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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Ohrfeige verpasst bekommen. »Mord? Das kann nicht stimmen.«
    »Ich ermittle im Mordfall Robbie Bishop.«
    »Er ist nicht Mitglied bei uns«, entgegnete Gail scharf. »Ich wüsste es, wenn er Mitglied wäre.«
    »Wir haben Grund anzunehmen, dass er an dem Abend, als er vergiftet wurde, mit jemandem, der bei Ihnen Mitglied ist, in einem Club zusammensaß. Es ist möglich …«
    »Wollen Sie damit sagen, dass eines unserer Mitglieder Robbie Bishop ermordet hat? «
    Gail wich auf dem Sofa vor Stacey zurück, als wolle sie vor ihr fliehen.
    »Bitte, Gail, hören Sie mir doch einfach zu.« Staceys Geduld war fast am Ende. »Wir glauben, dass die Person, mit der Robbie etwas trank, vielleicht etwas gesehen oder etwas zu ihm gesagt haben könnte. Wir müssen diese Person aufspüren und nehmen an, dass sie Mitglied bei ›Best Days of Our Lives‹ war.«
    »Aber warum?« Gail schien außer sich. »Warum glauben Sie das?«
    »Weil Robbie einem anderen Freund sagte, dass er mit jemandem von seiner alten Schule etwas trinken ginge, und wir haben in seiner Hosentasche einen Zettel mit der Internetadresse gefunden.«
    »Das heißt doch nicht …« Gail schüttelte immer wieder den Kopf, als könne diese Bewegung Stacey zum Verschwinden bringen.
    »Wir hätten gern, dass Sie eine E-Mail an alle männlichen Mitglieder schicken, die zusammen mit Robbie auf der Harriestown High School waren, und jeden fragen, ob er die Person sei, die mit ihm am Donnerstag etwas getrunken hat. Und weil sie vielleicht nervös sind und es nicht zugeben wollen, sollten sie Ihnen ein neueres Foto und eine Mitteilung darüber schicken, wo sie am Donnerstagabend zwischen zweiundzwanzig und vier Uhr morgens waren. Glauben Sie, dass Sie das für uns tun könnten?« Stacey lächelte wieder. Es war gut, dass die Kinder nicht zu Hause waren, denn ihr Gesichtsausdruck hätte sie bestimmt vor Schreck zum Weinen gebracht.
    »Ich glaube nicht …« Gail verstummte. »Ich meine … zu diesem Zweck werden die Leute ja nicht Mitglied, oder?«
    Stacey zuckte mit den Schultern. »Das Internet ist im Großen und Ganzen eine positive Angelegenheit. Ich glaube, die Leute werden darauf eingehen, wenn man sie um Hilfe bittet. Robbie war populär.« Sie zog ein Mobiltelefon mit E-Mail-Funktion heraus. »Ich kann Ihnen den Text übermitteln, den Sie schicken sollen.«
    »Ich weiß nicht. Ich muss mit Simon reden. Meinem Mann.« Gail beugte sich vor und nahm ihr Handy vom Couchtisch.
    Stacey schüttelte bedauernd den Kopf. »Wir dürfen aber keine Zeit verlieren. Entweder wir tun es auf die nette Art, dann haben Sie die Kontrolle über Ihre Adressen und Ihr System, oder wir machen es anders. Dann hole ich mir einen Durchsuchungsbefehl, wir nehmen Ihre Computer mit, und ich tue, was immer nötig ist, um Ihre Mitglieder zur Zusammenarbeit zu bewegen. Es kann unschön werden, und wenn jemand der Presse steckt, dass Sie versucht haben, die Untersuchung von Robbie Bishops Ermordung zu behindern, bezweifle ich, dass Sie danach noch eine Firma haben werden, die Heuschrecken anzieht.« Stacey hob resignierend die Hände. »Aber es hängt von Ihnen ab.« Chris Devine wäre stolz auf sie gewesen, dachte sie, wie gründlich sie die arme Frau in die Enge getrieben hatte.
    Gail sah sie hasserfüllt an. »Ich dachte, Sie seien auf unserer Seite«, sagte sie verbittert.
    »Sie sind nicht die Erste, die diesem Irrtum unterliegt«, erwiderte Stacey. »Lassen Sie uns jetzt ein paar E-Mails schicken.«

    Vanessa nahm ihre Lesebrille ab und legte sie neben ihren Notizblock. »Ich glaube, das sind wir«, sagte sie.
    Die stämmige Frau, die ihr gegenübersaß, setzte sich auf ihrem Stuhl zurecht. »Ich werde alles in die Wege leiten«, erklärte sie. Melissa Riley war seit vier Jahren Vanessa Hills Stellvertreterin. Trotz aller Beweise, die das Gegenteil bestätigten, hielt sie an ihrem Glauben fest, dass sich hinter Vanessas eiserner Professionalität ein Herz aus Gold verbarg. Jemand, der so scharfsinnig und schnell menschliche Verhaltensweisen und Persönlichkeiten zu beurteilen wusste, konnte nicht wirklich so abgebrüht sein, wie Vanessa es zu sein schien. Und heute hatte Melissa endlich den Beweis dafür bekommen. Vanessa hatte alle ihre Termine abgesagt, um am Bett ihres verletzten Sohnes sein zu können. Allerdings war sie am Vormittag schon wieder zurück und arbeitete danach wie ein Pferd, aber trotzdem. Sie war nur weggegangen, weil die Partnerin ihres Sohnes darauf bestanden hatte,

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