vorkommen mag.«
    Sie schüttelte noch einmal den Kopf und zog zornig an ihrer Zigarette. »Es ist nur … die Wetten. Ich weiß, dass es bei Sportwetten um Riesenmengen Geld geht. Man liest über diese Syndikate, Millionen von Pfund sind da zu haben. In Australien, Hongkong, Korea, den Philippinen. Viele Wetten werden auf Fußball abgeschlossen. Es gab eine Sendung darüber in Five Live, und es war auch in den Zeitungen. Ich hab mich nur gefragt … die Vics sind in dieser Saison erfolgreicher als erwartet. Man streitet sich ihretwegen. Die Bosse haben Kopfschmerzen. Was wäre, wenn …« Sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck.
    »Würde es einen so großen Unterschied machen, einen Spieler herauszunehmen?«, überlegte Carol laut.
    Sams Stimme kam von der Tür her. »Wenn es um Robbie geht, dann schon. Denken Sie doch mal an all die Tore, die geschossen wurden, weil Robbie sie vorbereitet hat. Denken Sie an all die Tore, die nicht geschossen wurden, weil Robbie den entscheidenden Angriff landete. Manche Spieler können eine ganze Mannschaft mitreißen. Robbie war so einer.«
    Während sie alle über Sams Worte nachdachten, trat ein langes Schweigen ein. Dann meinte Bindie: »Ich kann gar nicht sagen, wie wütend mich der Gedanke macht. Der Welt so viel Schönheit zu stehlen, nur dem Geld zuliebe.« Bindie machte ein Geräusch, als spucke sie aus. Als sie tief einatmete, schlug sie die Hand vor den Mund.
    »Es ist eine interessante Anregung«, gab Carol zu.
    Bindie sah sie mit Tränen in den Augen an. »Mein armer lieber Junge«, seufzte sie, schniefte heftig und stand unbeholfen von dem Sitzsack auf. »Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen. Mir fällt nichts mehr ein, das Ihnen helfen könnte, und ich muss jetzt Musik hören. Wenn ich mich noch an etwas erinnere, rufe ich Sie an. Aber im Moment muss ich allein sein.«
    Draußen auf der Straße lehnten sie sich gegen die Motorhaube und betrachteten den schmutzig orangefarbenen Widerschein auf den Wolken. »Interessante Idee, die Wettsyndikate«, sagte Sam.
    »Es ist das Erste, was ich gehört habe, das einen Sinn ergibt«, gestand Carol ein. »Aber ’ne komische Art und Weise, es zu erledigen. Ich hätte eher gedacht, dass sie vor allem keinerlei Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Würden sie nicht eher versuchen, es wie einen Unfall aussehen zu lassen?«
    Sam gähnte. »Vielleicht dachten sie ja, sie täten das.«
    »Wie meinen Sie das?« Carol stützte sich ab, richtete sich auf und streckte ihm die Hand hin. »Ich fahr die erste Stunde.«
    »Nach dem, was ich mitgekriegt habe, hätten die meisten Ärzte nicht gemerkt, dass es eine Rizinvergiftung war«, erklärte Sam und ging zur Beifahrerseite. »Wenn Elinor Blessing nicht diesen Geistesblitz gehabt hätte, hätten sie es wahrscheinlich irgendeinem Virus zugeschrieben. Bevor sie diesen Einfall hatte, wurde er entsprechend behandelt.«
    Carol ließ den Wagen an und fuhr langsam los. »Gutes Argument, Sam. Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht war geplant, dass wir

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