Schleier der Täuschung
verloren.«
»Konzentriere dich, Obi-Wan. In welche Richtung möchtest du fliegen?«, fragte Qui-Gon mit ruhiger Stimme. »Vergiss den Bildschirm. Lass dich von der Macht leiten.«
Der Padawan schloss einen Moment lang die Augen, dann folgte er seinem Instinkt und änderte den Kurs. Als er wieder auf die Schirme linste, konnte er Cohls Kapsel rechts vor ihnen ausmachen.
»Ich sehe sie, Meister. Sie fliegen über das Kernschiff hinweg.«
»Captain Cohl hat es nie lange in der Herde ausgehalten.«
Obi-Wan zündete die Steuerdüsen, und nachdem er den Kurs ein zweites Mal korrigiert hatte, erschien wieder die beruhigend blinkende Silhouette auf dem Display.
Das runde Kernschiff füllte die Bildschirme, die mit der Bugkamera verbunden waren, inzwischen völlig aus – Ebene um Ebene an Räumen, die einst Konferenzzimmer und Mannschaftsquartiere gewesen waren, bis die Handelsföderation einen Großteil ihrer Angestellten durch Droiden ersetzt hatte. Sie hatten beinahe die Spitze der riesigen Sphäre erreicht, als ein einsamer Sternenjäger über einen der Schirme huschte und dabei aus seinen Doppellaserkanonen auf ein Ziel schoss, das außerhalb des Erfassungsbereiches lag.
»Ein Manteljäger der Nebelfront«, sagte Qui-Gon. Er klang nur ein wenig überrascht.
Manteljäger waren robuste, unauffällige Kampfmaschinen mit nach unten geneigten Flügeln und eigentlich für Atmosphäreneinsätze entworfen. Doch diesen Jäger hatte die Terroristengruppe mit Steuerflossen am Heck und einem aufgeschnallten Hyperantrieb ausgestattet.
»Worauf schießen sie?«, wunderte sich Obi-Wan. »Cohls Piloten sollten die Maschinen der Rendite schon längst zerstört haben.«
»Ich vermute, wir werden es bald erfahren, Padawan. In der Zwischenzeit sollten wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren.«
Obi-Wan versteifte sich ein wenig, aber er wusste, dass dieser milde Tadel berechtigt war. Er hatte die Angewohnheit, immer nach vorne zu blicken, statt sich wie sein Meister auf den Moment zu konzentrieren und auf die Lebendige Macht, wie die Jedi es nannten.
Hoch über der kahlen Krone des Kernschiffs und den klobigen Scannern, die auf dem Kontrollturm des Frachters thronten, gewann Cohls Kapsel rasch an Geschwindigkeit. Mit waghalsigen Manövern brach sie aus der Wolke der anderen Vehikel hervor, in der sie sich bislang versteckt hatte. Obi-Wan erkannte, dass sie Gefahr liefen, zu weit zurückzufallen, und so gab er ein wenig mehr Energie auf die Antriebsdüsen.
Als ihre Kapsel kurz darauf über den winzigen Horizont des Kernschiffs hinwegsauste, hatten sie den Abstand stark verringert, und Obi-Wan traf schon Vorbereitungen, Cohl in den leeren Raum zu folgen, als ein weiterer Sternenjäger, ein modifizierter Z-95-Kopfjäger, auf einem der Bildschirme auftauchte – und explodierte.
»Der Kampf ist noch nicht zu Ende«, bemerkte Qui-Gon.
Nun, da sie der Umarmung der Hangarflügelarme entstiegen waren, konnten die beiden Jedi auch sehen, wer den Kopfjäger abgeschossen hatte: Ein zweiter Frachter hing wie ein Ring über Dorvallas Nachtseite, umgeben von Blüten grellen Feuers, die die Maschinen der Nebelfront säten.
»Die Verstärkung der Handelsföderation«, meinte Obi-Wan.
Qui-Gon runzelte die Stirn. »Dieser Frachter könnte die Dinge verkomplizieren.«
»Nun kann Cohl uns zumindest nicht mehr entkommen.«
»Cohl ist gerissen, Obi-Wan. Bestimmt hat er mit etwas Derartigem gerechnet. Er unternimmt nichts, ohne mindestens einen Ausweichplan parat zu haben.«
»Aber, Meister, ohne die Unterstützung durch seine Schiffe …«
»Erwarte nichts«, unterbrach ihn Qui-Gon. »Halte einfach weiter den Kurs.«
Die Kapsel der Terroristen war heillos überfüllt, dennoch versuchten die acht verbliebenen Mitglieder von Cohls Truppe, den Aufgaben nachzukommen, mit denen man sie betraut hatte.
»Äußere und innere Luken verriegelt, Captain«, meldete Boiny, der sich hinter die geschwungene Instrumentenkonsole gequetscht hatte. »Alle Systeme auf Nennleistung.«
»Bereitet alles für den Umstieg von Repulsor- auf Fusionsantrieb vor«, befahl Cohl, während er in das Sicherheitsgeschirr seines Sitzes schlüpfte.
»Bereite Umstieg vor«, sagte Rella.
»Kom aktiviert«, fügte jemand anderes hinzu. »Gehe auf Prioritätsfrequenz.«
»Entfernung zum Kernschiff beträgt mehr als einen Kilometer, Captain. Wir sind im freien Raum.«
»Ganz ruhig jetzt«, mahnte Cohl. Er spürte die Spannung, die sich in der wiederaufbereiteten Luft
Weitere Kostenlose Bücher