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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Drogengeschäfte gemacht werden. Die Kamera ist also nicht auf die Gäste gerichtet. Aber wir haben das hier gefunden.« Sie ging ans Whiteboard und heftete eine unscharfe Vergrößerung an. »Das ist Robbie«, erklärte sie und zeigte mit einer Hand auf die äußerste Ecke des Fotos. »Wir können mit Sicherheit sagen, dass er es ist, weil er auf dem Mittelfinger die Tätowierung eines keltischen Ringmusters hat. Und neben ihm können wir noch jemanden ausmachen.« Ein paar Zentimeter von Robbies Fingerspitzen entfernt war eine halbe Hand, ein Handgelenk und ein Teil eines Unterarms. »Ein Mann«, verkündete sie mit einem Ausdruck, in dem sich Widerwille und Freude mischten. »Es fehlen bei der Winkeleinstellung der Kamera nur ein paar Grad, dann hätten wir ihn. Aber so wissen wir nur, dass es sich um einen Kerl handelt und dass er rechts keine Tätowierung auf der Hand, dem Handgelenk oder dem Unterarm hat.« Sie trat von der Tafel zurück und setzte sich wieder. »Stacey kann also den Website-Kunden zumindest mitteilen, dass wir nur an Männern interessiert sind.«
    »Aber können wir das wirklich? Können wir sicher sein, dass dies die Person war, von der er sprach?«, mischte Sam sich ein.
    »So sicher wie irgend möglich. Wir haben das komplette Material durchgesehen und konnten niemanden anders mit Robbie in Verbindung bringen. Wenn jemand hinter ihm gestanden und mit ihm gesprochen hätte, wäre er nicht an sein Glas herangekommen. Seht doch, es steht so nah neben Robbie, dass außer der Person, die direkt neben ihm an der Bar stand, niemand etwas damit hätte anfangen können.«
    »Okay.« Sam gab sich geschlagen. »Kapiert.«
    »Danke, Chris. Hat sonst noch jemand etwas gefunden?«
    »Ich habe die Ergebnisse der Überwachungskameras auf der Straße«, sagte Paula. »Ich habe die Techniker der Spätschicht die Nacht durcharbeiten lassen. Robbie hat den Club auf keinen Fall durch die Vordertür verlassen, was wirklich Pech ist, weil in der ganzen Gegend Kameras hängen. Er muss durch die Seitentür, den sogenannten VIP-Ausgang, gegangen sein. Dort gibt es keine Videoüberwachung, der Club will es sich mit seinen sogenannten Promigästen nicht verderben. Auf diese Weise kommen die Sicherheitsleute des Clubs nicht in Versuchung, Aufnahmen an die Klatschblätter zu verscheuern. Wenn es keine Bilder von den Arschlöchern der drittklassigen Reality-Shows gibt, auf denen sie es mit betrunkenen Fans an der Hauswand treiben, dann werden sie auch nicht veröffentlicht. So weit die Theorie.
    Die kleine Gasse hinter dem Club führt auf die Goss Street, praktisch die Grenze von Temple Fields …« Paula hielt mit zusammengepressten Lippen und schmalen Augen einen Moment inne. »Und in Temple Fields ist die Videoüberwachung natürlich ziemlich notdürftig. Viele Geschäfte, die dort gemacht werden, hängen von der Laufkundschaft ab, so dass die Inhaber sich keine Videoüberwachung wünschen, deshalb wehren sie sich immer dagegen, wenn die Stadt mehr Kameras anbringen lassen will. Wir haben also keine Aufnahmen von Robbie, wie er auf die Goss Street stößt. Aber wir haben einen ganz kurzen Ausschnitt der Kameras am Campion Way. Ich habe ihn gerade ins Intranet gestellt, ihr werdet es auch auf euren eigenen Monitoren sehen können. Aber erst einmal ist er jetzt hier.« Sie zog einen Laptop näher zu sich heran und tippte auf das Touchpad. Auf dem interaktiven Whiteboard neben Carol erschien sofort ein dunkles Bild, ein abstraktes Halbdunkel, das von den Straßenlichtern am Campion Way herrührte. »Es ist ziemlich unscharf«, meinte Paula. »Wir können es wahrscheinlich etwas aufbessern. Aber ich weiß nicht, ob es uns helfen wird.«
    Die Kamera war so stark nach unten auf die Straße gerichtet, dass sie die Kennzeichen der Autos erfasste, die auf dem Campion Way langsam am Gehweg entlangfuhren. Zuerst bewegte sich nichts. Dann traten zwei Gestalten aus einer Seitenstraße, blieben am Bordstein stehen, warteten, bis ein später Bus vorbeigefahren war, gingen dann rasch über die Kreuzung und verschwanden auf der Fortsetzung der Seitenstraße. Wenn man wusste, dass es sich um Robbie handelte, konnte man erkennen, dass es tatsächlich der Fußballer war, der an der Kamera vorbeikam. Aber die andere, etwas weiter entfernt gehende Person war nur ein dunklerer Fleck. Nur einen kurzen Moment war etwas Weißes neben Robbies Schulter zu sehen.
    »Und der Mörder ist Caspar, der freundliche Geist«, stellte Kevin fest.

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