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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Spielern durch Lampen angestrahlt, die an einer von der Decke hängenden Stange befestigt waren. »Geradeaus«, sagte Bindie und führte sie weiter.
    Sie kamen in einen wunderbaren Raum, der die ganze Breite des Hauses einnahm. Weiche Ledersofas und Sitzsäcke waren anscheinend wahllos verteilt, dazwischen standen niedrige Holztischchen mit Zeitschriften, Zeitungen und leeren Aschenbechern. An drei Wänden standen Regale mit CDs und Schallplatten, die wenigen Lücken dazwischen waren mit einer eindrucksvollen Stereoanlage und einem Flachbildschirm ausgefüllt. Die vierte Wand wurde von den geschlossenen Holzjalousien vor den hohen Fenstern eingenommen. Dazwischen hingen Poster von Konzerten und neu herausgekommenen CDs. Die meisten Poster waren signiert. Der Raum roch nach Zimt und Rauch. Carol bemerkte den süßlichen Marihuanaduft, vermischt mit dem eher bitteren Geruch von Marlboro Gold. Das Licht kam von einigen säulenförmigen Papierlampen, die geschickt im Raum verteilt waren. Das vermittelte ihm eine eigenartige Intimität.
    »Machen Sie’s sich bequem«, meinte Bindie. »Ich sehe, Sie haben Milch mitgebracht.« Sie nickte Sam zu. »Die Küche ist da draußen. Die Tür rechts von der Haustür. Tee und Kaffee im Schrank über dem Wasserkocher. Cola light, Saft und Wasser im Kühlschrank.«
    Sam wirkte einen Moment verwirrt. »Ich nehme einen Kaffee, Sam. Mit Milch, ohne Zucker«, sagte Carol und tauschte einen schnellen Blick des Einverständnisses mit Bindie. Na komm, Sam, kapier’s schon . Sam begriff, dass seine Chefin sich um der Befragung willen mit Bindie verschwor. Sie wollte ihn dadurch nicht herabsetzen.
    »Kann ich Ihnen etwas bringen, Ms. Blyth?«
    »Nein, danke, Süßer, ich hab schon.« Sie zeigte auf ein großes Glas, an dem sich schon Wasserperlchen gebildet hatten. Es hätte pure Cola light sein können, aber Carol bezweifelte das. Bindie kauerte sich neben dem Tisch mit ihrem Glas und Zigaretten auf einen Sitzsack.
    »Schöne Wohnung«, bewunderte Carol.
    »Nicht ganz der Rock-and-Roll-Stil, den Sie erwartet hatten, oder? Aber vom BBC-Gehalt kann ich die Hypothek nicht abzahlen«, erklärte Bindie. »Sondern von der Arbeit in Clubs. Ich bin keine alberne Tussi, DCI Jordan. Ich habe einen Universitätsabschluss in Volkswirtschaft, und auch den hab ich mit Plattenauflegen bezahlt. Ich weiß, ich werde wahrscheinlich nicht lange Spitzenverdienerin bleiben, deshalb mache ich das Beste draus, solange ich kann.«
    »Leuchtet mir ein.«
    »Ich war immer schon vernünftig.« Sie verzog das Gesicht. »Manche sagen vielleicht langweilig. Aber das war eines der Dinge, die Robbie an mir mochte. Er wusste, ich würde ihn nicht zu Dingen verleiten, die seine Karriere ruinieren könnten. Stimmt es also, was man sich in der Redaktion erzählt? Rizin? Er wurde mit Rizin vergiftet?«
    »Im Krankenhaus hat man Untersuchungen gemacht, während er krank war. Die Bestätigung steht noch aus. Aber ja, es sieht so aus, als sei er mit Rizin vergiftet worden.«
    Bindie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Das ist doch verrückt. Es … es ergibt keinen Sinn. Robbie und Rizin. Wo ist da die Verbindung?«
    Wenn ich das wüsste, könnten wir alle nach Haus gehen . »Bis jetzt weiß ich das auch noch nicht. Das ist eines der vielen Dinge, die ich herauszufinden versuche.«
    »Na gut. Was wollen Sie mich also fragen?« Bindie nahm sich die Marlboropackung, schnippte sie mit dem Daumennagel auf und zog eine Zigarette heraus.
    »Was für ein Mensch war er?«
    Bindie zündete ihre Zigarette an und stieß den ersten Zug aus, während sie Carol mit zusammengekniffenen Augen ansah. »Sie haben keine Ahnung, wie viele Leute mir diese Frage schon gestellt haben. Aber die meisten waren dabei etwas aufgeregter.« Carol machte den Mund auf, um sich zu verteidigen, aber bevor sie etwas sagen konnte, machte Bindie eine beruhigende Handbewegung. »Ich will mich nicht lustig machen, ich weiß, dass Sie Fragen stellen müssen.« Sie seufzte und lächelte, ihr Gesicht entspannte sich. »Was für ein Mensch war Robbie? Ein netter Junge. Und ich wähle mit Bedacht das Wort ›Junge‹. Er hatte noch eine lange Entwicklung vor sich. Er hatte Talent und wusste das. Er war nicht arrogant, aber sich seiner Begabung durchaus bewusst, wenn Sie wissen, was ich meine. Er kannte seinen Wert und war stolz auf das, was er erreicht hatte. Was noch?« Sie hielt inne und inhalierte. »Er liebte Musik und Fußball. Wenn er kein Fußballer gewesen wäre,

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